AC/DC - Maximum Rock N Roll
anstrengend, aber niemand beklagte sich. Oft wurde bis zu sechs Stunden am Tag geprobt, abends live gespielt und danach gefeiert bis zum Abwinken. Es war harte Arbeit. Sie nahmen ihren Job sehr ernst, schließlich spielten sie auch ernsthafte Musik.
Manchmal nahmen sich Fraternity auch zu ernst, wie Bandmitarbeiter Peter Head berichtet: »Es war immer wieder eine nervtötende Erfahrung. Die Jungs stritten sich über die kleinsten Kleinigkeiten – die Phrasierung eines Akkords, einen Halleffekt, ein einzelnes Wort im Text. Schnell wurde es dann laut, sie schrien sich an, manchmal kam es wegen der Streits über die Musik sogar zu Schlägereien.«
Da war das Leben in den Hügeln von Adelaide doch wesentlich entspannter. Teil der dortigen Szene war auch der Künstler Vytas Serelis. Wenn sie zufällig am Sonntag einmal frei hatten, machten sich einige der Musiker zu Serelis Sieben-Hektar-Gelände in Carey Gully auf, wo sich seine Gemälde, Skulpturen und Installationen zwischen alten Autos und Bussen stapelten.
Peter Head: »Vince, Bon, Vytas und ich hatten damals ein sehr enges Verhältnis untereinander. Wir saßen oft gemeinsam am Lagerfeuer, spielten Gitarre, sangen, schrieben neue Songs, jammten zu Vytas’ Sitarspiel und knallten uns zu mit Marihuana, Magic Mushrooms, Acid, Alk, oder was gerade verfügbar war. Wir hatten wirklich viel Spaß. Frauen, Kinder, Freundinnen, Musikerkollegen und andere Künstler leisteten uns Gesellschaft. Diese Zusammenkünfte dauerten oft Tage.«
Es war die Ruhe vor einem Sturm der Enttäuschung. John Ayers stieß im März zur Band. Im Mai erschien Fraternitys zweite Single »Seasons Of Change« – ihre erste mit Bon – auf dem Label Sweet Peach. Der Song, den Bon schon mit Blackfeather aufgenommen hatte, war von Fraternity zwischen Februar und März in Adelaide eingespielt worden und schoss an die Spitze der südaustralischen Charts.
Im April jedoch war Blackfeathers At The Mountains Of Madness erschienen, und ihre Version von »Seasons Of Change« entwickelte sich dummerweise landesweit zu einem Riesenhit – obwohl Infinity/Festival Records angeblich versprochen hatten, den Blackfeather-Titel nicht in direkter Konkurrenz zu Fraternity zu veröffentlichen. Bon äußerte sich leidenschaftlich, fast handgreiflich zu dem Thema im australischen Fernsehen. Die Situation zeigte deutlich, dass er eine ziemlich niedrige Toleranzschwelle besaß, wenn er sich einmal wirklich ärgerte.
John Swan, der später für Fraternity am Schlagzeug saß, spielte damals bei der Band Hard Time Killing Floor, die oft gemeinsam mit Fraternity auftraten. Er sagt über die damalige Band von Bon Scott: »Sie waren überall angesagt, aber in Adelaide waren sie besonders beliebt, weil sie diesen bestimmten Sound hatten. Sie hörten sich an wie The Band, die damals noch niemand zu schätzen wusste. Meiner Meinung nach aber spielten Fraternity in einer total anderen Liga, womit ich jetzt The Band nicht schlechtmachen will. Das hat auch nichts damit zu tun, dass wir mit ihnen befreundet waren. Wir waren von ihnen beeindruckt, und wir konnten gar nicht glauben, dass Leute, die wir kannten, so verdammt talentiert waren.«
Als der geplante Trip in die USA schließlich ins Wasser fiel, konnten sich Fraternity zumindest damit trösten, dass sie in der Zeitschrift Go-Set zu einer der besten Bands Australiens gewählt worden waren. Es half natürlich auch, dass sie den Bandwettbewerb Hoadley Battle Of Sounds im Juli gewannen und dafür eine Reise nach Los Angeles, 2000 Dollar Preisgeld und Aufnahmezeit in einem Melbourner Studio im Wert von 300 Dollar bekamen. Zwar fuhr die Band nie in die USA, aber sie nutzten die Studiozeit, um ihr zweites Album einzuspielen.
Schließlich stieß der Gitarrist und Pianist Sam See zu ihnen, um der Musik ein ausgeprägteres Countryfeeling zu verleihen. Diese Richtungsänderung war deutlich erkennbar, als Ende 1971 endlich das lang erwartete Debütalbum Livestock erschien, ein Jahr nach Abschluss der Aufnahmen. Die Band, die auf dieser Platte zu hören war, hatte mit dem aktuellen Sound von Fraternity nicht mehr viel gemein. In den nächsten Monaten ging es jedoch nicht recht vorwärts. Immerhin erschien im März 1972 die Single »Welfare Boogie«, die bewies, dass Bon trotz des hippieesken musikalischen Kontextes ein Talent für bodenständige Texte entwickelte. Wer aber aufgrund von »Welfare Boogie« den Eindruck bekommen hatte, Fraternity hätten sich nun in Status Quo
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