AC/DC - Maximum Rock N Roll
verwandelt, sah sich eines Besseren belehrt, als die Band im Rahmen von Peter Sculthorpes Musical Love 200 mit dem Melbourner Sinfonieorchester und Jeannie Lewis auftrat.
Lobby Loyde: »Schon möglich, dass Bon in Adelaide in einigen Avantgardebands gewesen war, aber es war auch so, dass man ihn schon ein paar Blocks entfernt hören konnte, weil er schon immer am äußersten Rand der Tonskala sang. Er hielt sich nicht mit irgendwelchen abgefahrenen Phrasierungsmöglichkeiten auf. Er legte einfach los.«
Zu dieser Zeit schielte die Band vor allem hinüber nach Großbritannien. Das Jahr 1972 war ein paar Monate alt, als Fraternity nach London umzogen. Kurz zuvor hatte Bon seine Freundin Irene, eine attraktive Blondine, geheiratet.
Das zweite Album der Band, Flaming Galah – ein australischer Slangausdruck für »Idiot« -, erschien im April in ihrer Heimat.
Leider stellte sich heraus, dass England längst nicht so glamourös war, wie es von der anderen Seite des Planeten aus den Anschein gehabt hatte und wie die Berichte in Zeitschriften wie Go-Set vermuten ließen. Fraternity probten viel, aber es gab nur wenige Möglichkeiten für Auftritte. Die Band und ihr Tross – insgesamt 17 Personen – lebten in einem ungeheizten Haus in Finchley, einem Vorort, in dem Bon später einmal Schlimmes widerfahren sollte.
In den ersten Monaten konnten sie nicht viel mehr tun als zuzusehen, wie ihre Schulden in die Höhe schossen, während es gleichzeitig mit ihren Beziehungen bergab ging. Um zumindest ansatzweise über die Runden zu kommen, arbeitete Bon als Barmann in einem Pub.
Ende 1972 ergab sich die Möglichkeit zu einer kurzen Deutschlandtournee mit drei Clubkonzerten in Berlin, Frankfurt und Wiesbaden. Langsam zeigte sich ein Silberstreif am Horizont.
John Bisset: »Die Leute wollten nur, dass wir richtig abrockten. Und die Band gab ihnen, was sie wollten. Bon machte seine Ansagen auf Deutsch und das Publikum liebte ihn.«
Auf dem Rückweg nach England jammten Fraternity mit Brian Augers Oblivion Express in einer französischen Kleinstadt. Bei einer anderen Gelegenheit war der ehemalige Vanilla-Fudge-Bassist, Tim Bogert, der damals gerade bei Cactus spielte, begeistert von der Idee, mit den Australiern auf die Bühne zu gehen.
Aber gelegentliche Auftritte mit kleineren Berühmtheiten oder im Vorprogramm etablierter Musiker (etwa Status Quo, die von der Support-Band an die Wand gespielt wurden) brachten nicht genug Geld ein, um die Rechnungen zu bezahlen. Im März 1973 stieg John Bisset aus. Sam See war da schon seit längerem nicht mehr dabei.
John Bisset: »Wir hatten eigentlich keine größeren Pläne, als uns möglichst gut zu amüsieren. In England war es mit der guten Laune aber bald vorbei. Als wir nicht mal mehr genug Geld hatten, um uns zu besaufen, machte es wirklich keinen Spaß mehr. Aber die Musik und das Songschreiben spielten die meiste Zeit nur die zweite Geige.«
In ihrer Verzweiflung beschlossen die Musiker, die Band in Fang umzutaufen, um sich Bands wie Slade oder Geordie ein wenig anzunähern. Aber mit ihren Bärten und dem stark zurückgehenden Haaransatz einiger Mitglieder sahen Fang weder ihren englischen Kollegen ähnlich, noch hörten sie sich so an. Und das, obwohl sie wahrscheinlich eine ähnliche Leidenschaft für Lautstärke und Spaß mitbrachten.
Fang spielten im Vorprogramm von Geordie am 23. April in der Torquay Town Hall und tags darauf in Plymouth. Bon war von der rauchigen Stimme, der warmherzigen Art und der Bodenständigkeit des Geordie-Sängers Brian Johnson fasziniert, der während des Konzerts immer wieder den Gitarristen seiner Band auf die Schultern hob.
Nach den Gigs mit Geordie übernahmen Fang im Mai das Vorprogramm bei den deutschen Krautrockern Amon Düül II, die damals nicht nur die Ohren beschallten, sondern auch das Bewusstsein erweiterten. Anfang Juni folgte ein Auftritt als Support der Pink Fairies im Village Roundhouse in London.
Schließlich ließ sich die Rückkehr nach Australien nicht mehr aufschieben, und als Fraternity nach ihrem letzten England-Auftritt im August in die Heimat zurückkehrten, taten sie das mit gesenkten Köpfen.
John Bisset: »Wir haben den Preis dafür bezahlt, dass wir überhaupt keine eigene Richtung hatten. In der ganzen Zeit mit Fraternity haben wir uns nur von einer Woche zur nächsten gehangelt. Und dabei war es immer hart, denn wir hatten nie Geld.«
Lobby Loyde: »Fraternity waren eine großartige Band. Für mich waren sie
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