AC/DC - Maximum Rock N Roll
Valentines gegeben hatte, die aber nicht raus durfte.«
Leider fiel der Neuanfang mit AC/DC mit dem Ende seiner Ehe mit Irene zusammen. Trotzig versuchte er, seine Niedergeschlagenheit mit Großmäuligkeit zu überspielen.
»Mir war die Band wichtiger als meine Schnecke, also bin ich bei denen eingestiegen und habe sie sitzen lassen«, erklärte er Anthony O’Grady im RAM vom 19. April 1975.
Abgesehen vom Liebeskummer hatte er durch die neue Situation in jeder Hinsicht gewonnen. Bon sang jetzt nicht nur bei einer verdammt angesagten Band, die genau das war, was er sich immer erhofft hatte, er hatte auch noch bei einer Band mit großartigem Stammbaum angeheuert.
Bon hatte den Eindruck, dass AC/DC genau da weitermachten, wo seine Helden, die Easybeats, aufgehört hatten. Mit George Young – den Bon überaus bewunderte – als Mentor schien es überhaupt keinen Grund zu geben, weshalb die zweite Runde nicht ebenso gut werden sollte wie die erste. Bon legte sich einen ordentlichen Vorrat an Betäubungsmitteln an und packte seine Sachen für den Umzug nach Sydney, wo er sich mit der Band treffen und seinen neuen Karriereabschnitt beginnen wollte.
Das Problem war jedoch, dass AC/DC nun praktisch zwei Sänger hatten. Aber die Gruppe war von Bon derart begeistert, dass es für Evans allmählich verdammt eng wurde. Inzwischen hatte er kaum noch etwas mit der Band zu tun, und er sah die Kollegen nur noch auf der Bühne. Er wusste, dass etwas gegen ihn im Gange war, denn niemand bemühte sich, die Sache großartig geheim zu halten.
Auf dem Rückweg nach Sydney ereilte Evans schließlich bei einem Gig im Esplanade Hotel in St. Kilda sein Schicksal. Der Sänger ging zurück nach Sydney und gründete dort Rabbit, eine harte Glam-Rock-Band, die Gary Glitters urwüchsige Beats mit Rock’n’ Roll und einem feuerspeienden Bassisten kombinierte. Rabbit veröffentlichten zwei Alben: Rabbit (1975) und das etwas erfolgreichere Too Much Rock’n’ Roll (1976).
Nachdem AC/DC ebenfalls nach Sydney zurückgekehrt waren, gab Bon sein offizielles Debüt in der Rockdale Masonic Hall, einem Veranstaltungsort etwa eine Stunde südlich vom Stadtzentrum gelegen. Die Texte erfand er dabei teilweise spontan. Und er verwendete so viele Kraftausdrücke und zotige Sprüche, wie ihm nur einfielen. Dabei arbeitete er sich in seiner roten Latzhose mit reichlich anzüglichen Gesten grinsend durchs Programm. Die meisten Leute waren zu verblüfft, um schockiert zu sein: Niemand hatte je zuvor so etwas gehört wie »She’s Got Balls«, den ersten Song, den das neue Line-up gemeinsam geschrieben hatte.
Das größte Geheimnis jedoch war, wie Bon es geschafft hatte, diesen Abend überhaupt zu meistern.
Angus: »Ich erinnere mich nur an literweise Bourbon und das ganze verdammte Dope! Ich sagte zu Malcolm: ›Verdammte Scheiße, Mal, wenn der Typ später überhaupt noch stehen kann, sollte mich das wundern!‹ Da ging der Bourbon wirklich flaschenweise weg. Mal trank allerdings auch ordentlich Ingwerwein und meinte nur: ›Ach, und wenn schon!‹ Als wir auf die Bühne kamen, hat’s mich dann aber fast umgehauen. Mir war schon klar, dass Bon versuchte, mich zu beeindrucken, aber seine Stimme war wie ein Tornado. Er ließ einfach einen unglaublichen, wilden Brüller raus. Die Leute waren wie vom Donner gerührt. Das muss man gesehen haben. Mich hat es umgehauen. Und dann haben wir losgelegt.«
Den größten Schock bekamen natürlich die Fans des geschassten Dave Evans, die gekommen waren, um ihr Idol zu sehen. Bon übernahm es, ihnen die traurige Nachricht zu übermitteln.
Malcolm: »Bon kam noch vor dem Rest der Band auf die Bühne. Er marschierte nach vorn, griff sich das Mikro und erklärte: ›An alle, die hier sind, um Dave Evans zu sehen – der kommt heute nicht. Die Band hat ihn gefeuert, weil er geheiratet hat.‹ Wir dachten nur: ›Verdammte Scheiße, was erzählt der Typ da?‹ Aber auf der Bühne übernahm er einfach das Kommando. Man konnte unglaublich gut mit ihm arbeiten. Es war kaum zu glauben, wie professionell er war, denn auf den ersten Blick schien es ganz anders zu sein. Aber daran merkte man, dass Bon richtig Spaß hatte. Er wusste wirklich, worauf es live ankam.«
Bon, der ein großer Fan des Komikers Lenny Bruce und seines rasiermesserscharfen Humors war, brachte mehr mit als nur eine großartige Stimme und eine umwerfende Persönlichkeit, die ihn durchaus dazu befähigt hätte, Schauspieler zu werden. Zwar änderte er das
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