AC/DC - Maximum Rock N Roll
Band, wie sie wirklich war.
Ihre offensive Machoattitüde, ihre aggressive Grundhaltung sowie ihre offenkundige Begeisterung dafür, das Establishment mit provokanten Aktionen zu kitzeln, veranlasste die Musikzeitschrift RAM am 19. April zu einem interessanten Vergleich. AC/DC wurden zum ersten Mal als Punkband bezeichnet: »AC/DC: Auch in Australien gibt es Punks.« Der australische Rolling Stone schlug in dieselbe Kerbe und bezeichnete AC/DC als »Melbournes erste Punkband«.
Auch wenn sie damals eher bei den »Heavy Metal Nites« im Hard Rock Café spielten, passte das Etikett Punk im weitesten Sinne sogar. AC/DC waren Straßenpunks, ebenso wie Elvis, die frühen Stones, die Pretty Things, The Who, die Small Faces und die Kinks es waren. Sie hatten kein Problem damit, die Dinge beim Namen zu nennen, am liebsten eingebettet in einen Schwall wüster Obszönitäten.
Seltsam war daher nur der Zeitpunkt, zu dem RAM und der Rolling Stone zu ihren Erkenntnissen gelangten. Die Sex Pistols sollten erst sieben Monate später ihren ersten Gig spielen, und The Clash traten im August 1976 erstmals öffentlich auf.
Angus’ höllische Bühnenshow machte den Eindruck, dass AC/DC ausgezogen waren, um so viel Verwüstung wie nur möglich anzurichten und das Leben anständiger Leute zu ruinieren. Seine Schuluniformen stellten mitunter eine Gesundheitsgefährdung dar, weil er bei den Auftritten einen beträchtlichen Teil seines Körpergewichts in die Sachen geschwitzt und sie mit Zigarettenrauch und reichlich Rotz angereichert hatte. Er war immer wieder fasziniert, wenn er bei Konzerten feststellte, dass Mädchen sich geehrt fühlten, wenn sie seine Spucke, seinen Schweiß oder Rotz abbekamen.
Live hatten AC/DC ganz und gar nichts Nettes oder Geschliffenes. Ihr Programm bestand größtenteils aus den Songs von High Voltage sowie verschiedenen Covers von Chuck Berry und den Stones. Manchmal gaben sie sogar den alten Elvis-Klassiker »Heartbreak Hotel« zum Besten.
Während Angus’ Schuljungenverkleidung sich allmählich etablierte, überlegte sich auch Bon bei verschiedenen Anlässen, ein besonders schrilles oder aber extrem unauffälliges Outfit zu wählen. Bei einem Gig in der Melbourner Festival Hall, als AC/DC neben Split Enz und den Headlinern, den Skyhooks, auftraten, wollte Bon auf keinen Fall übersehen werden. Daher quetschte er sich als Tarzan in einen schmerzhaft engen Lendenschurz und schwang an einem Seil zwischen den Verstärkertürmen hin und her. Bei den Proben hatte es perfekt geklappt, bei der Show aber stellte sich heraus, dass Bon bei solchen Späßen körperlich an seine Grenzen geriet.
Angus: »Heutzutage gibt es Gurte und Gestelle, aber Bon machte einfach ein Seil an sich fest und schwang an der ganzen PA vorbei. Er räumte alles ab. Dann, beim Konzert, hängte er sich auch ans Seil, aber plötzlich war es wie bei Sylvester, dem Kater bei Bugs Bunny, wenn er in eine Meute Hunde fällt. Bon hatte vergessen, dass die Kids auf den Stühlen standen und schwang direkt in die Menge hinein. Es waren Unmengen junger Mädchen da, und als er wieder zurück auf die Bühne kletterte, hatte er nur noch seinen Tanga an. Sie hatten ihm alle anderen Kleidungsstücke vom Leib gerissen!«
Crewmitglied Phil Eastick: »Das Konzert in Melbourne war das erste Mal, dass ich sah, wie Bon Angus auf die Schultern nahm. Man darf nicht vergessen, dass es damals keine Sender für die Gitarren gab. Angus’ Instrument hing also an einem Kabel, das beinahe bis ans Ende der Festival Hall reichte. Bon trug ihn in seinem Lendenschurz bis dahin und wieder zurück.«
Ähnlich chaotisch verliefen ein paar Konzerte, die AC/DC tagsüber im Mai im Hard Rock Café anlässlich der sogenannten »Schoolkids Week« gaben. Bei einem Konzert war Bon nicht fit, und Angus und Malcolm übernahmen den Gesang.
AC/DC waren inzwischen in Melbourne ein etablierter Act und traten im Juni vier Mal bei Countdown auf. Um die herrschende Begeisterung zu konservieren, wurde das nächste Headliner-Konzert der Band in der Festival Hall am 16. Juni mit Stevie Wright und John Paul Young teilweise gefilmt.
Aus diesen Aufnahmen wurde später ein Video für die nächste Single »High Voltage« zusammengeschnitten (für den späteren Clip zu »Show Business« blieb auch noch Material übrig) und um zusätzliche Live-Sequenzen ergänzt, die Anfang Juli in den Supreme Sound Studios in Sydney entstanden. Das Video zu »High Voltage« drehte der Amerikaner Larry Larstead
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