Ach so!
intensivere Beziehung zum Endprodukt. Jeder Löffel erinnert an den Entstehungsprozess. Das eigene Handeln und Erleben versüßt offenbar die Beziehung und macht das Endprodukt umso wertvoller. Selbstgemacht schmeckt eben besser!
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Was tun wir gegen den Klimawandel?
87 Immer wieder wird auf großen Tagungen und Gipfeln über
das Schicksal unseres Planeten gesprochen. Unzählige Gesandte, Unterhändler,
Medienvertreter, Lobbyisten und Aktivisten treffen sich in großen Konferenzzentren.
Gesandte exotischer Inselstaaten warnen regelmäßig in die hungrigen Fernsehkameras:
»Wir steuern auf eine Katastrophe zu, die Klimamaschine gerät aus dem Takt,
apokalyptische Szenarien bahnen sich an ...«
Inzwischen wurden unzählige Protokolle, Prognosen,
Berichte und Gutachten erstellt, und allein für das hierfür verbrauchte Druckpapier
dürften unzählige Bäume gefällt worden sein. Auf den großen Pressekonferenzen, die
vom medialen Blitzlichtgewitter erfasst werden, treten unbekannte Experten ans
Mikrofon und warnen, dass die CO 2 -Konzentration seit der industriellen Revolution von 280 ppm auf inzwischen
mehr als 380 ppm angestiegen sei. Auf den heimischen Fernsehschirmen flimmern
rauchende Kraftwerke und schmelzende Gletscher, und in Live-Schalten buhlen
übernächtigte Journalisten um die Gunst der bekannteren Teilnehmer des Gipfels ...
Trotz aller Vorbereitung schachern am Ende die Großen der
Welt in verschlossenen Hotelzimmern um symbolische Statements, und man beginnt sich
zu fragen, ob solche Gipfel überhaupt das probate Mittel sind, um die Welt vor ihrem
Untergang zu retten.
Apropos Gipfel: Vor einigen Monaten wanderte ich über die
Gletscher des Pitztals. Bei sommerlichen Temperaturen erklärte mir ein kundiger
Bergführer, wie dramatisch der Rückgang des Taschach-Gletschers sei. In seiner
Kindheit reichte die Gletscherzunge noch bis tief ins Tal hinab. Wo einst
meterdickes Eis alles überdeckte, stößt man heute auf riesige Geröllfelder. Das
Abschmelzen erfolge immer schneller, meinte er, bald sei das Eis wohl ganz
verschwunden. Gerade in den Alpen ließen sich die Folgen des Klimawandels sehr
direkt beobachten.
Bei unserer Wanderung kamen wir an eingepackten
Schneehängen vorbei, die an die Kunstwerke des Verpackungskünstlers Christo
erinnerten: Ganze Berghänge werden im Sommer vorsorglich mit weißen Decken aus
Polyester und Polypropylen überzogen, um so die Schneeschmelze einzudämmen. Die
weiße Frischhaltefolie reflektiert das Sonnenlicht, doch trotz des Aufwands gibt es
Zweifel am Nutzen.
Am Pitztaler Gletscher wurden bereits im Jahre 2005
Teilflächen von insgesamt sieben Hektar abgedeckt. In wissenschaftlichen Vergleichen
mit allen Temperatur- und Niederschlagsparametern sowie der Sonnenintensität stellte
sich heraus, dass unter dem Vliesmaterial pro Sommer gerade einmal etwa 1,5 Meter
Schnee erhalten werden können.
Vor den einsetzenden Schneefällen im Herbst werden die
Folien dann aufgerollt und gelagert.
Die Gletscherfrischhaltefolie ist jedoch kein Dienst an
der gebeutelten Natur, sondern der verzweifelte Versuch, den drohenden Niedergang
des Skitourismus in den Tiroler Alpen zu verhindern: Denn ohne Schnee würde die
Wirtschaft der Region zusammenbrechen.
Wie sehr man sich um diesen Punkt sorgt, sollte ich wenig
später auf unserer Wanderung erfahren: »Im Pitztal wird in diesem Jahr die modernste
Kunstschneeanlage der Welt inBetrieb genommen.« Der Bergführer
zeigte auf ein dunkles Gebäude, und in seiner Stimme hörte ich eine seltsame
Mischung aus Stolz und Unbehagen.
Natürlich sah ich mir die neue Schneefabrik an.
Die Mitarbeiter schwärmten: »Die Technik stammt aus Israel, 44 und das Kühlprinzip wird in den heißen
Stollen von Diamant- und Goldminen eingesetzt. Unser ›All Weather Snowmaker‹ schafft
in 24 Stunden immerhin 950 Kubikmeter Kunstschnee.« Zum Beweis zeigte der
Mitarbeiter auf einen gigantischen Schneeberg vor der Halle; der Probelauf habe
einwandfrei funktioniert.
Im Innern des dunklen Baus standen riesige Behälter aus
Edelstahl, das verzweigte Rohrsystem erinnerte mich an eine überdimensionale
Milchfabrik. Das Prinzip funktioniere unabhängig von Temperatur, Luftfeuchtigkeit
und Wind, selbst bei Plus-Temperaturen könne man hier reichlich Schnee entstehen
lassen. Natürlich wolle man nicht im Sommer produzieren, denn es gehe darum, »die
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