Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ach so!

Ach so!

Titel: Ach so! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ranga Yogeshwar
Vom Netzwerk:
Zusammenspiel der
     verschiedenen Hirnregionen erst ab dem vierten oder fünften Lebensjahr ein. Daher
     erinnert man sich als Erwachsener kaum an Ereignisse aus der allerfrühesten
     Kindheit.
    Doch im Gegensatz zur Festplatte eines Computers speichert
     unser Gehirn das Erlebte nicht einfach ab, sondern verarbeitet auch im Nachhinein
     das Gespeicherte. Mit der Zeit verblassen manche Einträge, so dass wir nach Jahren
     zum Beispiel den Namen unseres Klassenkameraden oder den Ausgang eines wichtigen
     Fußballspiels vergessen haben. Je öfter wir bestimmte Situationen abrufen, desto
     fester graben sie sich in unser Gedächtnis ein.
    Manchmal können auch externe Faktoren zu einer Stütze
     werden: So können Sie sich vermutlich ganz genau an den 11. September 2001 erinnern,
     als die Welt erschrocken denAnschlag auf das World Trade Center
     verfolgte. Wo waren Sie an diesem Tag? Wer war bei Ihnen? Was haben Sie an diesem
     Nachmittag unternommen?
    Alle, denen ich diese Frage stellte, konnten sich selbst
     an kleine Details erinnern und erzählten mir zum Beispiel, dass sie ihre Frau
     anriefen und den Abend mit Freunden verbrachten. Was sie jedoch am Tag zuvor erlebt
     hatten, schien wie ausgelöscht, denn keiner der Befragten konnte mir darauf eine
     Antwort geben. Dieses besondere Weltereignis sorgt für einen bleibenden und
     intensiven Eintrag in unserem Gedächtnis.
    Nach demselben Muster erinnern sich die meisten Menschen
     an die erste Mondlandung, den Fall der Mauer oder an die eigene Hochzeit, denn diese
     Ereignisse waren geprägt von starken Emotionen. Solche Gefühle können auch durch
     unscheinbare Details geweckt werden: Der typische Geruch im Treppenhaus der Eltern,
     der Hall in den Gängen der alten Schule oder der Desinfektionsduft im Krankenhaus
     können zum unbewussten Auslöser einer lebendigen Erinnerung werden. Das in Tee
     getauchte Gebäck zauberte beim französischen Autor Marcel Proust Reminiszenzen an
     seine Kindheit hervor, die er in seinem Lebenswerk »Auf der Suche nach der
     verlorenen Zeit« beschrieb.
    Eine besondere Stütze auf der Reise in die eigene
     Vergangenheit sind Familienalben mit alten Fotos. Doch wie wahr sind die alten
     Geschichten, die uns dann einfallen? Oft schönen wir unbewusst das Vergangene, und
     mit der Zeit werden die vergangenen Erlebnisse durch immer mehr Phantasie ergänzt.
     »Früher war alles besser ...« – war es vermutlich nicht, doch in unseren
     Erinnerungen filtert das Gehirn Unangenehmes und Profanes schon einmal gerne heraus.
    Wie weit diese Selbsttäuschung geht, haben
     neuseeländische Wissenschaftler in einem bemerkenswerten Versuch dargelegt: 42 Sie zeigten Probanden Fotos aus deren
     Kindheit, welchesie von den jeweiligen Familien zur Verfügung
     gestellt bekommen hatten. Anhand der Bilder sollten sich die Versuchspersonen an die
     vergangenen Ereignisse erinnern. Eine Aufnahme wurde jedoch beim Experiment ohne
     Wissen der Beteiligten manipuliert. Auf einem Bild wurde die Testperson in den Korb
     eines Heißluftballons montiert. Zuvor hatten die Wissenschaftler sichergestellt,
     dass keiner der Kandidaten in seiner Kindheit eine solche Ballonfahrt unternommen
     hatte. Überraschenderweise erinnerte sich die Hälfte der Versuchspersonen an eine
     solche Fahrt! Einige hatten sogar lebendige Vorstellungen von diesem »falschen«
     Ereignis! Die manipulierten Fotos erzeugten also falsche Erinnerungen. Für die
     Wissenschaftler ist dieser Test eine wertvolle Hilfe bei der Erforschung der
     Funktion unseres Gedächtnisses: Offensichtlich ergänzen wir laufend unbewusst unser
     inneres Archiv, und nach einigen Jahren sind aus den alten Geschichten neue
     geworden. »Früher war alles besser ...«

[Menü]
    Welche Rolle spielt der Zufall in der Wissenschaft?
    84 Zufall ist ein bestimmendes Element des Fortschritts. Es gibt unzählige Beispiele von Wissenschaftlern, die per Zufall auf eine neue Spur geraten sind oder in einer Routine von einem Detail überrascht wurden.
    Die Entdeckung des Penizillins geschah eher zufällig, als die neugierigen Augen des schottischen Bakteriologen Alexander Fleming auf eine verschimmelte Bakterienkultur stießen. In einer kalten Novembernacht 1895 fiel dem Physiker Wilhelm Conrad Röntgen das schwache Leuchten eines Schirms auf; das machte ihn zum Entdecker der Röntgenstrahlung. Ein geschmolzener Schokoriegel in der Hosentasche des Ingenieurs Percy Spencer gab den Anstoß zur Entwicklung der Mikrowelle,

Weitere Kostenlose Bücher