Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ach so!

Ach so!

Titel: Ach so! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ranga Yogeshwar
Vom Netzwerk:
Philosophie der nachhaltigen ökologischen und ökonomischen Nutzung dieses einmaligen
     Skigebietes fortzuführen«.
    Für mich stellte sich an diesem Tag die ganze Absurdität
     unserer Klimadiskussion dar: Einerseits sehen wir die schmelzenden Gletscher,
     andererseits bauen wir inmitten der sterbenden Naturkulisse Skilifte mit geheizten
     Kabinen und eine Schneefabrik, die mit ihrem Stromverbrauch von 500000 Watt fleißig
     zur Klimaerwärmung und damit zur weiteren Gletscherschmelze beiträgt.
    Auf großen Gipfeln wird bald erneut über den Klimawandel
     diskutiert werden, und abends an der Hotelbar schwärmt vielleicht so mancher vom
     tollen Schnee im Pitztal ...

[Menü]
    Warum sind Feler manchmal gut?
    89 Die Luft zischte, und es roch nach Öl. Das geschäftige Treiben in der kleinen Werkzeugmaschinenfabrik im indischen Chennai erinnerte mich an den Maschinenraum eines alten Schiffes. Beim Gang durch die Fertigungshalle begleitete mich der technische Leiter. Er schwärmte von neuen Geschäftsfeldern und großen Zukunftsplänen, doch das fast Mitleid erregende Keuchen einer großen Stanzmaschine übertönte unser Gespräch. Für jeden technisch mitfühlenden Menschen war die hohe Belastung der Maschine unüberhörbar. »Ja, sie ist in der Tat überfordert«, lächelte mich mein Begleiter an, »eigentlich bräuchten wir ein größeres Modell, doch das ist zu teuer. In regelmäßigen Abständen versagt sie, denn ...« – er griff in eine Schublade und zeigte mir ein kleines Zahnrad – »... die brechen unter der Belastung. Wir haben sie aber im Nu ausgetauscht, und dann läuft die Produktion wieder.« Was auf den ersten Blick fast wie technische Ignoranz wirkte, erwies sich als kluge Strategie: Das regelmäßige Austauschen der defekten Zahnräder war erheblich günstiger als der Kauf einer größeren Maschine. Statt auf eine teure, technisch perfekte Lösung setzte man hier auf kalkulierbare Fehler und lebte gut damit!
    Ich habe seitdem oft an diese »indische Lektion« gedacht: Lerne, mit Fehlern zu leben, statt sie auszumerzen!
    In vielen Hightech-Branchen blockiert unser Perfektionsdrang den Fortschritt. Das Problem wird immer akuter, dennje komplexer die Systeme werden, desto größer ist die Zahl ihrer Komponenten und damit der möglichen Fehlerquellen. Weltraumfähren, Teilchenbeschleuniger, Hochgeschwindigkeitszüge oder größere Computersysteme sind mahnende Beispiele. Ständig fallen sie aus, denn irgendwo im Labyrinth der technischen Apparate zeigt immer ein Modul eine Störung an und stoppt so den gesamten Ablauf. Manchmal blockieren Kleinteile, die nur wenige Euro kosten, den Betrieb milliardenteurer Investitionen. Natürlich versucht man mit Redundanz und Sicherungssystemen vorzubeugen, doch die absolute Fehlerfreiheit ist und bleibt eine Illusion.
    Ein Ausweg ist der Schritt zurück zu einfachen Systemen: Die russischen Sojus-Trägerraketen wirken geradezu antiquiert im Vergleich zum amerikanischen Space Shuttle, doch sie funktionieren zuverlässig, und das seit Jahren. In vielen Branchen bemerke ich einen auffälligen Trend zurück zur Einfachheit. Viele Verbraucher sind überfordert mit den unzähligen Funktionen von Videorecordern, Handys oder Mikrowellen. Auch die überzüchtete Elektronik mancher Autos erweist sich als Irrweg. Ohne läuft es manchmal besser – weniger ist mehr! Ausgerechnet in der fortschrittlichsten Branche, der Software-Industrie, macht sich ein neues Denken breit:
    Viele Software-Häuser geben ihre Programme frei, obwohl sie von »Bugs« (Programm- oder Softwarefehler) nur so wimmeln. Wären unsere Autos so fehlerhaft wie die frisch gelieferte Software, würden wir sie umtauschen und noch am Kauftag unser Geld zurückverlangen. Doch in der Computerwelt herrschen offensichtlich andere Spielregeln: Wir akzeptieren das unfertige Produkt und dulden die nachträgliche Flickerei in Form von »Updates« und »Patches«. Die dutzenden Downloads sind der Beleg: Der Fehler gehört zum Programm!

[Menü]
    Warum ist Perfektion manchmal hinderlich?
    90 Es gab einen Knall, bläulicher Rauch stieg auf, und das wohlige Knattern des alten Motors setzte endlich ein. Stolz, mit verschmierten Händen, blickten wir auf das keuchende Gerät, das wir in den Tagen zuvor in seine Bestandteile zerlegt und wieder zusammengesetzt hatten. Der »Patient« lebte!
    Das »Herumschrauben« war unsere Lieblingsbeschäftigung. Nichts war sicher vor meinem Bruder und mir, egal ob Motoren, Radios,

Weitere Kostenlose Bücher