Ach so!
und selbst Kolumbus setzte seine Segel und erreichte per Zufall die Neue Welt. Vermutlich übersehen Sie und ich eine Vielzahl von Phänomenen, die eines Tages von offenen Augen erkannt und erforscht werden. Der Zufall allein reicht eben nicht aus, denn es braucht den glücklichen homo inquisitoris, der im richtigen Moment die richtige Frage stellt und beharrlich nach einer Antwort sucht.
Selbst hinter alltäglichen Dingen wie den Haftzetteln, auch Postits genannt, verbirgt sich eine Geschichte von Zufällen und Pannen. Sie beginnt Ende der Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts im amerikanischen Bundesstaat Minnesota. Der Entwicklungsingenieur Spencer Silver ist Angestellter eines großen Chemieunternehmens und forscht an derEntwicklung eines besonders starken Klebstoffs. Er versucht es in seinem Labor mit den verschiedensten Mischungen. Eines Tages probiert er eher zufällig aus, was wohl bei einem völlig falschen Mischungsverhältnis herauskommen würde. Der neue Zufallsklebstoff ist zunächst ein Flop: Er haftet nur schwach und lässt sich problemlos wieder lösen. Silver sucht zwar nach möglichen Anwendungen, doch niemand scheint sich so richtig dafür zu interessieren. Fünf Jahre vergehen, bis ein zweiter Mann ins Spiel kommt.
Er heißt Arthur Fry, ist Chemiker im selben Unternehmen wie Silver und singt in seiner Freizeit in einem Kirchenchor. Bei den Proben müssen die Musiker häufig verschiedene Seiten im Notenbuch aufschlagen. Lesezeichen helfen, doch oft genug fallen sie heraus. An einem Sonntag im Jahre 1974 hat Fry die zündende Idee. Mit Spencers Klebstoff würden die Lesezeichen halten! Die Chormitglieder sind begeistert, die Nachfrage nach den haftenden Lesezeichen steigt. Fry verteilt daraufhin Muster an alle Verantwortlichen im Unternehmen, doch die Mitarbeiter nutzen sie nicht nur als Lesezeichen, sondern auch als klebende Notizzettel.
Doch zunächst muss Fry noch ein Problem lösen: Der Klebstoff kann sich nicht entscheiden – mal klebt er an Buch oder Tisch, mal am Zettel. Erst nach zahlreichen Versuchen findet er eine Lösung.
Bei der mikroskopischen Betrachtung erkennt man, dass die neue Mixtur im Gegensatz zu anderen Klebern keinen gleichmäßigen Film bildet, sondern das Papier mit kleinen klebrigen Kügelchen überzieht. Beim Zusammenfügen wirkt also nur ein kleiner Teil des Klebers, die Haftoberfläche ist minimal, und somit bleibt die Haftwirkung schwach.
1978 kommen die ersten Haftzettel auf den Markt und erobern im Nu die Büros in der ganzen Welt. Heute schützen sie uns in allen Farben und Formen vor unserer Vergesslichkeit.
Sie zählen inzwischen zu den am häufigsten verkauften Büroartikeln. Begonnen hat alles per Zufall – mit einem klebrigen Fehlversuch!
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Warum reden alle von heißer Luft?
85 In unseren Geschichtsbüchern haben sie
sich verewigt: der erste Mensch, der den Nordpol erreichte, der erste Bergsteiger,
der den Mount Everest bezwang, und der erste Astronaut, der seinen Fuß auf den Mond
setzte. Aber haben sie den Ruhm immer verdient?
Die Geschichte lehrt uns, dass das erste bemannte
Luftfahrzeug eine »Montgolfiere« war. Dieser Heißluftballon, hergestellt von den
südfranzösischen Papierfabrikantenbrüdern Joseph Michel und Jacques Etienne
Montgolfier, stieg am 21. November 1783 in den Himmel historischer Unsterblichkeit
auf.
Die Praxis gab den Brüdern wohl recht, aber ihre
theoretische Erklärung des Flugprinzips war falsch: Sie hielten Rauch für das
entscheidende Traggas und waren sogar der Überzeugung, dass dieser möglichst übel
riechen müsse. So warf Etienne beim Jungfernflug im königlichen Park von Versailles
neben nassem Stroh auch verwesendes Fleisch und alte Schuhe (!) in das Feuer. Dieser
»wirksame« Qualm verscheuchte die adeligen Beobachter aus den ersten Reihen. Nicht
ohne Grund waren die ersten Passagiere zunächst ein Hammel, ein Hahn und eine Ente.
Erst später begriff man, dass die Funktionsweise des
Aerostaten nichts mit Rauch an sich zu tun hatte, sondern lediglich mit dessen
Temperatur, nämlich der geringeren Dichte heißer Luft.
Erhitzt man Luft von 0 auf 80 °C, dehnt sie sich aus. Hierdurch
verringert sich die Masse eines Kubikmeters um etwa 300 Gramm. Der resultierende
Auftrieb ist immer noch gering, weshalb der Aerostat der Gebrüder Montgolfier sehr
groß ausfiel.
Im Geschichtsunterricht hört man hingegen selten den Namen
von Jacques Alexandre César Charles. Dem
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