Achat von Dor (Kampf um Dor) (German Edition)
an Eigeninitiative aufbringen.“
Sadsh fiel in das Lachen ein. Er war froh, wieder freies Land unter sich zu haben. Dann zischte etwas.
Sadsh warf sich über die Konsole und riss die Steuerung nach links. Aber es war zu spät. Der Schweber trudelte.
Niwa schaltete das Stabilisierungsprogramm ein, das sie für einen kurzen Moment wieder in Flughöhe brachte. Dann traf eine zweite Hawk-Minirakete das Heck und sprengte die Antriebskammer ab.
Sadsh löste die Sicherungen der Sitze, fasste Niwa an der Hand und zerrte sie hinter sich her zum Notausstieg. Sie schlüpften in die Schleuse. Der Notballon pumpte sich auf, umgab sie und wurde ausgestülpt. Der Schweber fiel dem Wald entgegen. Die Antriebskammer explodierte eine gute Meile weit entfernt, während der Wind den Notballon erfasste und ihn schnell südwärts trieb.
Sadsh hing an den gummierten Griffen.
„Sollte das ein Versuch sein, uns auszurauben? Oder sieht das nicht eher nach einem Anschlag aus?“
„Auf mich oder auf Sie?“, fragte Niwa dagegen.
„Keine Ahnung! Wem würde es nutzen, wenn Sie umkämen? Besonders, da Sie die 72 Millionen noch gar nicht abgehoben haben?“
Niwa zog sich auf eine der Fußstützen aus Hartgummi, um ihre Arme zu entlasten. Für ein halbwüchsiges Mädchen, das gerade einen Raketenbeschuss überlebt hatte, machte sie einen überraschend gelassenen Eindruck. Daran lag es wahrscheinlich, dass Sadsh jetzt erst aufging, dass man sechzehnjährigen Mädchen solche Fragen einfühlsamer stellen sollte.
„Wir werden natürlich nicht umkommen!“, sagte er und kam sich sofort noch ungeschickter vor, denn Lady Kippun lachte.
„Woher wollen Sie das wissen? Sollte es jemand tatsächlich auf einen von uns beiden abgesehen haben, wird er auf diesen Notballon achten, zu der Stelle fliegen, an der er aufkommt und uns dort zu kriegen versuchen.“
Damit hatte sie zweifellos den Finger auf den wunden Punkt gelegt. Ein Notballon hatte eine auffällige Färbung, damit ihn Bergungskräfte möglichst schnell entdeckten. Sein Flugverhalten ließ sich berechnen. Seinen vermutlichen Landeplatz konnte man auf ungefähr eine viertel Quadratmeile eingrenzen. Dazu benötigte man nur Windrichtung und Windgeschwindigkeit, die Zahl der Personen im Ballon, um das Gewicht einschätzen zu können, und den Steuerungscomputer eines Schwebers. Da Schweber selbst Messfühler für Windeinflüsse besaßen, war es für einen Attentäter ein Kinderspiel, seine Opfer wieder zu finden.
Ein Notballon hatte noch einen weiteren Nachteil: Er ließ sich weder steuern, noch anhalten.
Außer man hieß Ellys Sadsherell.
Er kletterte über die Handgriffe zum Boden. „Gut festhalten!“
Er musste kräftig zerren, um den Pfropfen herauszuziehen, mit dem der Ballon in der Schleuse versiegelt wurde, nachdem er sich aufgeblasen hatte. Sofort schoss der Ballon nach rechts und begann unberechenbar herumzutanzen. Die ausströmende Luft wirkte als Antrieb, der das leichte Fahrzeug im Zickzackkurs herum schnellen ließ. Drinnen bekamen Sadsh und Lady Niwa kaum mehr Atem, so schnell riss es die Luft davon.
„Verrückt sind Sie schon“, keuchte Niwa. Sie kletterte vorsichtig an den Griffen nach unten. „Es ist Ihnen doch klar … “, rief sie in das Zischen, mit dem es den Ballon jetzt immer heftiger herumwarf, „ … dass wir gegen einen Felsen geschmettert werden könnten! Oder den Rest des Weges wie ein Stein abstürzen, falls die Luft entwichen ist, bevor wir unten sind.“
„Stimmt. Aber so sind wir ein Ziel, das kein noch so guter Schütze trifft und wir kommen garantiert nicht an der berechneten Stelle herunter.“
Etwas schlug von außen gegen sein Bein. Benadelte Äste peitschten den Ballon. Er verlor schnell an Höhe und Geschwindigkeit. Schließlich blieb er zitternd hängen.
„Ein Wald, wahrscheinlich“, murmelte Sadsh benommen. „Wie günstig!“
„Sehr günstig“, spottete Niwa.
Sie drückte kräftig gegen den Sensor, der den Ballon dazu brachte, sich an den Sollbruchstellen zu öffnen. Wie eine kunstvoll eingeschnittene Orangenschale klappten die Teile auseinander. Der Ballon verlor den Rest seines Auftriebs, rutschte an Zweigen entlang und plumpste auf weichen Waldboden.
Sadsh arbeitete sich heraus, half Niwa, sich von der schweren, lappigen Hülle zu befreien und gemeinsam zerrten sie das farbenfrohe Ding zu einem Dickicht, damit er von oben schwerer auszumachen sein würde.
Sadsh hinkte. Er fluchte leise.
„Wohin wenden wir uns?“, fragte
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