Achat von Dor (Kampf um Dor) (German Edition)
Niwa.
„Nicht Richtung Stadt! Diese Linie werden sie absuchen. Nicht westlich, denn da liegt Dor Gamma, ein weiteres Gefängnis. Man könnte auf die Idee kommen, dass wir dort Hilfe suchen wollen. Entweder südlich oder östlich. Wenn ich die Karte richtig in Erinnerung habe, gibt es ein Bergwerk 30 Meilen Richtung Süden. Im Osten kämen wir nach Dor Alpha, wo Ihr Vater ist. Aber bis dahin müssten wir bestimmt 70 Meilen durch unerschlossenes Gebiet.“
„Also nach Süden“, sagte Niwa.
„Dreißig Meilen“, überlegte Sadsh laut. „Schaffen wir das? Wir haben keine Ausrüstung, keine Waffe – nicht mal geeignete Kleidung.“
Niwa sah auf ihren Timer.
„Süden ist dort“, sagte sie und machte sich auf den Weg.
Sadsh folgte ihr.
Er horchte und war erleichtert, nichts außer dem Zirpen irgendwelcher Insekten zu hören. Ihr Landepunkt war also noch nicht ermittelt worden. Bis es soweit war, mussten sie möglichst weit fort sein.
Sadsh fand die Aussicht nicht sonderlich verlockend, mit einer Halbwüchsigen und ohne Hilfsmittel dreißig Meilen durch die Wildnis zu laufen, besonders nicht durch die Wildnis eines nicht sehr gründlich erforschten Planeten.
„Hören Sie, Lady Kippun“, sagte er, nachdem er sie eingeholt hatte. „Wir befinden uns in unbekanntem Gelände und haben vielleicht Verfolger im Nacken.“
„Ich weiß, was Sie sagen wollen, Invador. Sie möchten, dass ich bei Ihnen bleibe und immer tue, was Sie befehlen. Bis zu einem gewissen Grad versteht sich das von selbst. Sie sind der Soldat. Aber ich habe ein klein wenig mehr Erfahrung als Sie denken.“
„Dieses aber habe ich befürchtet“, sagte Sadsh.
Niwa ließ ihn nicht ausreden.
„Ich habe das Attentat überlebt, bei dem meine Mutter und mein Bruder umkamen. Ich bin bereits häufiger unter falschen Namen gereist, habe Türschlösser aufgebrochen, bin über die schneebedeckte Ebene von Enhaven gelaufen, um Hilfe zu holen, als Radhad angegriffen wurde, und ich habe in den letzten Monaten zu Hause Steuern eingetrieben, während mir und meinen Helfern Sicherheitsagenten der neuen Regierung auf den Fersen waren. Bitte berücksichtigen Sie das bei Ihren Planungen.“ Sie warf ihm einen hochmütigen Blick zu, den er resigniert erwiderte.
„Trotzdem“, sagte er.
Schweigend legten Sie rund eine Meile zurück.
Der Wald bot vorerst keine Gefahren oder Hindernisse. Unterholz gab es kaum. Tiere zeigten sich keine.
„Sie haben schon eine Menge erlebt“, sagte Sadsh nach einer Weile.
Niwa nickte.
„Warum mutet Ihr Vater Ihnen das alles zu? Erziehung zur Selbstständigkeit ist ja sinnvoll, aber es geht offenbar weit darüber hinaus. Weshalb lässt er diese gefährlichen Sachen nicht von den älteren Geschwistern erledigen?“
„Welchen? Navello kam bei dem Anschlag um. Tira wurde zu Hausarrest verurteilt. Sie lebt in Khira-City unter Bewachung und kann nicht mal nach draußen, um das Thermometer abzulesen. Und Halo hat mit der Verwaltungsbehörde kooperiert. Sie ist die Spitzenkandidatin der gemäßigten Reformpartei für die anstehenden Wahlen zu einem repräsentativen Parlament.“
Sadsh unterdrückte eine ganze Reihe wenig einfühlsamer Kommentare.
„Darf man fragen, ob ich die Revanchisten unterstütze, indem ich helfe, diese 72 Millionen zu transferieren? Wünscht Ihr Vater, das Rad mit Hilfe dieses Geldes zurückzudrehen? Möchte er einen Krieg finanzieren?“
„Sie sollten doch wissen, was Kriege kosten“, belehrte ihn Niwa.
„Ich schon“, sagte Sadsh.
„Sie meinen, wir seien verrückt“, fauchte Niwa. „Sie wissen nichts über uns. Sie wissen nichts über Khira! Für Sie ist mein Vater ein verrückter Diktator, der im Gefängnis endgültig wahnsinnig wird und über Racheplänen brütet.“
Sadsh bemühte sich, Niwa zu beruhigen, doch sie weigerte sich, von diesen Versuchen Notiz zu nehmen. Sie redete gar nicht mehr mit ihm.
Sadsh machte sich Vorwürfe, weil er gegen sein eigenes besseres Wissen wie mit einer Erwachsenen mit ihr gesprochen hatte. Er beschloss, das Thema Politik in Zukunft zu meiden.
Gegen Nachmittag stiegen sie in eine Schlucht ab. Die Gegend wirkte ursprünglich und unberührt. Nirgendwo gab es Zeichen für Eingriffe durch Menschen. Am Grund der Schlucht floss ein Bach, kaum mehr als ein Rinnsal. Dort konnten sie trinken und auf den mit Flechten überzogenen Felsen ausruhen.
Auf der anderen Seite wieder aufzusteigen, erwies sich als unmöglich.
„Wir müssen der Schlucht folgen und
Weitere Kostenlose Bücher