Achat von Dor (Kampf um Dor) (German Edition)
es weiter westlich versuchen.“
Sie liefen durch hellen Sand, der bewies, dass der Bachlauf nicht immer so wenig Wasser führte; das Flussbett war dreimal so breit wie das schmale Gewässer. Ein kleiner Trupp vierbeiniger ziegengroßer Tiere kletterte von den Felsen. Sie schlappten Wasser und fraßen Flechten von den Felsen.
Sadsh, der nie wild lebende Tiere gesehen hatte, blieb stehen, um sie zu beobachten. Er wusste nicht, dass Pflanzenfresser am Wasser unweigerlich Raubtiere anziehen. Es war Niwa, die ihn am Ärmel rückwärts zog.
„Wir stehen hier ziemlich ungünstig“, sagte sie.
Sadsh sah sich um. Eine Formation schneller Raubtiere kam im Sturzflug herab.
Sie waren so schnell, dass er nicht mehr als helle Körper und kantige Flügel erkennen konnte. Dann schnappten schon schmale Schnauzen nach ihm. Er warf sich über Niwa, klaubte eine Handvoll Sand auf und schleuderte ihn den Angreifern entgegen. Vier oder fünf der Tiere saßen bereits über einem der Pflanzenfresser und rissen Fleischfetzen aus dem Kadaver. Zwei Jäger verfolgten das fliehende Rudel, aber drei andere hatten Sadsh und Niwa als Opfer auserkoren.
Sadsh wurde in den Arm gebissen und revanchierte sich, indem er einen Stein nach dem Tier warf. Niwa löste ihren Gürtel vom Tunikaoberteil und schwang die schwere Schnalle in schnellen Halbkreisen gegen die Angreifer. Anscheinend waren die Raubtiere von Dor nicht an Widerstand gewöhnt. Sie kreisten unschlüssig ein paar Mal über der Stelle und als ein weiterer gut gezielter Stein sein Ziel traf, drehten sie ab.
„Mistviecher“, knurrte Sadsh erbittert.
Sein Arm schmerzte stark, obwohl nur wenig Blut aus der Wunde sickerte. Innerhalb einer Minute wurde ihm schlecht, seine Sicht verschwamm und er suchte an einem Felsen Halt. Es war ihm peinlich, als ihm klar wurde, dass er auf dem Boden lag. Anscheinend wurde er wegen einer so unbedeutenden Verletzung ohnmächtig.
Niwa schätzte die Situation anders ein. Sie sah wie sich schwärzlich-violett Verfärbungen rund um die Wunde auszubreiten begannen. Ein Blutgefäß dicht unter der Haut schwoll an. Etwas Schwarzes bewegte sich darin herzwärts. Sie schlang ihren Gürtel oberhalb davon um den Arm und schnürte ihn ab. Da sie keine Waffe bei sich hatten, suchte sie im Flusssand nach etwas Scharfkantigen und fand eine Art Schneckenhaus, das sie mit einem Stein zerbrach. Eine der Bruchkanten erwies sich als scharf genug.
Niwa schnitt in den Wundbereich hinein und presste, bis es stärker blutete. Mit dem Finger drückte sie das Schwarze durch die Arterie abwärts. Wie ein dunkler Blutklumpen glitt es heraus.
Sie krauste angeekelt die Nase und wartete noch ein bisschen, ehe sie den Gürtel lockerte. Sofort schoss das Blut reichlich hervor. Die Verfärbung ging zurück. Niwa ließ es nicht lange bluten, dann band sie den Arm wieder ab. Sadsh war inzwischen tief bewusstlos. Sie konnte ihn kaum ein paar Schritte weit schleifen, geschweige denn, ihn irgendwie aus der Schlucht hinausbringen.
Sie überlegte, ob sie versuchen sollte, die Steilwand zu erklettern, aber sie konnte keine Stelle entdecken, die nach einem Aufstieg aussah. Sie konsultierte ihre Uhr, die ihr neben der Uhrzeit auch die Himmelsrichtungen und Temperatur angab, eine Wettervorhersage machen konnte und einige andere Funktionen bereithielt, die auf Reisen nützlich waren. Die Wettervorhersage prophezeite Regen. Regen würde den Bachlauf ansteigen lassen. Dann würde das Wasser wahrscheinlich keinen Uferbereich freilassen.
Niwa nahm sich einige Minuten, um alle Alternativen zu überdenken und entschied sich für die direkteste Lösung.
Auf Sensorberührung fuhr die Uhr eine feine Antenne aus und suchte sich eine Frequenz, um einen Notruf zu senden. Niwa zerrte Sadsh in den Schatten eines Felsens. Sie suchte sich ein Versteck an der Steilwand. Entweder würde der Notruf ungehört verhallen oder vom Bergwerk her aufgefangen werden. Oder die Verfolger würden ihre Opfer auf diese Weise wieder finden.
Aber Niwa wusste, dass Sadsh schnell medizinische Hilfe brauchte und noch rund 18 Meilen Weg vor ihnen lagen.
Esmerald Aiken
Sadsh wachte auf und spürte seinen rechten Arm nicht. Der Schreck ließ ihn hochfahren. Jetzt bemerkte er erst die Schläuche, die Verbände und die Kontrollanzeigen. Ein Mann in orangefarbenem Kittel kam an die Liege.
„Schönen guten Morgen, Invador!“ Er brachte Sadsh dazu, sich wieder hinzulegen. „Ich heiße Rotman und bin
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