Achilles Verse
Meniskus. Ein stählernes »Achim!« riss mich aus meinem stillen Leiden. Ich schlurfte in die Küche. O nein. Mona kniete vor dem Küchenschrank.
Sie hielt die Dose Fitline®Aktivize®Oxyplus in der einen und die leere Tüte Zwieback in der anderen Hand. »Was ist das, Achim?«, fragte sie und schnüffelte an der Dose. Dazu muss man wissen, dass Fitline®Aktivize®Oxyplus ungefähr so riecht wie waffenfähiges Plutonium.
»Ist das Epo, Achim?« Ich lachte. Mona wusste gar nicht, was Epo ist. Sie hatte es mal aufgeschnappt, im Fernsehen. »Unsinn, Liebling, das ist völlig legal.« Mona glaubte kein Wort. »Ach ja? Und warum versteckst du es dann?« Ich wusste genau, dass ich rot wurde. »Ich habe es nicht versteckt, nur sicher aufbewahrt, wegen Karl.« Mona schwenkte die Zwiebacktüte, mit dem Blick der Mutter, deren hungerndem Kind von Barbaren das letzte Stück Brot weggefressen wurde. »Und wie erklärst du das hier?«, fragte sie. »Mein Magen«, stammelte ich, »das viele Training.«
Sie wusste, dass sie gewonnen hatte. Immer, wenn es ihr in den Kram passte, würde sie mich von nun an als Dopingsünder und Kohlehydrat-Junkie beschimpfen. Nur eine sofortige Demutsgeste konnte mich retten. Ich fuhr in die Laufklamotten. »Wo willst du hin?«, fragte Mona. »Zur Tanke, Zwieback holen, für Karl«, sagte ich. Mona nickte anerkennend. Sie ahnte nicht, dass ich mir heimlich ein Brötchen kaufen würde, mit schön viel Kohlehydraten drin.
Die Hüfte wippt mit
Grausam, aber wahr: Das Gewicht des Läufers entscheidet maßgeblich über sein Tempo. Auch wenn es viele schwere Jungs gibt, die mit 100 kg+ respektable Ergebnisse erzielen, sie wären mit 20 Kilogramm weniger noch viel schneller.
Viele Anfänger wundern sich, dass sie trotz regelmäßigen Trainings kein Gewicht verlieren. Das liegt daran, dass das Fett zwar schwindet, aber zugleich Muskelmasse aufgebaut wird – und die ist schwerer als Hüftgold.
Problem Nummer zwei: Wer viel läuft, hat viel Hunger. Auch für Ausdauersportler gilt die goldene Regel: Mehr Kalorien verbrauchen als nachfüllen. Schwacher Trost: Läufer sind bei regelmäßigem Training fast nie dicker geworden.
Um das eigene Gewicht einordnen zu können, empfiehlt sich der Bodymaß-Index (BMI) als Einheit: Man teilt das eigene Gewicht durch das Quadrat der Größe:
Körpergewicht: (Körpergröße in m) 2 = BMI
Bei einem Menschen von 100 kg Gewicht und 2 Metern Größe lautet die Rechnung:
100: (2,00 × 2,00) = 25
Ein BMI zwischen 20 und 25 ist ideal und bis 30 nicht übermäßig besorgniserregend. Unter 20 ist man zu dünn, über 30 definitiv zu dick. Wer wirklich ernsthaft längere Strecken gegen die Uhr laufen will, sollte sich eher Richtung 20 als zur 30 hin orientieren.
Wer mehr über die letzten Geheimnisse der optimalen Läufer-Diät wissen will, über gefrorenen Sellerie und Powerbar-Tarte, über die Geheimnisse von Pferdegulasch und Wurstwasser, dem sei der »Lauf-Gourmet« empfohlen – Achims Ernährungsratgeber und Rezeptbuch für alle Läufer-Lagen.
Heiligabend, Bescherung, Geschenke. Das gehört zusammen. Damit es aber das gewünschte Präsent gibt und keinen überflüssigen Ramsch, bedarf es einiger Anstrengungen. Besonders gewiefte Weihnachtszeitgenossen haben über die Jahre Erfolg versprechende Taktiken entwickelt .
Bald ist Weihnachten. Es sind die Wochen des Schneeregens. Die Morgen im dunklen Matsch sind die Hölle. Die Abende auch. Und erst die Wochenenden. Aber der Trainingsplan ist unerbittlich: Tempomachen, befiehlt er. Am Ende des Volksparks liegt ein verwaistes Leichtathletikstadion. Die Tartanbahn wurde von Generationen von Maulwürfen systematisch untergraben. Es ist glatt dort. Ein Weg dauert allein schon 20 Minuten, dazu 10 mal 400 Meter volle Pulle mit je einer Minute Pause, dann zurück, Brötchenholen, Duschen – das heißt: um 6 Uhr aufstehen.
»Ohne Tempoläufe kein Marathon«, sagt Klemmbrett-Karraß, mein Trainer. Er rät, dass man sich einen virtuellen Feind ausdenken soll, den man nach Herzenslust hassen kann, zur Motivation. Ich stelle mir eine Mischung aus Dieter Bohlen, Mauro Camoranesi und unserem Nachbarn Roland vor. Solche Typen haben immer als Erste den neuesten technischen Schnickschnack. Zum Beispiel eine Polar S625x, den Porsche unter den
Pulsuhren. Und ich nicht. Ich will auch eine. Von Mona. Zu Weihnachten.
Mona ist stolz auf mich. In unserem Mietshaus, in Karls Schule, in Gudruns Kiosk, auf jeder Party erzählt sie, dass ich
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