Acht Augen sehen mehr als vier
Gitter!“
Ihn knatscht sie nicht an. Sie klettern beide über das Tor. Mich lassen sie einfach stehen. Keiner fragt, ob ich mitwill! Was soll das denn? Emily schnappt sich ihr Rad und steigt auf. Finn wirft mir immerhin einen Blick zu. Er wendet sein Rad.
Ich zeige ihm einen Vogel.
Er steigt auf und düst hinter Emily her. Nee, so nicht. Nicht mit mir!
Ich bin völlig fertig und schleiche zum Regenpavillon zurück. Hocke im verlassenen Schulhof und kann mich selber nicht mehr leiden.
So hab ich mir den Sonntag nicht vorgestellt. Trotz Sonnenschein ziehen haufenweise schwarze Wolken um meinen Kopf.
Schöne Freunde, die beiden. Lassen mich hier einfach sitzen. Finn baggert Emily doch voll an! Und er hat die besseren Chancen bei ihr. Er ist zehnmal klüger als ich. Mit Recht nennt er mich Saurierhirn. Nie, nie könnte ich so dicke Wälzer verschlingen wie der. Finn passt total gut zu Emily.
Blöde alte Schule. Doofer Platz. Und unter meinen Rippen drückt irgendwas schwer wie ein Megagewicht von hundert Pfund.
„Mil, he, Alter!“
Finn. Wo kommt der denn her?
„Heulst du?“
„Ich? Nö! Wieso?“ Mit dem Handrücken wische ich mir irgendwas Nasses unter den Augen weg.
„Emily meint das nicht so. Du, die kann dich total gut leiden.“
„Hat sie das gesagt?“ Schon wieder so was Nasses auf meinen Backen. Shit! Ich bin doch kein flennendes Weichei.
Finn legt seinen Arm um mich, als wären wir noch im Kindergarten und ich wär grad über den Bordstein geflogen. Hey, es ist schon lange nicht mehr damals!
„Was willst du überhaupt hier? Geh doch zu Emily! Na, los, hau ab. Ich komm schon allein klar.“ Ich starre ihn wild an.
„Quatsch!“, sagt Finn und drückt mich fest. „Da läuft ein gewaltiger Shit. Aber ich hab mir was überlegt.“
„Bloß keinen Detektivkram, das halt ich nicht aus!“
Finn gibt mich frei und schüttelt seine Locken. „Nee“, sagt er und dehnt das kleine Wort. „Neeee. Das ist kein Spiel mehr. Wir müssen Laura davon überzeugen, dass du nichts mit dem Einbruch ins Gartenhaus zu tun hast. Und ich hab mir gedacht …“
„Wir verhaften Wolli und den Kübelköttner auch noch und schleppen sie in Handschellen vor Madame Laura von Wiesenhügel!“
„Mademoiselle“, verbessert Finn und lacht. „Mil, ich mein’s ernst. Wir knöpfen dieser Tanja Lauras Sachen ab.“
„Und wie? Glaubst du, dass sie das Zeug freiwillig hergibt?“
„Wolli tut doch, was du ihm sagst. Wir hängen uns an seine Fersen und setzen ihn unter Druck. Er kann Tanja die Teile heimlich wegnehmen. Und sobald Laura wieder da ist, geben wir ihr alles höchstpersönlich zurück.“
„Finn, du spinnst! Dann denkt diese Laura-Zicke erst recht, dass ich ihre Sachen behalten hätte. Als ich ihr damals die leere Badetasche besorgt hab, hat sie schon so eine dämliche Bemerkung gemacht. Die hält mich für verlogen und dumm und was weiß ich sonst noch alles.“
„Das glaub ich nicht. Sonst hätte sie dir nicht ihren Wunderhund anvertraut.“
„Kunststück, sie hatte doch sonst niemanden für diesen Job.“
„Emily sagt, Lauras Mutter wäre die eigentliche Zicke. Die Mütter kennen sich gut. Sie sagt, Lauras Ma hätte einen Standesdünkel!“
„Was für ein Gemüse? Ständer-Dinkel?“ Ich will nicht, aber ich muss fürchterlich lachen.
Auch Finn schüttelt sich und kichert wie blöd. „Dün-kel. Nix Dinkel! Die ist ein Snob. Eingebildet. Überheblich! Die hält sich für was Besseres!“, japst er.
„Alles klar, Herr Kommissar. Uns hilft aber kein Dinkel und kein Dünkel!“
Wir lachen nicht mehr. Immerhin fühle ich mich etwas besser. Finn hat zwar noch keinen ultimativen Plan, aber mein bester Freund ist er ja doch.
Plötzlich springt Finn auf. „Da kommt sie!“
„Wer, Frau Wiesen…“ Es bleibt mir im Hals stecken. Tanja geht außen am Zaun des Schulhofs entlang. Tanja Bauer im superkurzen, knallengen schwarzen Mini. Blaubeerfarbene Lippen, Augenränder schwarz geschminkt. So schlecht sieht sie gar nicht aus mit ihrer roten Mähne. Sie raucht und bläst blaue Wölkchen aus Mund und Nase. Tanja ohne Bodyguards. Sie zerrt ein kleines blondes Mädchen hinter sich her. Grade dreht sie sich um. „Ja, kommst du endlich oder muss ich dich zu dieser dussligen Kinderparty tragen?“, schreit sie mit rauchiger Stimme.
„Ich find ganz allein zu Melanie, geh! Ich kann ohne dich!“ Die Kleine bleibt bockig stehen.
Tanja holt aus und haut ihr eine runter, dass es klatscht. Die Kleine
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