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Acht cropped

Acht cropped

Titel: Acht cropped Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Berti
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du mir überhaupt zu ?«
    Sonjas Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. »Ich sagte gerade, dass ich ebenfalls kaum geschlafen habe und es mir schon davor graut, heute wieder zum Spätdienst zu fahren. Na, dafür habe ich dann immerhin drei Tage frei .«
    »Konntest du gestern nach der Arbeit nicht einschlafen?"
    „Mir ging noch so vieles durch den Kopf. Weißt du, die Sache mit Cordula..."
    »Von der Sache mit Cordula will ich nichts mehr hören, Sonja! Ich habe eine furchtbare Nacht hinter mir und bin nicht gewillt, mir deine Hirngespinste bezüglich eines mutmaßlichen Mordes anzuhören. Sie ist an einem Herzschlag gestorben, verdammt noch mal !«
    Sonja schossen Tränen in die Augen.
    Andreas stand auf und schloss seine Frau in die Arme. „Tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe, mein Schatz. Du kannst doch auch nichts dafür, dass ich so fertig bin. Aber wenn ich eins momentan nicht vertragen kann, dann irgendwelche Gruselgeschichten, die wahrscheinlich ganz logisch zu erklären sind."
    Sonja sah ein, dass es das Beste war, ihren Mann vorerst nicht mit ihrem Verdacht zu konfrontieren, sondern ihm und vor allem sich selbst den Gefallen zu tun, die familiäre Harmonie wieder herzustellen.
    „Du hast ja recht ", sagte sie und küsste ihn sanft. »Und deshalb habe ich auch eine wunderbare Idee. Was hältst du davon, wenn wir Tom morgen Nachmittag zu meinen Eltern bringen und uns endlich mal wieder einen ganz gemütlichen Abend zu zweit gönnen? Nur du und ich - und eine Flasche Chardonnay ."
    Sanft streichelte sie seinen Rücken und fuhr dann mit der Hand zwischen zwei Hemdknöpfen hindurch, um die Haare auf seiner Brust zu berühren.
    „Das hört sich sehr gut an !« Andreas bemühte sich, sie nicht spüren zu lassen, dass ihm momentan keineswegs der Sinn nach trauter Zweisamkeit mit seiner Frau stand.
    Dass er nur noch von Marc angefasst werden wollte.
    Aber er wollte Sonja auch nicht mit der Tatsache konfrontieren, dass er sich von ihr trennen würde, um für Marc frei zu sein.
    Noch nicht.

12
    Die Entscheidung, jemandem nach acht Jahren Lebwohl sagen zu müssen, fällt nicht leicht. Trotzdem war sich Marc niemals sicherer als jetzt, als er die Eingangstür zum Hotel öffnete.
    Eine junge Frau, die anscheinend neu war, gab ihm freundlich den Zimmerschlüssel, und er ging zielstrebig zu dem ihm wohlbekannten Raum. Er war absichtlich mehr als eine Stunde zu früh zum verabredeten Treffpunkt gekommen, um sich seelisch auf den Abschied von Andreas vorzubereiten.
    Bevor er das Hotelzimmer betrat, stellte er sich an ein F1urfenster und sah hinaus in das Waldstück, das direkt hinter dem Hotel begann. Es nieselte. Marc fühlte sich wie ein Reisender, der nach langer Suche den richtigen Weg gefunden hatte, der ihn zum Ziel der Reise führen würde.
    Marc schloss das Zimmer acht auf und setzte sich kopfschüttelnd auf den kleinen Sessel am Fenster.
    Er war niemals überzeugt von sich gewesen. Sein Elternhaus tat das Nötige dazu, um ihm immer wieder vor Augen zu halten, dass er nicht dem Bild eines typischen »Sauerländer Burschen« entsprach. Er war nicht geeignet, um körperliche Arbeit zu leisten. Immer wenn sein Vater ihn zum Arbeiten mit in den Wald nahm, leistete er aus seiner Sicht gesehen die bestmögliche Arbeit. Sein Vater jedoch lachte ihn aus und beschimpfte ihn, weil er nicht die Kraft und das handwerkliche Geschick besaß, das ihn als Jugendlichen ausgemacht hatte. Er war für ihn nur ein Taugenichts. Gymnasium hin oder her – das brauchte man auf dem Lande nicht.
    Dann waren da noch seine Marotten, wie Zivildienst zu machen und nicht wie die meisten Jungen aus dem Dorf zur Bundeswehr zu gehen. Oder mehr mit Mädchen zu unternehmen als mit Jungen. Sich für Volleyball zu interessieren und nicht für Fußball.
    Marc war sich bewusst, dass er nicht in sein Umfeld passte. Er nahm dieses Schicksal aber nicht einfach hin, sondern versuchte, dagegen anzukämpfen und allen irgendwie doch noch gerecht zu werden. Aber er eignete sich weder als Saufkumpan auf dem Schützenfest noch als Aufreißer, der von seinen Errungenschaften prahlte. Er wollte so sein wie die anderen, konnte es aber nicht.
    Außenstehende hätten ihn als gut aussehenden Mann beschrieben. Er sah nur das, was er nicht hatte. Er war zu groß, zu dünn, nicht muskulös genug, nicht markant genug.
    Marc musste lächeln. Genau das hatte Andreas und Daniel immer so gut gefallen. Sein jungenhafter, unbehaarter, schlanker Körper. Sein

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