Acht cropped
unsicheres Auftreten. Sein Bemühen, immer alles richtig zu machen.
Er wiederum sah in Andreas und später auch in Daniel all das widergespiegelt, was er selbst so bewundert hatte. Sei es der aufrechte, selbstsichere Gang. Der männliche Körperbau. Die tiefe Stimme.
Und gleich zwei dieser männlichen Superhelden hatten sich in ihn verliebt. In ihn, den Weichspüler. Der höchstens als Schönling, aber nicht als Mann durchging.
Mit ihm wollten sie ihr Leben teilen. Und Andreas war sogar bereit, seine Ehe für ihn aufs Spiel zu setzen. Marc konnte nur mit dem Kopf schütteln.
Es half alles nichts. Es waren genug Dinge passiert, die ihm bewiesen hatten, wer von den beiden der Richtige für ihn war.
Sicherlich würde Andreas versuchen, ihn zu überzeugen, die Treffen nicht abreißen zu lassen - jetzt, wo Cordula tot war und ihnen nicht mehr im Weg stand.
Er hatte ihm gesagt, dass er seine Gefühle für Marc erkannt hatte und sich sogar von Sonja trennen würde.
Marc glaubte ihm kein Wort mehr. Andreas wirkte auf ihn vielmehr verzweifelt und unglücklich. Verrannt in seine eigenen Lügen und Scheinwelten. Aber er würde ihn nicht aus diesem Sumpf herausziehen.
Sein eigener Weg lag klar vor ihm. Und an seiner Seite würde Daniel gehen, nicht Andreas.
Es klopfte an der Tür, und schon einen Augenblick später stand Andreas im Zimmer.
„Du bist auch schon hier ?« , stellte er fest und trat etwas unsicher in den Raum.
Marc sah ihn an. Wieder einmal war er überwältigt von Andreas Ausstrahlung. Seine klaren blauen Augen, seine breiten Schultern. Im Gegensatz dazu sein Lächeln, das heute so befremdlich scheu und schüchtern wirkte wie sonst nie. Wo war seine Selbstsicherheit?
Doch Marc musste sich eingestehen, dass Andreas die neue Sensibilität gut stand. Er wirkte wie der perfekte Held aus alten Hollywood-Filmen; stark und charmant, doch trotzdem einfühlsam und gewillt, alles zu tun, um die Traumfrau zu erobern.
Er nahm sich vor, sich von dieser Cary-Grant-Attitüde nicht einlullen zu lassen, schließlich war er hier, um Andreas in die Wüste zu schicken.
Andreas ging auf ihn zu und wollte ihn auf den Mund küssen. Marc drehte sich allerdings kurz vorher zur Seite, sodass es lediglich ein Kuss auf die Wange wurde.
Bevor Andreas ihn auf sein distanziertes Verhalten ansprechen konnte, begann Marc: „Ich wollte frühzeitig hier sein, um noch ein wenig Ordnung in meine Gedanken zu bekommen. Aber es trifft sich gut, dass du auch schon früher hier bist, dann kannst du mir dabei behilflich sein. Hast du etwas Zeit mitgebracht ?«
Irritiert starrte Andreas ihn an. Marc wirkte eher wie ein Geschäftspartner, nicht wie sein Liebhaber. Das bis ins letzte Loch zugeknöpfte Hemd, das er wahrscheinlich auch beim Unterrichten in seiner Klasse trug, war wie eine passende Metapher für seine neue Ausstrahlung.
Andreas setzte sich instinktiv auf einen der zwei Stühle und nicht neben Marc aufs Bett.
»Sonja hat Spätschicht und muss bis elf Uhr arbeiten. Tom ist das ganze Wochenende bei meinen Schwiegereltern. Das hat Sonja gestern schon durch Zufall in die Wege geleitet. Passt mir jetzt ganz gut, dadurch haben wir fast drei Stunden Zeit."
»Schön", erwiderte Marc. „Aber ein Zufall ist das ja wohl nicht, dass Tom bei Sonjas Eltern ist .«
Andreas sah ihn irritiert an. „Das verstehe ich nicht."
Marc verdrehte genervt die Augen. „Jetzt tu doch mal nicht so. Schließlich hat Sonja mich zu euch eingeladen, um gemeinsam mit Daniel an einem gemütlichen Abendessen bei euch im trauten Heim teilzunehmen. Was hast du dir denn eigentlich dabei gedacht? Wolltest du unbedingt Daniel näher kennenlernen?"
Andreas sah ihn mit großen Augen an. »Sonja hat was ?«
Marc musterte seinen Geliebten von oben bis unten. Sollte er wirklich keine Ahnung von Sonjas Telefonat gehabt haben? Beinahe tat er ihm leid, wie er hilflos auf seinem Stuhl saß und nicht wusste, worum es eigentlich ging. In Marc wuchs der Wunsch, ihn an sich zu ziehen und in den Arm zu nehmen. In seinem roten Lifeguard - Kaputzen -Sweatshirt, das er ihm aus einem Amerikaurlaub mitgebracht hatte, sah Andreas aus wie ein großer, unsicherer Junge kurz vor Bekanntgabe einer Prüfungsnote.
„Kann es sein, dass Sonja dir nichts davon erzählt hat ?« , kam er ihm zu Hilfe.
„Ich bin total überrascht. Wie kommt Sonja auf die Idee, dich und Daniel zum Essen einzuladen? So etwas hat sie noch nie getan. Und mit mir abgesprochen hat sie das natürlich nicht. Du
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