Acht cropped
Ernst, dass Dr. Mergens ein verschmähter Liebhaber ist, der mit Cordula abrechnen wollte. Oder irgendeine Schwester, die eifersüchtig ist. Die Einzige, die Cordula flüchtig kannte, bist du! Und ich will dir jetzt einfach mal unterstellen, dass du kein Interesse an ihrem Tod gehabt haben konntest. Aber wer sollte dann ein Motiv haben ?«
„Nach einem möglichen Motiv wollte ich Marc fragen !« , warf Sonja ein. Noch wollte sie ihren Gedankengang nicht verwerfen.
„Aber ich habe eine weitere Frage: Meinst du, jemand hätte auch beim Treppensturz nachgeholfen ?«
Sonja nickte.
Andreas lachte: »Frau! Wie soll denn jemand durch eine geschlossene Tür bei Kellermanns ins Haus und wieder rausgekommen sein. Und wie soll dieser jemand Cordula dazu gebracht haben, die Treppe hinunterzufallen. Das klingt doch alles absurd. Tut mir leid, aber ich finde, du steigerst dich da in etwas rein, was jeglicher Logik entbehrt. Und tu mir bitte den Gefallen und verschone mich - und vor allem Marc - mit diesen Wahnvorstellungen. Ich gehe jetzt eine Runde joggen. Kommst du mit?"
Marc nahm auf einer Holzbank auf einer Erhebung mitten im Wald Platz. Er schnürte die Bänder seiner Trekkingschuhe fester und wartete auf Daniel, der ihm in einem kleinen Abstand den Berg hinauf gefolgt war.
Schnaubend ließ er sich neben ihn fallen. ~Wo nimmst du eigentlich deine Kondition her? Jetzt versuche ich schon seit drei Stunden, dich irgendwie K.O. zu bekommen, aber das anscheinend ohne Wirkung."
Marc grinste. Diese Wanderung durch das Bergische Land war wie Balsam für seine Seele. Hier, im Einklang mit der Natur, konnte er in Ruhe über die vergangenen Wochen nachdenken, und jedes Mal, wenn er neben sich in das Gesicht von Daniel blickte, wusste er mit Sicherheit, dass er sich richtig entschieden hatte. Daniel war sein Mann für alle Lebenslagen. Er gab ihm Rückhalt, verkörperte Lebensfreude und sorgte dafür, dass Marc zuversichtlich in seine Zukunft blickte; in eine Zukunft mit Daniel.
„Ich liebe dich! ", sagte er unvermittelt.
Daniel sah ihn überrascht an. „Ich liebe dich auch, mein Schatz! Aber wie kommst du gerade jetzt darauf? Es törnt dich doch wohl hoffentlich nicht an, wenn ich schweißgebadet und außer Atem neben dir sitze, oder ?«
„Alles an dir törnt mich an !« , feixte Marc. Dann wurde er ernst: »Du musst mir etwas versprechen .«
„Dass ich mich zu Hause dusche?"
„Du musst mir versprechen, ein Leben lang mit mir zusammen zu sein und mich niemals zu verlassen!"
Überrascht sah Daniel ihn an. „Diese Wanderung bringt ja wirklich erstaunliche Äußerungen von dir zutage. Wir sollten häufiger einen Ausflug machen .« Er nahm Marcs Hand und fuhr fort: »Ich will dich gar nicht mehr loslassen. Nie mehr! Und Minney würde mir wahrscheinlich die Augen auskratzen, wenn ich etwas anderes täte. So, aber jetzt lass uns mal langsam heimwärts ziehen. Sonst sind wir heute Nacht immer noch unterwegs .«
Angelika Kellermann hatte eine Woche seit Cordulas Tod vergehen lassen, ohne auch nur einmal ihre Zimmer betreten zu haben. Doch jetzt, an diesem regnerischen Montagmorgen, konnte sie nicht länger. Sie musste in die Räume gehen, um die Sachen ihrer Tochter zu sichten. Über kurz oder lang müsste sie sich an die Arbeit machen, um sich von manchen Habseligkeiten zu trennen, aufzuräumen und zu überlegen, was mit ihnen geschehen sollte.
Sie setzte sich auf ihr Bett und nahm einen riesigen Stoffbären in den Arm, den Cordula schon als kleines Mädchen geschenkt bekommen hatte. Mit Tränen in den Augen blickte sie sich im Schlafzimmer um. Sie beschloss, Marc einige CDs und Bücher zu schenken. Sie wusste, wie oft sie als Schüler in diesem Zimmer gesessen hatten, um sich stundenlang über Gott und die Welt zu unterhalten. Er sollte sie in den nächsten Wochen besuchen kommen, dann könnte er schauen, was er gebrauchen könnte oder als Erinnerung behalten wollte.
Ihr Blick blieb auf einem Gegenstand haften, der ihre Neugierde weckte. Eine längliche Schatulle stand auf dem Kleiderschrank. Angelika musste lächeln. Als Jugendliche hatte Cordula in dieser Kiste ihre kleinen Geheimnisse aufbewahrt. Ihr Tagebuch, einige Fotos und Schmuckstücke waren hier sicher gewesen vor den Augen ihres neugierigen Bruders, und auch sie wusste, dass sie die Privatsphäre ihrer Tochter respektieren musste, und hatte nie einen Blick in die Schatulle riskiert.
Sie stand auf, nahm die mit mystischen Symbolen geschmückte Kiste
Weitere Kostenlose Bücher