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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sagte Hazel Playford. „Von mir aus können wir aufbrechen. Ich bin so weit. Sie müssen dann nur noch meine Koffer aus der Garderobe holen und im Wagen verstauen.“
    James Keeton bezahlte die Zeche und geleitete Hazel Playford auf die Straße hinaus. Er öffnete den Schlag und brachte sie auf dem Vordersitz neben dem Steuer unter. Er schaltete die Heizung ein und schloß die Tür. Dann ließ er sich von ihr die Garderobenschlüssel geben, um das Gepäck zu holen.
    „Es dauert nicht lang“, versicherte er. „In zehn Minuten können wir abfahren.“
    Hazel Playford wußte nicht, daß sie nie mehr nach Frankreich kommen sollte. Sie ahnte auch nicht, daß sie eben die letzten Minuten durchlebte, die ihr das Schicksal noch gönnte. Sie war heiter und guter Dinge. Ahnungslos blickte sie durch die Windschutzscheibe. Sie schlug den Mantelkragen hoch und hüllte sich behaglich in den weichen Pelz. Vor dem Standlicht tanzten wirbelnde Flocken durcheinander. Sie fielen so dicht, daß man kaum drei Schritte weit sahen konnte. Die Passanten schwebten wie körperlose Schatten vorüber. Grau und verschwommen. Dann zerflossen sie in wesenloses Nichts. Hazel Playford hörte, daß hinten der Gepäckraum geöffnet wurde. Polternd wurden zwei Koffer hereingeschoben. Dann entfernten sich die Schritte James Keeton wieder. Kurze Zeit später kehrte er zurück.
    Er war es doch? Hazel Playford drehte sich gar nicht erst um. Sie hörte ihn an der hinteren Tür hantieren. Anscheinend hatte er ein paar Flaschen für die Reise mitgenommen. Denn Hazel Playford hörte ein scharfes Klirren, als schlüge Glas gegen Glas. Die Tür fiel wieder zu. Es wurde still am Wagen. Drei, vier Sekunden verstrichen. Dann fuhr Hazel Playford plötzlich argwöhnisch herum. Entgeistert riß sie die Augen auf, als sie die milchigen Gasschleier gewahrte, die durch den Wagen zogen. Im gleichen Augenblick spürte sie auch schon, wie sich das Gift schneidend in ihre Lungen fraß. Ein würgender Husten begann sie zu schütteln. Ihre Lippen färbten sich blau. Vor ihren Augen wurde es dunkler und immer dunkler. Sie konnte kaum noch etwas erkennen. Mit einem verzweifelten Angstschrei bäumte sie sich auf. Sie wollte die Klinke niederdrücken, um auf die rettende Straße zu flüchten, doch ihre Kräfte reichten nicht mehr dazu aus. Sie sank stöhnend in sich zusammen. Der Tod kam so rasch, daß sie ihn kaum nahen fühlte. Er nahm alle Illusionen mit sich fort. Er zerstörte ihre letzten Träume. Aber er tilgte auch alle Schuld, die sie auf sich geladen hatte.  
     
    10
     
    Die neugierigen Passanten, die James Keeton wenige Minuten später um seinen Wagen toben sahen, mußten ihn für einen Irrsinnigen halten. Er gebärdete sich auch tatsächlich wie ein Verrückter. Er schrie, daß man seine Stimme bis zum Lancaster Gate .hören konnte. Er riß die Türen seines Wagens auf und versuchte Hazel Playford auf den Gehsteig herauszuzerren. Seine Schreie brachen sich schrill an den Mauern. Er schluchzte und heulte, als hätte er den Verstand verloren. Als schließlich ein blaue Polizeilimousine vor der Havana-Bar eintraf, hatte sich James Keeton noch immer nicht beruhigt. Er zuckte wohl betroffen zusammen, als er Kommissar Morry und Inspektor Winter erkannte, aber dann ging sein Geschrei in alter Lautstärke weiter.
    „Der Anschlag hat mir gegolten“, brach es aus ihm hervor.
    „Dieser verfluchte Mörder hat meinen Wagen erkannt und glaubte, ich würde neben dem Steuer sitzen. Da warf er eine seiner teuflischen Kapseln durch die Tür. Das Resultat sehen Sie hier. Hazel Playford wurde das unschuldige Opfer. Wie furchtbar, daß sie uns den Namen ihres Mörders nicht mehr nennen kann.“
    Kommissar Morry wartete ab, bis die Mordkommission die Szene photographiert und die Tote in einem großen Kastenwagen untergebracht hatte. Dann trat er wieder an James Keeton heran. Er zeigte auf den offenstehenden Gepäckraum. „Wohin wollten Sie denn verreisen?“, fragte er leise.
    James Keeton duckte sich wie unter einem Peitschenhieb. Seine Augen versteckten sich tief in den Höihlen. Aber kurz nachher hatte er sich wieder in der Gewalt.
    „Ich wollte Hazel Playford mit ihrem Gepäck an den Bahnhof bringen“, stammelte er. „Sie hat mich darum gebeten. Sie wollte morgen ein Engagement in Paris antreten.“
    Gegen diese Worte war nichts zu sagen. Kommissar Morry belästigte den Mann auch nicht weiter. Er sah tatenlos zu, wie James Keeton in die Bar hinein wankte und sich von der

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