Achtmal kam der Tod Kommissar Morry
Garderobenfrau ein gefülltes Glas reichen ließ.
„Glauben Sie ihm, Sir?“, fragte Inspektor Winter flüsternd.
„Glauben Sie wirklich, daß der Täter ihn mit Hazel Playford verwechselte? Oder haben Sie das Gefühl, daß er uns belügt? War er es am Ende selbst, der Hazel Playford ums Leben brachte?“
„Nein“, sagte Kommissar Morry rasch. „Das hat er nicht getan. Er wollte mit Hazel Playford fliehen. Er wollte sich ins Ausland verdrücken. Ich belauschte nämlich ein Telephongespräch, das er von der ‘Garderobe der Havana-Bar aus führte. Leider sprach er so undeutlich, daß ich nicht alles verstehen konnte. Aber soviel hörte ich doch, daß er sich heimlich aus dem Staub machen wollte. Ich gäbe mein Monatsgehalt dafür, wenn ich wüßte, wen er angerufen hat. Dann wären wir nämlich am Ziel, mein Lieber.“
Inspektor Winter sperrte Mund und Ohren auf. Er kam nicht so rasch mit. „James Keeton steht also unter dem dringenden Verdacht, die Kapseln und Formeln aus dem Tresor Leslie Carrons gestohlen zu haben“, murmelte er ungläubig. „Folglich müßte er doch auch der Mörder sein, denn nur er kann an diese Kapseln herankommen. Oder stimmt etwas nicht in dieser Rechnung?“
Kommissar Morry war mit seinen Gedanken ganz woanders. Er hatte kaum zugehört. Noch immer schielte er in die Garderobe der Havana-Bar hinein, wo James Keeton an der Kleiderablage stand und wild mit den Armen gestikulierte. „Sie müssen scharf auf diesen Mann aufpassen“, sagte er hastig. „Wir haben bis jetzt noch keine Handhabe gegen ihn. Aber sobald er zu fliehen versucht, werden Sie ihn verhaften. Sie geben mir Ihr Wort, daß Sie ihn keine Sekunde aus den Augen lassen werden.“
„Ja, das verspreche ich Ihnen, Sir“, sagte Inspektor Winter beinahe feierlich.
11
Leslie Carron konnte mit seiner neuen Laborantin sehr zufrieden sein. Nicht nur, daß sie ihr Fach meisterhaft verstand und ihm jede Bitte von den Augen ablas — sie erfüllte auch das Laboratorium mit Wärme und neuem Leben.
„Es war ein Glück, daß ich Sie fand“, lächelte Leslie Carron eben. „Ich könnte mir meine Arbeit ohne Sie jetzt gar nicht mehr vorstellen. Ein Wunder, daß ich es ohne Sie so lange ausgehalten habe.“
Violet Alvey errötete unter seinen lobenden Worten. Sie warf einen raschen Blick zu ihm hin. Und wieder einmal mußte sie feststellen, daß er doch in jedem Punkt dem Bild ihrer Mädchenträume entsprach. Er war genau so, wie sie sich einen richtigen Mann immer vorgestellt hatte: groß und schlank, hochgewachsen und von männlicher Wesensart. Dabei war er sehr klug und sehr mutig, Eigenschaften, die sie an einem Mann am meisten schätzte. Leslie Carron blickte auf die Uhr. Es ging schon auf den Abend zu. Er schaltete die Neonröhren ein.
„Bisher haben wir immer nur miteinander gearbeitet, Miß Alvey“, sagte er dann. „Nun könnten wir uns eigentlich auch einmal ein kleines Fest leisten. Ich würde vorschlagen, daß wir heute abend ein nettes Theater besuchen. Wollen Sie mich begleiten?“
Violet Alvey brauchte eine ganze Weile, bis sie die glückliche Überraschung verarbeitet hatte. Dann aber nickte sie ihm lächelnd zu.
„Ja, ich werde mitkommen, Mr. Carron“, sagte sie fröhlich.
„Ich wüßte nicht, was ich lieber täte."
Als sie ausgesprochen hatte, läutete es an der Außentür. Leslie Carron hatte gerade eine Retorte in der Hand und besah sich prüfend die dampfende Flüssigkeit. „Gehen Sie bitte nach außen, Miß Al- vey“, bat er zerstreut. „Ich habe im Moment keine Zeit.“
Violet Alvey band ihre Laborschürze ab und machte sich auf den Weg. Schon in der Halle hörte sie, wie harte Fäuste ungeduldig an die Eichentür trommelten. Je näher sie der Tür kam, desto lauter wurde der Spektakel. Das ist aber ein ungebildeter Besucher, dachte sie noch verwundert. Im nächsten Augenblick zuckte sie erschreckt zusammen. Vor ihr standen Cloy Foster und Duke Calahan, ihre beiden früheren Stammgäste aus der Schenke zur „Ewigen Liebe“. Die beiden Strohköpfe grinsten sie unverschämt an.
„Na, sieh mal“, brummte Cloy Foster belustigt. „Die Welt ist rund und dreht sich. Man trifft sich immer wieder.“
„Was wollen Sie hier?“, fragte Violet Alvey eisig. „Ich glaube nicht, daß ich Sie um Ihren Besuch gebeten habe.“
„Du nicht, Puppe“, knurrte Duke Calahan ungeduldig, „aber dein Boß, verstehst du? Wo steckt denn dieser Oberganove? Müssen ihn dringend sprechen.“
„Ich
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