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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schummerigen Räume der Havana-Bar und ließen sich auf zwei Hockern an der Bartheke nieder. Dann bestellten sie bei dem schwarzhaarigen Mädchen zwei Cola mit Schuß.
    Ann Barnet sah bleich aus und hatte schwarze Schatten unter den Augen. Sie wagte den beiden Beamten nicht ins Gesicht zu blicken.
    „Sie haben die Nachricht also schon gehört?“, fragte Kommissar Morry unvermittelt.
    „Ja, Sir“, stotterte Ann Barnet unglücklich.
    „Na und? Haben Sie uns weiter nichts zu sagen? Wer hat denn James Keeton nach draußen gelockt?“
    „Er ging freiwillig, Sir! Das heißt, der Kellner brachte ihm einen Zettel. Als James Keeton ihn gelesen hatte, ging er sofort hinaus. Ich konnte ihn nicht zurückhalten.“
    Morry ließ den Kellner kommen. Er fixierte ihn mit strengen Blicken. „Was war mit dem Zettel?“, fragte er barsch. „Sagen Sie die absolute Wahrheit. Ich lasse Sie sonst auf der Stelle festnehmen.“
    Der Kellner schien ein reines Gewissen zu haben. Er begegnete den Blicken des Kommissars ruhig und gelassen. „Ein kleiner Junge gab ihn an der Garderobe ab“, sagte er achselzuckend. „Ich hatte gerade draußen zu tun und nahm den Wisch mit herein. Das war alles, Sir.“
    Kommissar Morry mußte den Mann ziehen lassen. Mit solchen Aussagen war ihm nicht gedient. Er wandte sich wieder Ann Barnet zu. „Da sind zwei Morde“, sinnierte er halblaut, „die sich in auffälliger Weise gleichen. Clark Digby, der Sie damals in der U-Bahn nach Hause begleitet hatte, wurde getötet, als er die Treppe im U-Bahn-Schacht Wandsworth hinaufsteigen wollte. James Keeton, der an Ihrer Bar die letzten Minuten seines Lebens verbrachte, wurde ebenfalls an einer Treppe ermordet. Was 'halten Sie davon, Miß Barnet?“
    Ann Barnet hatte sofort begriffen. Sie wußte, was damit gemeint war. Scheu und ängstlich duckte sie sich hinter ihren Flaschen.
    „Ich bin doch an allem schuldlos, Sir“, würgte sie hervor. „Was kann ich dafür, wenn sich die beiden Männer vor ihrem Tode bei mir aufhielten. Alle Opfer, die diese abscheulichen Kapseln bisher forderten, waren Gäste unserer Bar.“
    „Eben“, brummte Morry ungerührt. „Davon rede ich ja. Sie alle waren Gäste der Havana-Bar. Erscheint Ihnen das nicht selbst merkwürdig? Es wäre doch möglich, daß der Mörder hier eine Helferin sitzen hat. Einen Lockvogel, der ihm die Opfer in die Arme treibt. Ein Mädchen wie Sie, das hübsch und harmlos aussieht und trotzdem . . .“
    „Nein, Sir“, schrie Ann Barnet gepeinigt auf. „So etwas dürfen Sie nicht sagen. Ich habe mit den Morden wirklich nichts zu tun. Im Gegenteil, Sir! Mir ist damals schon der Tod Clark Digbys sehr nahe gegangen. Jetzt . . . nachdem auch James Keeton sterben mußte, bin ich völlig verzweifelt.“
    Kommissar Morry drang nicht weiter in sie. Er leerte sein Glas und gab dem Inspektor einen Wink. Dicht nebeneinander verließen sie die Bar. Draußen stiegen sie in den Dienstwagen des Kommissars.
    „Wohin jetzt, Sir?“, fragte Inspektor Winter gespannt.
    „Zu den Jaspers-Werken.“
    Weiter wurde kein Wort mehr zwischen ihnen gewechselt. Sie legten die ganze Strecke schweigend zurück. Vor der Toreinfahrt stoppten sie. Sie mußten dreimal auf die Hupe drücken, bis der Nachtportier endlich aus seinem Halbschlaf aufwachte. Mit struppigen Haaren und verschlafenem Gesicht humpelte er an die Schranke heran. Erstaunt blickte er auf die Polizeilimousine.
    „Was denn, was denn?“, brummte er erschrocken. „Wohl schon wieder was passiert, meine Herren?“
    „Ja“, sagte Kommissar Morry ernst. „Rufen Sie sofort die leitenden Ingenieure an. Es sind ja nur noch drei von der alten Mannschaft. James Keeton können Sie weglassen. Er ist tot.“
    „Tot, Sir?“, fragte der Portier entgeistert. „Mein Gott, wie ging das denn zu? Er war doch noch heute Vormittag im Werk, um sich . . .“
    Kommissar Morry ließ dem Mann keine Zeit 'zu weiteren Fragen. „Rufen Sie an“, befahl er hastig. „Sagen Sie den drei Herren, daß sie sich sofort auf den Weg machen sollen. Führen Sie uns in die Werkskantine. Wir werden dort so lange warten.“
    Als erster erschien George Atkins. Seine buschigen Brauen waren finster zusammengezogen. „Was ist?“, fragte er unruhig. „Warum holten Sie mich mitten in der Nacht aus dem Bett?“
    Er bekam keine genaue Antwort. „Gedulden Sie sich bitte, bis die anderen eintreffen“, sagte Inspektor Winter. „Es wird ja nicht mehr lange dauern.“ Es dauerte tatsächlich nicht mehr

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