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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hastig hinaus. Vor ihm öffneten sich die Häusermauern des Lancaster Gate. Es schneite immer noch. Die Luft war grau und diesig. Kein Mensch hielt sich in der Nähe auf. Das heißt, man konnte bei diesem verdammten Wetter niemand erkennen.
    James Keeton blickte sich ratlos um. Vor ihm lag das eiserne Geländer, das einen kleinen Seitenkanal gegen die Straße abgrenzte. Eine Treppe führte zum Wasser hinunter. Es war die finsterste Stelle weit und breit. Und gerade aus dieser Richtung glaubte James Keeton leise Schritte zu hören. Ohne sich zu besinnen, ging er auf das Geländer zu. Er stieg auch die Treppe hinab. Der Kanal floß zwischen höhen Mauern dahin. Er lag nun unmittelbar vor ihm. Das Wasser war von öliger, schiefer grauer Farbe.
    James Keeton begann zu frösteln. Er hatte keinen Mantel mitgenommen. Unsicher blickte er sich um. „Hallo!“, rief er leise. „Ist da jemand?“
    Seine Worte erstickten im Schneetreiben. Er hörte kein menschliches Lebenszeichen. Kein Geräusch. Nirgends einen Laut. Aber dann vernahm er plötzlich über sich, droben am Geländer, ein leises Hüsteln. Ruckartig hob er den Kopf. Hastig spähte er hinauf. Er sah ein verzerrtes Gesicht über die Eisenstangen gebeugt. Ein Gesicht, das in teuflischem Triumph zu ihm herab starrte. Schlagartig wußte James Keeton, daß er in eine Falle gerannt war. In feine .Falle, die er wahrscheinlich nie wieder verlassen würde. Noch während sich sein Herz vor Entsetzen und Furcht zusammenkrampfte, zersplitterte eine gläserne Kapsel neben ihm auf den Steinen. Auch diesmal verwandelte sich die tückische Flüssigkeit rasch in zischende Dämpfe. Die Giftgase stiegen auf wie tödliche Nebel. Sie verschlangen sich zu wogenden Dünsten und Schleiern. Von allen bisherigen Opfern hatte James Keeton als erster soviel Geistesgegenwart, daß er sofort den tödlichen Schwaden zu entrinnen suchte. Er preßte die Linke über Mund und Nase, taumelte schwankend auf die Treppe zu und hastete entsetzt die Stufen empor. Mit ein paar letzten Sprüngen wollte er die Straße gewinnen. Aber eine mörderische Hand stieß ihn zurück. Sie traf ihn so unglücklich am Kinn, daß James Keeton augenblicklich den Halt verlor. Er kippte nach hinten um, schlug auf die Stufen auf, rollte die Treppe hinunter und geriet ein zweites Mal in die Fänge des schleichenden Todes. Diesmal gab es keine Flucht mehr für ihn. Er spürte, wie seine Lungen unter den giftigen Wolken zerrissen. Er spürte, daß seine Kehle trocken wurde und daß sein Blut schon den Tod in sich barg. Hätte ich damals den Tresor nicht erbrochen, dachte er noch unter den schwarzen Schatten des Todes, so wäre das alles nicht geschehen. Dann könnte ich jetzt friedlich in meinem Häuschen leben und sorglos auf das nächste Gehalt warten. Ich würde hier nicht verrecken wie ein räudiger Straßenköter. Seine Gedanken wurden lahm und müde. Er hörte eine brausende Musik in den Ohren, die zu einem gewaltigen Schlußakkord anschwoll. Dann wurde es allmählich still.
     
    14
     
    Zehn Minuten später heulten die Sirenen rasender Polizeiautos durch die Nacht. Scheinwerfer erhellten das Geländer am Kanal. Die Beamten der Mordkommission stürmten die Treppenstufen hinunter. Nun, da das Gas sein Opfer gefordert hatte, war es nicht mehr gefährlich. Es hatte sich verflüchtigt. Es war nach oben gestiegen.
    Kommissar Morry, der die Kommission begleitet hatte, blickte vorwurfsvoll auf Inspektor Winter. „Also doch James Keeton“, knurrte er in tiefster Enttäuschung.“
    „Ich hatte Ihnen doch befohlen, diesen Mann keinen Augenblick allein zu lassen. Wären Sie ständig in seiner Nähe geblieben, so hätten wir diesen verdammten Mörder jetzt schon am Kragen. Es ist Ihre Schuld, daß er wieder entkommen konnte.“
    „Ich weiß, Sir“, seufzte Inspektor Winter niedergeschlagen. „Ich weiß, daß dieser Fall über meine Kräfte geht. Deshalb bin ich ja so glücklich, daß Sie ihn übernommen haben.“
    „Ach was“, brummte der Kommissar verärgert. „Wie soll ich denn je ans Ziel kommen, wenn meine Anweisungen nie richtig befolgt werden.“
    „Darf ich einmal etwas sagen, Sir“, mischte sich ein neugieriger Gast der Havana-Bar ein. „Ich sah diesen Mann vorhin noch an der Bartheke bei Ann Barnet sitzen. Er unterhielt sich mit ihr. Er schien recht guter Dinge zu sein.“
    „Danke“, sagte Kommissar Morry. „Wir werden uns das Mädchen nachher gleich vornehmen.“
    Das taten sie auch. Sie betraten die

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