Achtmal kam der Tod Kommissar Morry
Einbrüchen. Die Tür war leicht zu öffnen. Sie war noch nicht einmal mit einer Sperrkette gesichert. Das Schnappschloß öffnete sich schon beim ersten Druck. Aber gerade diese Leichtigkeit, mit der sie hier eindringen konnten, wollte Duke Calahan nicht gefallen. Ihm stieg plötzlich eine verdammt brenzlige Witterung in die Nase. Sein Instinkt war untrüglich wie der eines Jagdhundes. Er hielt sich zaudernd im Hintergrund.
„Was denn?“, fragte Cloy Foster erstaunt. „Was hast du? Ist etwas faul?“
„Ich weiß nicht“, brummte Duke Calahan achselzuckend. „Wollen ein Weilchen abwarten.“
Er horchte angespannt in Richtung der offenen Wohnungstür. Ein paar Minuten lang lauschte er mit wachen, überreizten Nerven. Die Nacht hatte tausend Stimmen. Er hörte die vielfältigsten Geräusche. Doch sie schienen alle von unten zu kommen. Man hörte das leise Dudeln eines Radios und dazwischen ruhelose Schritte.
„Mir reicht's jetzt, 'knurrte Cloy Fester ungeduldig. „Wenn wir noch lange hierstehen, kommt Ashley Belling zurück. Los, mach schon!“
Ohne sich weiter um seinen Spießgesellen zu kümmern, drang er in die offene Wohnung ein. Er öffnete die Tür zur Küche, er öffnete die Tür zum Bad.
Als er die dritte Tür aufmachte, schoß ihm ein greller Lichtstrahl in die Augen. Das geschah so plötzlich, daß Cloy Foster wie angewurzelt stehenblieb. In einer heißen Welle schoß ihm das Blut ins Hirn. Das Herz krampfte sich zusammen vor Angst und Entsetzen.
„Polizei!“ hallte es ihm entgegen. „Nehmen Sie die Hände hoch!“
Cloy Foster gehorchte wortlos. Was hätte er auch anderes tun sollen. Zwei Pistolenmündungen waren direkt auf seine Brust gerichtet. Die Scheinwerfer ließen ihn nicht los. Sie hielten ihn wie Zangen fest. Er mußte kapitulieren. Als er die Arme kreuzte, um sich die Handschellen verpassen zu lassen, hörte er in seinem Rücken plötzlich ein Geräusch. Ein hartes Poltern zuerst und dann das Trappeln gehetzter Füße auf der Treppe. Es war Duke Calahan, der sich da so eilig aus dem Staub machte. Die Cops schrien zwar hinter ihm her und führten sich auf wie die Verrückten, aber sie konnten ihn nicht mehr einholen. Sie mußten ihn laufen lassen.
„Na, laßt ihn“, murmelte ein Konstabler ärgerlich. „Weit wird er nicht kommen. Wir haben ja den anderen. Sobald er geplaudert hat, holen wir den Flüchtling aus seinem Nest.“
Während sie Cloy Foster in ihre Mitte nahmen und abführten, stürmte Duke Calahan wie ein Irrer durch die Straßen. Er gönnte sich keine Atempause. Er sauste um die Ecken, als wäre ein ganzes Regiment von Uniformierten hinter ihm her. Dabei wurde er nicht einmal verfolgt. Niemand kam hinter ihm her. Kein Mensch kümmerte sich um ihn. Morgens um ein Uhr kam Duke Calahan schweißüberströmt und zu Tode erschöpft am Park Hill in Clapham an. Schwerfällig stolperte er in den Garten hinein. Keuchend und atemlos drückte er auf die Glocke. Mit geschlossenen Augen horchte er dem schrillen Läuten nach. Endlich wurde ihm aufgemacht. Leslie Carron stand vor ihm. „Nanu?“, fragte er verwundert. „Wo ist Cloy Foster? Ist wieder etwas passiert?“
„Ja“, stammelte Duke Calahan mit flackernder Stimme. „Die Cops ließen ihn hochgehen, Sir! Sie waren in der Wohnung Ashley Bellings versteckt. Ich konnte in letzter Sekunde noch türmen. Aber nun ist es auch bei mir Essig, Sir! Bis hierher bin ich noch gekommen. Aber was jetzt? In meine frühere Bude kann ich nicht zurück. Sie würden mich dort noch heute nacht aus dem Bett holen.“
Leslie Carron führte den Mann ins Haus. „Sie können vorerst hier wohnen“, sagte er. „Ich richte Ihnen ein Giebelzimmer ein. Lassen Sie sich aber nicht am Fenster sehen. Gehen Sie auch nicht auf die Straße. Und noch etwas: Meine Laborantin ist sehr streng in ihren Ansichten. Versuchen Sie, ihr aus dem Weg zu gehen. Ich möchte nicht, daß sie mir wieder Vorwürfe macht.“
„Ich werde mich genau nach Ihren Befehlen richten“, sagte Duke Calahan grenzenlos erleichtert. — Schon am nächsten Morgen wurde Cloy Foster von Inspektor Winter einem scharfen Verhör unterzogen.
„Was wollten Sie in der Wohnung holen?“, fragte der Inspektor forschend. „Heraus mit der Sprache!“
Cloy Foster blieb stur wie ein Panzerschrank. Er machte einfach die Klappe nicht auf. Er stellte sich stumm.
„Wer war der andere?“, fragte Inspektor Winter weiter.
„Welcher andere, Sir?“
„Nun, der Mann, der hinter Ihnen
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