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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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genau. Aber wie soll ich die Zeit bis zum Abend totschlagen?
    Es werden die trostlosesten Stunden meines Lebens werden. In einer winkligen Ecke der Altstadt hielt er an und suchte eine Telephonzelle auf. Klappernd fielen zwei Münzen in den Apparat. Er nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer.
    „Hier James Keeton“, raunte er leise in die Leitung. „Ich möchte dir nur sagen, daß ich heute noch verschwinde. Nein, es ist besser, wenn du bleibst. Man darf uns nicht zusammen sehen. Es wäre zu gefährlich. Du kannst ja nachkommen. Ich teile dir später meine neue Adresse mit.“
    Er unterbrach sich. Er horchte auf die Stimme, die sprudelnd auf ihn einredete. Und irgendetwas in dieser Stimme machte ihn plötzlich stutzig. Gespannt lauschte er jedem Wort nach. „Ich habe da einen ganz merkwürdigen Verdacht“, sagte er plötzlich gedehnt. „Den Verdacht nämlich, daß du . . .“
    Er brauchte nicht weiter zu sprechen. Schon die nächsten Worte, die durch den Draht klangen, bestätigten seinen Verdacht. Ihm fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen. Er warf den Hörer auf die Gabel, ohne noch ein Wort zu sagen. Dann ging er nachdenklich und mit hängenden Schultern aus der Zelle. Die nächsten Stunden verbrachte James Keeton in kleinen Teestuben und Bierlokalen. Abends um neun Uhr tauchte er unvermittelt in der Havana-Bar auf. Er wußte eigentlich gar nicht, warum er hergekommen war. Vielleicht nur aus alter Gewohnheit. Vielleicht auch, weil er hier früher mit Hazel Playford nette Stunden verlebt hatte. Sein Gesicht verzog sich schmerzlich, als er an sie dachte. Ich könnte jetzt schon mit ihr in Paris sein, dachte er gequält. Wir würden zusammen in einem Zimmer wohnen und herrliche Tage genießen. Statt dessen hin ich nun . . .
    Er verscheuchte die lästigen Gedanken. Er ging zur Bartheke und bestellte bei der dunkelhaarigen Ann Barnet einen Whisky mit Soda. Während er das Glas an die Lippen setzte, starrte er das Mädchen aus verkniffenen Augen an.
    „Sie haben Hazel Playford doch auch gut gekannt“, würgte er heiser hervor. „Was sagen Sie zu ihrem gräßlichen Schicksal? Glauben Sie etwa auch, daß ich selbst die Katastrophe verschuldete? Oder konnten Sie etwas beobachten? Sahen Sie vielleicht den wirklichen Täter?“
    Ann Barnet gab keine Antwort. Sie hantierte an ihren Flaschen und Gläsern herum. Erst nach einer Weile wandte sie ihm wieder ihr Gesicht zu. Es sah fremd und abweisend aus. „Die Polizei war vorhin da, Mr. Keeton“, sagte sie eisig. „Die Herren haben nach Ihnen gefragt. Vielleicht kommen sie später wieder. Vielleicht sind sie auch schon da.“
    In diesem Moment verlor James Keeton die Nerven. Er sprang von seinem Hocker herunter, er rannte in den Garderobenraum hinaus und stürmte in die gläserne Telephonkabine. Hastig riß er den Hörer von der Gabel. In atemloser Eile wählte er die Nummer Scotland Yards. Er verlangte das Sonderdezernat zu sprechen. Aber es war niemand von den Herren da. Nur die Nachtbereitschaft meldete sich. James Keeton grub enttäuscht die Zähne in die Lippen.
    „Vielleicht können Sie Kommissar Morry irgendwie erreichen“, schrie er erregt in den Apparat. „Es genügt auch, wenn Sie Inspektor Winter finden. Passen Sie gut auf, was ich Ihnen jetzt sage. Wenn die Polizei ihre Verfolgungen gegen mich einstellt, so bin ich bereit, den Namen eines vierfachen Mörders preiszugeben. Ich warte hier in der Havana-Bar. Ich will meinen Frieden haben und die Polizei ihren Mörder. Vielleicht können wir uns einigen.“ Er hängte den Hörer ein und trocknete sich mit seinem Taschentuch den Schweiß vom Gesicht. Vielleicht war alles falsch, was ich eben tat, sinnierte er. Vielleicht bin ich nur noch eine Stunde in Freiheit. Kann aber auch sein, daß die Polizei mit sich reden läßt. Hin und her gerissen von Zweifel und Hoffnung, kehrte er in die Bar zurück. Er nahm wieder an der Theke vor Ann Barnet Platz. Er ließ sich ein neues Glas füllen und schüttete es gierig hinunter. Nach etwa zehn Minuten kam ein Kellner zu ihm heran und drückte ihm einen kleinen Zettel in die Hand. James Keeton beugte sich hastig darüber.
    „Kommen Sie bitte nach draußen“, las er murmelnd. „Ich will kein Aufsehen unter den Gästen.“ Also doch die Polizei, dachte James Keeton. Es wird der Kommissar sein. Er ist raffinierter als die anderen. Er will keine Zeugen des Gesprächs. Er möchte mir noch eine Chance geben. Diese Gedanken beflügelten seine Schritte. Er ging

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