Achtung BABY!
schwedisches Möbelhaus, ich glaube, das ist Abfall von Eichenschrankwänden unkreativer Möchtegernschreiner – nein, das Wort Schreiner kann man in diesem Zusammenhang nicht mal verwenden. Sagen wir mal: Von Holzbearbeitern gezimmerte Indoorzäune, die nur einen Zweck und Ziel haben: »Kann man nicht drüber«. Optik und Ansehnlichkeit werden da als Informationen nicht ernst genommen. Und dann hast du 100 Meter Hässlichzaun verbaut und stehst davor … Man sollte sie nicht ansehen, aber man kann nicht drüber. Eigentlich wäre das doch ein Markt: schöne designte Absperrgitter. Es gibt doch auch Menschen in schönen Wohnungen, die Kinder kriegen. Hier ein Aufruf an alle Schreiner: Macht eine Designer-Absperrgitter-Kollektion. Vielleicht auch in verschiedenen Farben, nicht nur Buche natur lasiert in beige-grau-wuäch. Die Absperrgitter haben Lilly damals anscheinend in ihrer Mobilitätsevolution motiviert. Einen Monat nachdem wir sie aufgebaut hatten, sah ich sie einesMorgens sich einfach daran hochziehen und stehen. Sie stand dann einfach so da. Das Ganze hat mich an so Italo-Western erinnert, wo sie dem Helden die Beine zerschossen haben und er nach Monaten der Reha in den Bergen wieder aufsteht – mit nur einem Gedanken: »Rache!«
Wir hatten noch ein zusätzliches Problem. Unser Kater kam mit den Gittern nicht klar. Wenn die Türchen zu sind, springt er nicht drüber. Nein, er bleibt immer davor stehen und maunzt in voller Lautstärke. Ich glaube ja, dass es eine psychische Barriere ist. Weil ich ihn ab und zu draußen im Garten sehe, wie er mühelos über unseren zwei Meter hohen Zaun drüberklettert. Aber im Haus will er das nicht, da maunzt er, auch zu Nachtzeiten. Er kommt morgens um vier von der Jagd, stellt sich vor das Absperrgitter und maunzt: »Miau Miau!«
Lilly setzt dann manchmal gerne mit ein: »Mao Mao!«
Es hörte sich immer an wie die erste Zeile eines schrecklichen unvollendeten Kinderliedes. In dieser Zeit begann Lilly nämlich auch zu singen. Schon mit acht Monaten war sie bei Gudrun öfters im Tonstudio, und selbst der Schlagzeug-Soundcheck machte sie scheinbar glücklich. Immer wenn sie Mamas Stimme hörte, sang sie lauthals mit. Okay, es hörte sich ein bisschen an wie etwas zwischen Anneliese Rothenberger und Walgejammer, mit einem Schuss Céline Dion. Wenn sie zu Bob Marley singt, den sie übrigens mittlerweile sehr gerne hört, klingt das dann ein bisschen wie ein richtig leidender Backgroundchor: Die Wailers tun wirklich, was in ihrem Namen steht. No Papa, no cry, wenn sein Baby seine ersten Male erlebt:
– Das erste richtige Greifen mit den Händen
– Das erste Lächeln
– Der erste Kacka
– Das erste Mal den Schnuller selber in den Mund stecken
– Das erste bewusste Erkennen der Eltern
– Die erste feste Nahrung – ein Blatt Druckerpapier
– Dann doch der erste Karottenbrei
– Das erste Mal Babyschwimmen
– Das erste Mal im Flugzeug fliegen
– Das erste Mal sich erkennen im Spiegel
– Das erste eigene Bilderbuch
– Der erste Vierfüßlerstand
– Das erste Mal eigenständig sitzen
– Das erste Krabbeln
– Das erste Mal stehen ohne festhalten
– Das erste große Schaumbad
– Die erste Mandarine
– Der erste Buggy-Kinderwagen
– Das erste Mal im Zoo
– Das erste Wort
– Der erste Laternenumzug
– Der erste Zahn
– Der erste Spinat und Victoria-Barsch (Broccoli geht nicht)
– Der erste Schnee
– Das erste Bobby Car
– Das erste Mal, dass der Nikolaus kommt
– Das erste Passfoto
– Das erste Baby-Keyboard und Geräuschemaschine
– Das erste Winken
– Der erste Geburtstag
– Der erste Schritt
– Das erste Mal jubelnd im Meer
– Das erste Mal einen Ball mit dem Fuß kicken
– Die erste Schnecke essen (frisch vom Garten)
– Das erste Mal vorlesen
– Der erste Schokoladenkeks
– Die blitzenden Augen beim ersten Eis
– Das erste Mal mit dem Strohhalm trinken
– Das erste Mal selbstständig vom Boden hochhüpfen
Es sind so viele Momente, die man im Herzen trägt. Aber die wichtigsten drei ersten Male waren dann doch:
– Das erste Mal, als sie mich bewusst erkannt hat
– Das erste Mal, als sie mich bewusst angelächelt hat
– Das erste Mal, als sie »Papa« zu mir gesagt hat
Und dann natürlich die Krönung, die Kombination aus allen dreien: Am 9. Juni 2009, wir waren gerade im Urlaub, kam ich morgens zu ihr ins Zimmer. Sie sah mich, rief freudig »Baba Baba«, lachte und streckte mir ihre Arme entgegen,
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