Achtung BABY!
späterbeobachtete, dass sie zu unserem Kater Neo lief und auch »Papa Papa« rief – da wurde ich doch ein klein wenig skeptisch. Aber zu mir hat sie es als Erstes gesagt! Was war dann die nächste Stufe? Ein ganzer Satz. Im Juni 2009 war es so weit. Wir spielten alle zusammen mit einem kleinen Ball. Der rollte ins Gebüsch, und wir fingen an, ihn zu suchen. Und als Lilly den Ball wieder sah, rief sie erfreut: »Da ist er!«
Okay. Und ich fragte mich, woher hat sie denn den Satz? In den nächsten Wochen tauchten dann mehr und mehr Sätze aus der Tiefe des Sprachraums auf, die keiner von uns Lilly vorgesagt hatte. Ich habe eine Vermutung: Kleinkinder verstehen so ziemlich alles, was man zu ihnen sagt, die könnten sprechen, die haben nur keine Lust dazu. Die denken sich: »Ööh, wenn ich denen zeige, dass ich schon ganze Sätze sprechen kann, dann muss ich immer argumentieren und fragen. Da warte ich lieber noch mit.«
Eltern nähern sich sprachlich oft den Kindern an. Man denkt sich vorher, wenn wir mal ein Kind haben, werden wir nicht so doof in kindlicher Sprache reden wie »die anderen«. Nehmen wir mal zwei Klassiker: »Ja, hast du denn einen Stinker in die Hose gemacht?«
»Willst du hutschi heitschi machen?«
Aber das Schlimme ist, diese Sprache schleicht sich auch in deine Beziehung ein und macht vor nichts halt. Wir waren etwa vier Wochen nach der Geburt bereit für Sex. Der Stau war groß, so etwa in der Dimension von Pfingstwochenende auf der A9 Richtung Salzburg. Wir waren so scharf aufeinander. Ich lag schon mit Quark eingeschmiert auf dem Bett. Und dann rief Gudrun: »Ich muss nur noch schnell Lulu machen.«
Das ist das Schöne daran, wenn man so notgeil ist. Sprache ist nur noch ein Vehikel für Informationen und bestimmt nicht den Ausgang der Situation. Auch ich war nicht gefeit vor solchen Veränderungen beim Sex Talk. Gudrun ließ mich eines Abends erkennen, dass sie vor Verlangen bebte, und aus meinem Mund kam ein Satz, den ich vorher auch nicht für möglich gehalten hätte: »Komm her zu Papi!«
Lillys Wörterbuch
(der ersten 20 Monate)
Dada? –
Hallo, wo seid ihr?
Mama –
umgangssprachlich für Mutter
G’dai –
Keine Ahnung, was das heißt, das Wort hat dem Klang nach klingonische Wurzeln
Nagnanam –
Ich kann sprechen, bin aber noch nicht entschieden, ob ich vor dem Deutsch erst mal Thailändisch lerne
Wawa –
Hund, Katze und alle anderen Tiere außer Fische. Bei Fischen macht sie nur immer den Mund auf und zu wie eine bekiffte Kaulquappe
Höbababa –
Mir geht’s gut
Höbabababababa –
Mir geht’s saugut
Hatsss –
Hatschi
Baba –
Umgangssprachlich für Vater
Nein nein nein nein nein nein –
Nein
Mao –
Miau
Da ist er –
Da ist er
Heißeißeißeißeißeiß –
Scheiße der Boden ist heiß, da hat die Sonne zu langeauf die Fliesen geschienen, und ich bin barfuß
Sidaii –
Lieblingswort 1 (mit 18 Monaten)
Kiaii –
Lieblingswort 2 (mit 18 Monaten)
Da –
Danke
(auf der Rutsche:) Badabista! –
Vorsicht, jetzt komm ich!
Imechzudisko –
Ich möchte in die Disco (zu frei übersetzt?)
Uiuiuiuiui! –
Ui!
Batsch –
Oh, das ist mir runtergefallen, aber ich hab’s mit Absicht gemacht
Haaeoo –
Hallo
Mama, nane! –
Mama, ich hätte gerne diese Banane aus dem Regal
Tsao –
Ciao
Tswan –
Schwan
Waat! –
Warte bitte auf mich!
Des da voll! –
Gießkanne vollmachen, aber zackig
Dida –
Ich will trinken (a. k. a. ich habe Durst)
Niu –
Neo
Opa –
Opa (bisher hat das aber nur der Opa gehört …?)
Apfa –
Tapfer
Was? Ja! Was ja ja! Was? Ja! –
Ein Gespräch Lillys mit sich selber, am Morgen vor dem Wickeln
Fosch –
Frosch
Uchn –
Kuchen
Badda –
Bagger
Abba abba abba –
Wir können uns nicht vorstellen, dass es mit Schwedischer Popmusik zu tun hat
Ball –
Der Gleichnamige
Uduu –
U2
Maum –
Baum
Manine –
Mandarine
Aus –
Haus
Schette –
Schnecke
Ssau –
Frau
Illi –
Selbstreflexion des eigenen Namens
Ilsch –
Milch
Schuuer –
Schnuller
Budda –
steinerner Buddha im Garten, aber auch ein Jesus am Kreuz neben dem Spazierweg (sie unterscheidet scheinbar noch nicht so fundamentalistisch zwischen den verschiedenen Religionen; Chef ist Chef)
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Das erste Mal
Wer erinnert sich noch an das erste Mal? Jetzt denken sicher gleich alle an das eine. Der erste Sex. Das ist ja auch ein sehr prägendes Erlebnis. Wenn man bei einer Frau der Erste war, wird sie sich in den meisten Fällen ein Leben lang an einen erinnern, egal ob man die letzte Niete im Bett war.
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