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Achtung: Die "Monsters" kommen!

Achtung: Die "Monsters" kommen!

Titel: Achtung: Die "Monsters" kommen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Vordrucke?“
    „Aber ja“, lächelte die junge Frau.
„Wir haben Einzahlungsformulare vorbereitet.“
    Sie schob eins durch den Ein- bzw.
Auszahlungsgeldschlitz, und Tim suchte seine Taschen ab nach dem
Kugelschreiber.
    „Du kannst den dort nehmen“, sagte die
Kassiererin.
    Sie war Mitte oder Ende Zwanzig, hatte
leuchtend grüne Augen und kräftige Brauen im hübschen Gesicht.
    „Meiner muß da sein“, erwiderte Tim.
„Habe ich ja gestern erst gekauft.“
    Das Schreibinstrument fand sich in der
linken Brusttasche der taillebetonten Sportwearjacke, wo außerdem ein
Taschenrechner, ein Notizbuch, ein verschwitztes Stirnband und Tims
zwölfteiliges Taschenmesser steckten.
    Mit triumphierendem Grinsen zeigte Tim
den Kugelschreiber vor und füllte dann das Formular aus: in Blockbuchstaben,
damit der Computer keine Brille brauchte.
    Tim öffnete das Kuvert und nahm das
Geld heraus. Zusammen mit dem Formular wollte er’s durch den Schlitz schieben.
    In dieser Sekunde geschah es.
    Ein Lufthauch berührte Tims Nacken; er
kam von der Eingangstür, die sich eben schloß. Das Gesicht der Kassiererin —
gerade noch frühlingszart — wurde leichenfahl.
    „Überfall!“ brüllte eine Stimme — und
rollte das r wie eine Bowlingkugel. „Wenn einer auf den Alarmknopf drückt,
schieße ich.“
    Tim war herumgefahren und stand schon
in der von ihm bevorzugten Nahkampfhaltung, die zum chinesischen Karate gehört.
    Nutzlos!
    Der Bankräuber war bewaffnet.
    Die Pistole zielte auf Tim. Die Mündung
drohte, war bereit, Kugel und Feuerstrahl auszuspucken.
    Tim ließ die Arme sinken. Dabei griff
er hinter sich.
    Mit drei Sätzen sprang der Bankräuber
zu der einzigen Kundin. Er packte sie, preßte die Pistole gegen ihren Rücken.
    „Macht genau, was ich sage“, schrie der
Typ. „Sonst schieße ich ihr durchs Schlüsselbein.“

    Die Frau zitterte nicht. Aber ihr
Gesicht erstarrte zur Holzmaske. Als der Typ sie zur Kasse zerrte, hatten sich
ihre Beine in Holzstelzen verwandelt — scheinbar. Sie stakte wie ein
künstlicher Mensch, dessen Laufmechanismus noch nicht ausgereift ist.
    Tim hatte sein Geld gegrapscht, brachte
die Hand hinter den Rücken und ließ 665 DM in den Schirmständer neben der Kasse
fallen. Nur die 90 Pfennig blieben auf dem Kassentresen.
    „Du da“, der Bankräuber kläffte Tim an.
„Geh dort rüber ans Fenster! Weg, weg, weg!“
    Tim mußte gehorchen. Null Chance, den
Kerl anzuspringen. Vor allem durfte die steifbeinige, schreckerstarrte Geisel
nicht gefährdet werden. Sie verfügte zwar über die robuste Figur einer
Marktfrau, hatte aber dünne Nerven und Angst.
    Tim trollte sich zur Fensterfront. Bei
den Scheiben handelte es sich um geriffeltes Mattglas, das Helligkeit
durchließ, aber keinen klaren Blick. Draußen waren die Fenster einbruchsicher
vergittert — was nachts seinen Nutzen hatte, aber nicht, wenn der Geldräuber
durch die Tür kommt, wie jetzt.
    Tim lehnte sich an, verschränkte die
Arme und beobachtete den Kerl.
    Der stand so vor der Kasse, daß er alle
Anwesenden im Blick behielt, schob linkshändig eine Plastiktüte durch den Geldschlitz
und hielt rechts die Pistole.
    „Her mit dem Zaster!“ pfiff er die
Kassiererin an. „Alles! Aber nur Scheine.“
    Sie rührte sich nicht. Ihr Gesicht war
weißer als Neuschnee in abgasarmer Landschaft. Die Hände, halb erhoben,
zitterten. Aus aufgerissenen Augen starrte die Frau den Bankräuber an.
    „Hast du nicht gehört!“ schrie er.
„Geld her!“
    „Neiiiiin“, es klang wie ein Wimmern.
    Um Himmels willen! dachte Tim. Mädchen,
spiel nicht die Heldin! Die Geisel steht vor der Kanone!
    „Geld her! Oder soll ich ernst machen?“
    Jetzt schien sie einzusehen, daß es
wenig Sinn hatte, die Spareinlagen der Kunden um jeden Preis zu verteidigen.
Sie begann, Banknoten in die Tüte zu stopfen, hastig.
    Tim musterte den Typ und prägte sich
Einzelheiten ein.
    Etwas über mittelgroß, 70 Kilo
vielleicht, grauer Jogginganzug, graue Sturmhaube mit Sehschlitz, Handschuhe,
Stimme und Bewegungen deuteten auf einen jungen Mann hin. Vielleicht war er
gerade erst volljährig geworden — und brauchte Startkapital für die harte Welt
der Erwachsenen.
    Die vollgestopfte Tüte paßte kaum durch
den Schlitz. Die Kassiererin mußte quetschen und schieben.
    „Danke!“
    Tim glaubte, er höre nicht recht.
    Offenbar war das dem Räuber
versehentlich entschlüpft, denn er setzte drohend hinzu: „Das war dein Glück.“
    Die Geisel hatte die Hände gefaltet

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