Achtung: Die "Monsters" kommen!
verrate. Damit machst du mich zu deiner Komplizin. Bist du
wahnsinnig? Was ist in dich gefahren? Du bringst dich hinter Gitter.“
„Mach’s halblang, große Schwester. Das
bißchen Zaster könnt ihr verkraften. Eine Bank besteht doch nur aus Geld. Oder?“
Er deutete zu dem wackligen Tisch, auf dem die Beute ausgebreitet war: Scheine,
Scheine, Scheine. „Lumpige 22 000 DM. Das reicht nicht mal für meine Schulden.“
„Du hast mich zu deiner Komplizin
gemacht“, wiederholte sie schluchzend.
„So sehe ich das nicht, Bettina. Ich
wollte nur sichergehen, daß die Kassiererin mitspielt. Hast mich gleich
erkannt, wie? Klar! Das sollte so sein. Den Jogginganzug kennst du, nicht wahr?
Ja, den hast du mir zu Weihnachten geschenkt. Und damit du beruhigt bist: Die
Pistole war nicht geladen. Niemals würde ich auf einen Menschen schießen. Das
weißt du doch.“
„Das macht es nicht besser. Du bist
jetzt ein Bankräuber.“ Er hockte sich vor sie und nahm ihre Hände.
„Bettina, ich mach’s nicht zum Spaß,
sondern weil mir das Wasser bis zum Hals steht. Die bringen mich um.“
„Wer bringt dich um?“
„Naja, die...“ Er stockte.
„Spieler? Zocker? Kriminelle aus der
Unterwelt, mit denen du dich auf verbotenes Glücksspiel einläßt. Also immer
noch! Du tust es immer noch! Das also ist es. Und soweit hat es dich gebracht.
Der Spieler wird zum Bankräuber, zum Verbrecher.“
„Ich verspreche: Ich mach’s nie
wieder.“
„Was machst du nie wieder?“
„Nie wieder zocken, nie wieder
Bankraub.“
„Wieviel schuldest zu den Zockern ( Glücksspielern )?“
„Äh, es sind... leider... sind... weil
ich ‘ne Pechsträhne hatte... sind’s... 25 000.“
„Ich fasse es nicht.“
„Die schulde ich nun mal. Daran hilft
mir keiner vorbei. Deshalb mußte ich... das machen.“
„Gar nichts mußtest du. Ich hätte dir
geholfen. Ich werde auch jetzt versuchen, das wieder geradezubiegen.“
„Du willst mich doch nicht etwa
anzeigen?“ fragte er entsetzt.
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich werde auf mein Grundstück eine
Hypothek ( rückzahlbare Geldschulden ) aufnehmen. Das geht leicht. In
zwei, drei Tagen habe ich die Summe.“
Bettinas Grundstück war klein und
unbebaut. Es lag am Stadtrand und stellte einen Wert von ungefähr 200 000 Mark
dar. Sie hatte es von den Eltern geerbt, die bei einem Flugzeugunglück
umgekommen waren.
Auch Sascha war damals nicht leer
ausgegangen, hatte aber — kaum daß er 19 war — sein Erbe verkauft und das Geld
verjubelt.
„Das... das tätest du?“ fragte er
atemlos.
Sie schneuzte sich. „Warum hast du dich
nicht an mich gewandt?“
„Weil, äh... ich weiß doch, wie du...
zum Glücksspiel stehst.“
„Mit Recht. Trotzdem lasse ich dich
nicht hängen. Du bist schließlich mein Bruder. Wen haben wir denn noch — außer
uns! Sascha, ich verstehe dich nicht.“
Es beschämte ihn. Sein Grinsen war zu
einem Hauch verblaßt.
„25 000“, sagte Bettina, „nehme ich
auf. 3000 gebe ich dir für den Rest deiner Schulden. 22 000 wirst du in ein
Paket packen und an mein Bankhaus zurückschicken. Mit einem
maschinegeschriebenen Brief ohne Namen. Du teilst mit, daß es dir leid tut und
du den Schaden wieder gutmachen willst.“
„Zurückgeben?“ Er blickte
verständnislos. „Meinst du, das ist wirklich nötig, wo doch die Banken soviel
Geld haben.“
„Sascha!“ Sie faßte ihn an der
Schulter. „Du hast nichts begriffen. Es geht um Recht und Unrecht. Du bist
heute zum Verbrecher geworden. Versuch, da wieder rauszukommen.“
„Also gut. Wenn du meinst.“
„Wem schuldest du die 22 000?“
„Das sind ganz brutale Typen. Eiskalte
Zocker. Der eine heißt Ali, der andere Hasan.“
„Sind das Spitznamen?“
„Nein, so heißen sie wirklich. Sind
Perser, glaube ich. Ja, Perser. Sie gehören zu einer Clique (Horde), die
sonst aus Deutschen besteht. Die zocken nicht nur. Ich weiß nicht, was sie
außerdem machen, aber die Polizei wäre bestimmt nicht damit einverstanden. Die
meisten sind ziemlich jung. Jünger als ich.“
Bettina erhob sich. „Morgen bitte ich
Direktor Zahlske um die Hypothek.“
„Wie ist es gelaufen mit der Bank?
Hinsichtlich der Bullen, meine ich.“
„Der große Junge mit den dunklen Locken
— der hat dich genau beschrieben. Hat auch gesehen, daß du grüne Augen hast.
Als er das sagte, hätte ich meine am liebsten mit den Händen bedeckt.“
„Grüne Augen gibt’s massenhaft.“
„Denk daran, Sascha, was du mir
versprochen
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