Achtung: Die "Monsters" kommen!
aufgerissen. Der Mund hatte sich geöffnet, als wollte er
schreien.
Tims Blick suchte das Namensschild, das
hinter dem Panzerglas stand. FRL. BETTINA LECHNER
„Sie brauchen keine Angst mehr zu
haben, Fräulein Lechner. Der Kerl ist weg. Sie konnten nicht verhindern, daß er
Beute macht. Niemand konnte das. Aber kein Grund zur Aufregung. Bankräuber
gibt’s ja inzwischen mehr als Fahrraddiebe. Zum Glück hat er der Geisel nichts
getan.“
Heh, wo war die Geisel?
Jetzt entdeckte er sie.
Die Frau war hinter einen Schreibtisch
geflüchtet und dort auf Tauchstation gegangen. Das rosige Gesicht lugte über
die Kante. Die Frau richtete sich auf. Sie seufzte, Erleichterung auf den
Zügen. Als sie hervorkam, funktionierten die Knie wieder ohne Steifheit.
Und Bettina Lechner?
Sie sank auf einen Stuhl. Die Starre
löste sich. Stattdessen schlug die Frau beide Hände vors Gesicht und begann
herzzerreißend zu schluchzen.
Naja, dachte Tim. Bei ihr geht’s aber
sehr aufs Gemüt. Mir ist auch eine Geburtstagsfeier lieber — oder die tolle
Feier nachher bei den Ottis. Aber sooo ein Unglück ist der Bankraub ja nun auch
wieder nicht. Fräulein Lechner benimmt sich, als würde sie mit Herzblut an
jeder Banknote hängen. Und in Gefahr war sie, die Kassiererin, in keiner
Sekunde — nicht hinter dem kugelsicheren Glas.
Draußen in der Fußgängerzone heulte
eine Polizeisirene.
Das Präsidium war nur einen
Katzensprung entfernt.
Gabys Vater — der bei der TKKG-Bande
überaus beliebte Kommissar Glockner — kam zum Tatort.
*
Als die Sirene des Bankhauses
losheulte, hatte sich der Direktor des Geldinstituts — Walter Zahlske — gerade
auf der Toilette aufgehalten.
Und dort war er geblieben,
vorsichtshalber, bis jetzt.
Sein holzgetäfeltes Büro mit dem
riesigen Schreibtisch schien auszudrücken, daß die Geldgeschäfte gut gingen.
Zahlske hatte eine polierte Glatze und
erheblichen Bauchansatz. Mißbilligend sah er seine Kassiererin Bettina Lechner
an.
Sie konnte sich nicht beruhigen. Immer
noch bebten die Schultern; Augen — und auch die Nase — waren gerötet vom
Weinen.
In Kommissar Glockners markantem Gesicht
zuckte kein Muskel. Der forschende Blick war auf die junge Frau gerichtet.
Glockner hatte seinen neuen Assistenten
Igur Holzapfel mitgebracht. Der kaute Kaugummi und hätte auch als Rausschmeißer
an die Tür einer Disko gepaßt — wäre er einen Kopf größer gewesen. Igur galt
als zuverlässig und pfiffig.
Klößchen, der ganz an der Seite saß,
zählte das Bazargeld zum dritten oder vierten Mal.
Wahrscheinlich, dachte Tim, kommt er
jedesmal zu einem anderen Ergebnis. Den Räuber hätte Klößchen nicht bemerkt,
weder beim Kommen noch beim Gehen.
Die Bankkundin und zeitweilige Geisel
hieß Christina Gudting, und sie berichtete gerade, wie ihr vor Schreck beinahe
das Herz stehengeblieben wäre.
Glockner wandte sich an Tim. „Du hast
den Bankräuber gut beschrieben. Außerdem haben wir ja bald den Film aus der
Geheimkamera.“
Darüber verfügt jede Bank. Meistens ist
die Kamera hoch an der Wand angebracht — und das Objektiv dorthin gerichtet, wo
Geld von einem zum andern wechselt, nämlich auf die Kasse.
Natürlich läuft die Kamera nicht den
ganzen Tag, kann aber, so ein Bankräuber auftaucht, unauffällig eingeschaltet
werden.
„Ich bin mir jetzt ziemlich sicher“,
sagte Tim, „daß er grüne Augen hat. Es sei denn, er trägt gefärbte
Haftschalen.“
Glockner nickte.
„Er sprach Hochdeutsch“, fuhr Tim fort,
„keinen Dialekt. Die Stimme klang nicht ungebildet. Einen ordentlichen
Schulabschluß hat er bestimmt — vielleicht sogar Abitur.“ Er grinste. „Die
Ansprüche werden ja in allen Berufen immer höher geschraubt. Wahrscheinlich ist
das in der Unterwelt genauso.“
„Du sagst es“, seufzte Glockner.
„Bitte, Fräulein Lechner!“ sagte
Direktor Zahlske leise, aber bestimmt. „So ein Bankraub ist doch kein Grund für
einen Nervenzusammenbruch. 20 000 Mark und ein bißchen — na gut, doch wir
sind...“
Er hielt inne, weil sein Telefon
klingelte. Bettina Lechner schluchzte weiter. Nachdem Zahlske sich gemeldet
hatte, reichte er Glockner den Hörer hin.
„Für Sie, Herr Kommissar.“
Gabys Vater lauschte nicht lange. Tim
sah, wie seine Miene sich spannte.
„Ja, ich fahre sofort los.“ Er stand
auf. „Tut mir leid, ich muß weg. Mein Kollege Holzapfel macht weiter.“ Er
wandte sich an die Jungs. „Tim, Willi, ihr könnt mich begleiten.“
Das war zwar
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