Achtung Klappe
mir im Vorbeischießen ein freundliches „Wau!!“ zu. Es ging doch nichts über einen klugen Hund. Sein einziger Nachteil: Er hatte was gegen Millionäre.
Am Taxistand Ecke Hof- und Schillerstraße stand ein einziger Wagen. Noch bevor ich ihn erreichte, rollte er von dannen. Doch ein guter Detektiv hat einfach mehr Glück als ein schlechter. In dem BMW, der kurz darauf heranfuhr, erkannte ich Herrn Maisgerber, einen guten Bekannten von Alfons Blaumichel.
„Wollen Sie irgendwohin, Herr Pfiff?“ fragte er und winkte mir zu.
„Nein, danke. Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie über Ihre Funkzentrale herausfinden könnten, wo sich mein Freund Blaumichel gerade herumtreibt beziehungsweise, ob er überhaupt fährt.“
„O ja, gesehen habe ich ihn heute nachmittag schon. Er fährt mit Sicherheit die zweite Schicht.“
Der hilfsbereite Herr Maisgerber hatte den Mund schon am Mikrophon. Zwei Minuten später wußte ich, daß sich Tierfreund Blaumichel bereits auf Kurs Ecke Hof- und Schillerstraße befand.
Ich setzte mich auf die Bank neben dem Flieder, während Pinsel ein paar Tauben zu jagen begann. Was täte er wohl, würden ihm die Tauben nicht den Gefallen tun, im letzten Augenblick wegzufliegen?
Ich wußte genau, daß er sich nichts aus Tauben machte, weder aus lebenden noch aus gebratenen.
Zehn Minuten später entdeckte ich Alfons Blaumichel auf der Gegenfahrbahn. Sein Blinker blinkte, und er reihte sich zum Abbiegen ein.
Er lief nicht den Taxistand an, sondern parkte weiter vorn.
In seinem typischen Schaukelgang kam er auf mich zu und setzte sich neben mich.
„Ich hoffe, Sie haben eine tolle Fuhre für mich, sonst wäre ich stinksauer, Pfiffi!“ maulte er mich an.
„Ich habe keine Fuhre, ich habe nur eine Frage.“
Er schnellte herum und starrte mich an.
„Nur eine Frage??“
Ich nickte. Und er:
„Er hat nur eine Frage, dieser mickrige Detektiv. Für eine Frage lasse ich das Geschäft des Tages sausen. Ein schöner Freund sind Sie, das kann ich Ihnen flüstern.“
„Wo sollte das Geschäft des Tages denn hingehen?“
„Zum Flughafen! Mindestens fünfzehn Kilometer! Ich hatte ihn schon im Fond, den Japaner. Da meldet sich die Zentrale und jammerte mir was von einer dringenden Familienangelegenheit am Stand Ecke Schiller ins Ohr. Ich schmeiß also den Flugplatz wieder raus und rase hierher! Und welche Familie steht, ach was, von wegen stehen, welche Familie räkelt sich faul unter dem Flieder? Die Balduin-Pfiff-Familie! Und das Unverschämteste: Er will nicht mal irgendwohin. Er will mich nur was fragen. Nun sagen Sie selbst, Pfiffi, habe ich einen Grund, nicht eingeschnappt zu sein?“
Ich klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
„Ehrlich, Sie alter Umweltverschmutzer, es ist ein Jammer, daß ich in meiner Mütze kein Tonbandgerät eingebaut habe. Solche Fröhlichkeiten gehörten einfach der Nachwelt erhalten.“
Alfons Blaumichel lehnte sich zurück und bot sein Gesicht der Sonne dar. „So läßt es sich leben. Mann, Pfiffi, was haben Sie für ein bequemes Dasein. Wo steckt denn Pinsel? Hat er mal wieder Stubenarrest?“
„Erstens“, tat ich entrüstet, „hat er selten Stubenarrest, und zweitens ärgert er zur Zeit die Tauben.“
Pinsel mußte gespürt haben, daß man von ihm sprach, denn er sah um die Ecke, so, als müsse er sich überzeugen, daß ich noch vorhanden sei. Dabei entdeckte er Blaumichel. Mit zwei kurzen Startbellern kam er angejapst und sprang freudig an Blaumichel hoch. Das lag nicht allein daran, daß der Taxifahrer immer nach allen möglichen Viechern roch, nein, hier sprach echte Zuneigung mit. Und Alfons Blaumichel erwiderte diese Liebe. Er kraulte ihn unterm Hals und spielte mit seinen Ohren.
„Also los, Meisterdetektiv, was gibt’s so Wichtiges, daß Sie mich mitten im Broterwerb aus dem Verkehr ziehen?“
„Ich habe über Ihren Kopf hinweg eine Verabredung getroffen.“
„Na, wie schön... Gibt’s wenigstens was dabei zu verdienen?“
„Habe ich je von Ihnen verlangt, daß Sie was umsonst tun?“
„Nicht erst einmal!“
„Sie übertreiben wie einer vom Reisebüro.“
„Ich könnte aufzählen. Lange Reihen von kostenlosen Gefälligkeiten kämen dabei heraus.“
„Na los, fangen Sie an, Aufschneider!“ forderte ich Alfons Blaumichel auf, doch der Taxifahrer winkte ab.
„Glauben Sie vielleicht, daß ich das auswendig weiß?“
Er spielte den Großzügigen.
„Lassen wir das. Ich hab’s ja gern getan.“
Ich schwieg! Beharrlich!!
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