Achtung Klappe
Namen noch nicht gesagt!“ stellte sie mit einem himmlischen Lächeln und einer Stimme fest, mit der sie im Polizeichor den Solobaß hätte singen können. Ich erstarrte sekundenlang in Ehrfurcht. Tiefe Damenstimmen ließen mich immer erschauern.
„Mein Name ist Balduin Pfiff!“
Der hellblonde Zahnstocher mit der Baßstimme drückte eine Taste, und ich hörte, wie der Vornehme am anderen Ende des Drahtes ein lautes „Ja!!“ rief.
„Hier ist ein Herr Balduin Pfiff. Sind Sie mit ihm verabredet?“
„Ja, ich bin mit Herrn Pfiff verabredet. Ich lasse bitten!“
„Das werde ich Ihnen bis zur Zeit, wo Ihre Enkel groß und dick sind, nie verzeihen!“ grollte ich, als sich der Zahnstocher erhob.
„Was werden Sie mir nie verzeihen?“
„Ihr Mißtrauen! Obwohl ich Ihnen versichert habe, daß ich mit Herrn Lannak verabredet bin, fragen Sie Herrn Lannak, ob er auch mit mir verabredet ist.“
Die Schönheit strahlte noch intensiver.
„Wir sind gezwungen, ein paar Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten.“
„Hm“, knurrte ich und schwebte ihr nach.
Sechs Türen gingen von der geräumigen Empfangshalle ab. Sie entschloß sich für die dritte von rechts.
Ich beobachtete, wie ihre manikürte Hand nach einer kaum sichtbaren Erhebung in der Wand tastete, und hörte einen kaum wahrnehmbaren Summton.
Sie drückte die Klinke herunter und öffnete die Tür.
„Herr Pfiff, Herr Lannak!“
Die Tür schloß sich hinter mir, und Herr Lannak kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu. Wieder quetschte ich seine fünf weichen Finger um die Hälfte zusammen, und wieder hatte er dabei Tränen in den Augen.
Die Eleganz dieses Büros zu beschreiben, würde Seiten füllen, also lasse ich es.
„Sie sind pünktlich, Herr Pfiff!“ sagte der Vornehme, und Zufriedenheit erfüllte seine Stimme.
„Das bin ich meinem Beruf einfach schuldig. Oft entscheiden Sekunden über Erfolg oder Mißerfolg eines Falles.“
„Sicher haben Sie recht“, erwiderte er und sah auf seine goldene Armbanduhr. Er wirkte fahrig und nervös.
„Bitte, wenn Sie einen Augenblick Platz nehmen wollen!“
Ich versank in einem himmlischen Lümmler, während Herr Lannak ein imposantes Schlüsselbund aus der Tasche zog. Die Kette, die das Bund mit der Hose verband, war mindestens fingerdick.
Er trat zur Wand hinter seinem Schreibtisch, an der ein un-gerahmtes quadratisches Relief von den Ausmaßen eines Quadratmeters hing. Wie auf Kommando begann es plötzlich zur Seite zu rollen.
Die Stahltür eines Safes mit drei Schlössern kam zum Vorschein. Die Schlüssel dazu hingen an Lannaks Bund. Was folgte, war eine umständliche Prozedur, die fast fünf Minuten in Anspruch nahm. Dann endlich ließ sich die Safetür öffnen.
Lannak stand so davor, daß meinen neugierigen Augen kaum ein ordentlicher Blick in das innere des Stahlfachs gelang.
Nacheinander transportierte der Vornehme drei Säckchen ins Freie, die er in einen aufgeklappten Aktenkoffer legte. Das Verschließen der Tür erforderte komischerweise nicht einmal die Hälfte der Zeit, die er fürs Öffnen brauchte.
In der Linken den Aktenkoffer, steuerte Herr Lannak auf einen Wandschrank zu. Er enthielt einen Hut und einen Sommermantel aus feinstem Popeline. Der Hut kam auf den Kopf, der Mantel über den linken Arm.
„Wir können gehen, Herr Pfiff!“
„Ich bin marschbereit!“ sagte ich und kam mir richtiggehend reich neben dem Anderthalb-Millionen-Koffer vor.
Der Zahnstocher hatte das einstudierte Katalogstrahlen auf dem Gesicht, als wir ihren Schreibtisch passierten.
„Ich bin in etwa zwei bis drei Stunden wieder zurück!“ sagte Herr Lannak zu ihr. In der Tür fiel ihm dann noch etwas ein: „Gegen 16 Uhr kommt Doktor Schwertfeger. Herr Schwarz möchte sich bitte seiner annehmen!“
„Ja, Herr Lannak!“ der hellblondierte Kopf neigte sich.
Als wir im Lift nach unten fielen, erkundigte sich Herr Lannak: „Wo steht Ihr Wagen, Herr Pfiff?“
„Blaumichel parkt vor dem Haus. Etwa zehn Meter vom Haupteingang entfernt.“
„Blaumichel ist Ihr Freund, nehme ich an.“
„Mein Freund und Taxifahrer.“
Alfons Blaumichel sprang heraus, als er meinen Auftraggeber und mich entdeckte. Wie ein Herrschaftschauffeur riß er die Fondtür auf, grüßte und wartete, bis sich der Vornehme zurechtgesetzt hatte. Ich selbst war inzwischen um den Wagen herummarschiert und setzte mich neben Lannak, der sein Köfferchen wie einen Schatz auf den Knien hielt. Verborgen durch den darübergelegten
Weitere Kostenlose Bücher