Achtung Klappe
zu, Dicker“, sagte er leise und hinterhältig, „wenn du auf die Idee kommen solltest, die Tür zu öffnen oder deine Hand noch tiefer in die Tasche zu stecken, ist der hier...“
Herr Lannak stieß ein heftiges „Au!!!“ aus, „... zuerst dran!“
„Um Gottes willen, Herr Pfiff, bringen Sie uns nicht unnötig in Gefahr.“
Ei der Daus samt Däuschen, ich ärgerte mich. Ich war unzufrieden. Mit mir, mit der Situation, mit dem Vornehmen und überhaupt. Es war eine Ewigkeit her, daß man mich auf so billige Art und Weise übertölpelt hatte. Mich, einen Meisterdetektiv! Ich wollte gar nicht wissen, was Balduin der Erste jetzt von mir hielt.
Also, wenn mir schon nichts anderes blieb, dann wollte ich wenigstens den schrägen Vogel zu Lannaks Linken ein bißchen zwicken.
Kein Auge ließ er von mir, der Schrumpfdäumling. Das heißt, ich nahm es an. Präzise erkennen konnte ich seine Augen nicht unter der Sonnenbrille.
Ich neigte mich kurz und prüfend in seine Richtung, schüttelte den Kopf, neigte mich noch einmal und prüfte erneut.
„Erstaunlich!“ sagte ich dann zum vornehmen Herrn Lannak, der kaum wagte, laut zu atmen, und dessen Hände so fest auf dem vom Mantel verdeckten Köfferchen lagen, daß die Knöchel weiß hervortraten.
„Haben Sie schon gesehen, Ihr Nachbar hat die gleichen Symptome...“
Lannak warf einen raschen, ängstlichen Blick auf besagten Nachbarn, dann auf mich. Statt einer Antwort schluckte er nur.
„Erstaunlich!“ wiederholte ich mich und spielte den Beeindruckten. „Wie doch das Schicksal manchmal mit uns spielt. Gestern sprachen wir noch darüber, und heute begegnen wir einem solch armen Teufel.“
Lannak bewegte sich unruhig. Ich fand sein Gerucke wunderbar.
„Aber nein, nicht doch, Herr Lannak. Nur jeder zweite Fall ist ansteckend. Ich glaube auch nicht“, ich prüfte erneut, „daß er schon das letzte Stadium erreicht hat. Ich glaube, es reicht, wenn wir uns nachher alle desinfizieren lassen.“
„Ich auch?“ fragte Blaumichel von vorn.
„Natürlich Sie auch. Er atmet Sie schließlich an.“
„Was soll das Gefasel?“ wollte Pistolen-Joe wissen.
Meine Stimme war weich, mitleidig, fast traurig, als ich ihm antwortete: „Sie sollten sich nicht verrückt machen lassen. Haben Sie schon große Schmerzen?“
„Wieso Schmerzen, wo soll ich Schmerzen haben?“
„Wollen Sie damit sagen, daß Ihr Arzt Sie nicht aufgeklärt hat?“
„Was aufgeklärt?“ Ängstlichkeit machte sich auf seinem Gesicht breit.
„Sie haben hochgradige Doofisis! Ich bewundere Sie, daß Sie sich nichts anmerken lassen.“
„Was habe ich?“
„Doofisis! Ich schätze, daß Ihnen in den nächsten Tagen die Backen platzen werden. Wann haben Sie zum letztenmal Ihr Gesicht angesehen?“
Seine freie Linke fuhr an die Wange, streichelte sie. Und in seiner Stimme schwang Panik mit, als er seinen Komplizen um Hilfe rief:
„He, Mutze, sieh mich an. Ist was mit meinen Backen?“
„Idiot“, fauchte Mutze über die Schulter, „merkst du nicht, daß dich dieser Privatschnüffler für eine halbe Portion hält? Für einen Armleuchter mit Goldzähnen? Du fällst auch auf jeden faulen Trick herein.“
„Und wenn wirklich was dran ist?“
„Dann bist du der erste, der an Doofilitis stirbt, und du hast es verdient, Doofpinsel!“
„Doofisis!“ verbesserte ich, obwohl mir der „Pinsel“ viel mehr im Magen lag.
„Du glaubst also, daß mich der Fettsack verscheißern will?“
„Ja, das glaube ich. Und jetzt halt gefälligst die Klappe. Du machst mich nervös mit deinem Gequassel!“
Pistolen-Joe drohte mir mit dem Schießeisen und versprach voller Grimm: „Warte nur, Fettsack, wir werden uns schon mal privat treffen!“
„Da bin ich sicher. Spätestens im Gerichtssaal, obwohl das auch nicht gerade privat ist.“
„Jetzt kannst du was zulegen, hier ist es nicht mehr so gefährlich!“ sagte Mutze zu Blaumichel, doch der hatte sich inzwischen gefaßt und machte in Bierruhe:
„Denkste“, sagte er, „gerade hier stehen sie immer mit ihren Radarfallen. Ich fahre keinen Strich schneller als sechzig!“
Wir fuhren noch immer die Grunauer Allee entlang. Pistolen-Joe sah, scheinbar gespannt, zum Fenster hinaus, da sich von hinten das Sirenengeheul der Feuerwehr näherte.
„Da muß es irgendwo brennen...“ sagte er und folgte mit den Augen dem vorbeibrausenden Löschwagen. Er schien uns total vergessen zu haben.
Mutze jedoch konzentrierte sich voll und ganz auf
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