Achtung - sexy Boss!
PR-Guru, sie war auch Hannahs Mitbewohnerin. Und der einzige Grund, warum Hannah mit einem Haartrockner umzugehen wusste und sich in ihrem Kleiderschrank nicht nur die unvermeidlichen Jeans und T-Shirts befanden.
Sonja zwängte ihre Kurven in einen Stuhl und schlug die Beine übereinander. Dabei ließ sie ihr iPhone nicht eine Sekunde aus den Augen. Blitzschnell strich sie mit einem pink lackierten Fingernagel über das Display.
Hannah wurde unruhig. Sie legte eine Hand auf das Handy der Freundin. Sonja blinzelte verwirrt.
„Wenn du auch nur daran denkst , irgendetwas über mein ausschweifendes Wochenende zu twittern, bestelle ich einen Rote Beete-Burger und werfe ihn auf dein Kleid.“
Sonja blickte stirnrunzelnd auf ihr Ensemble aus cremefarbener Wolle. Langsam schob sie das iPhone in das winzige Krokolederetui zurück.
„Warum habe ich schon wieder das Gefühl, anders zu sein als alle anderen?“, setzte Bradley an.
Beide Frauen wandten sich ihm zu.
Mit gequältem Gesichtsausdruck fuhr er fort: „Mir wird schon schlecht bei dem Gedanken, aber ich muss es einfach wissen. Sünde? Ausschweifung?“
Bei dem Wort „Ausschweifung“ warf er Hannah einen unergründlichen Blick zu, bevor er sich wieder Sonja zuwandte. Dieser Bruchteil einer Sekunde genügte, dass Hannah der Atem stockte.
Junge, sie brauchte wirklich Urlaub. Und zwar sofort.
Sonja bestellte einen Espresso. „Für einen so schlauen Kerl hast du, wenn es nicht gerade um dich oder deine Berge geht, ein Gedächtnis wie ein Sieb. Dieses Wochenende fährt Hannah nach Hause ins wunderschöne Tasmanien und ist Trauzeugin auf der Hochzeit ihrer Schwester Elyse. Und sie hat die Hochzeit organisiert.“
Sein Blick wanderte zurück zu Hannah. „Ist das schon dieses Wochenende?“
Hannah sah ihn flüchtig an. Sie hatte ihm wahrscheinlich ein Dutzend Mal in den vergangenen beiden Wochen davon erzählt, aber offenbar war es nicht bei ihm angekommen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
Sonja hatte ins Schwarze getroffen. Wenn Bradley an etwas nicht interessiert war, blendete er es schlichtweg aus.
„Ich fahre dieses Wochenende nach Neuseeland“, meinte er.
„Stimmt.“ Hannah sah auf ihre Uhr. „Und ich bin in zehn Minuten weg. Was sind denn deine Pläne, Sonja?“
In ihren Worten lag unüberhörbarer Sarkasmus. Sonja musste grinsen. „Ich werde schrecklich neidisch und ganz allein in unserer kleinen Wohnung sitzen. Du wirst dieses Wochenende das große Los ziehen und jeden Kerl bekommen, den du willst.“
„Welches Los?“, fragte Hannah.
Sonja sah ihr tief in die Augen. „Unmengen schicker, in Aftershave gebadeter Männer auf der Suche nach Romantik. Und auf Trophäenjagd. Gibt es in der Geschichte der Menschheit eine eindeutigere Veranstaltung?“
Mit diesen Worten lehnte sich Sonja zurück und wandte sich wieder ihrem iPhone zu.
Hannah saß stocksteif da. Der Nachmittag war kühl, doch ihr wurde langsam wärmer. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie als Trauzeugin so weit entfernt war, und hatte sich daraufhin entschieden, die Hochzeit ihrer kleinen Schwester zu organisieren. Ein Urlaubsflirt war ihr in den wenigen freien Minuten, die sie am Tag zur Verfügung hatte, überhaupt nicht in den Sinn gekommen.
Aber vielleicht war ein heißes Wochenende genau das, was sie brauchte. Entspannen, abtauchen, auftanken – und daran erinnert werden, dass es außerhalb von Bradley Knights Einflussbereich noch eine andere Welt gab.
„Die Trauzeugen werden Spitzenklasse sein“, fuhr Sonja fort. „Und so scharf wie Nachbars Lumpi. Am besten meidest du sie. Mein Rat ist: Such dir einen Hochzeitsgast aus, der kein Verwandter ist, das ist viel geheimnisvoller. Oder einen Fischer.“
Hannah lachte und versuchte, Sonjas lautstarke Worte zu ignorieren.
„Du nimmst doch die Pille, oder?“
„Sonja!“
Das ging entschieden zu weit. Abgesehen davon war sie so erschöpft und ihre Arbeit so anstrengend, dass sie nicht wusste, warum sie die Pille überhaupt nahm.
Doch jetzt lagen vier Ferientage vor ihr. In einer märchenhaften Winterlandschaft inmitten der Wildnis, umgeben von Dutzenden Singlemännern. Zum ersten Mal wurde ihr warm ums Herz bei dem Gedanken, nach Hause zu fahren.
Wie groß war wohl die Chance, den Mann ihres Lebens auf der Insel zu treffen, die sie vor so vielen Jahren verlassen hatte? Zum Kennenlernen blieb jedenfalls ausreichend Zeit.
Als sie die Augen aufmachte, sah sie, dass Bradley die Stirn runzelte. Hatte es womöglich
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