Achtung, Superheld! (German Edition)
meine Sportsachen an.«
»Und dann gehst du zum Büro des Direktors. Du wirst nicht hierher zurückkommen.«
»Aber Mr Snyder, ich hab versucht, pünktlich hier zu sein, ehrlich.«
»Und wieder mal hast du es nicht geschafft. Ich würde ja deine Mutter anrufen, damit sie kommt und dich abholt, aber das wäre bloß Zeitverschwendung, oder?«
Als Eric antwortete, war es kaum mehr als ein Flüstern. Jede Spur eines Lächelns war verflogen und sein Mund hatte sich zu einem Strich verhärtet.
»Meine Mutter ist bei der Arbeit.«
»Natürlich ist sie das.« Nun lächelte Mr Snyder, aber es lag keine Wärme in diesem Lächeln. Sein Grinsen bestätigte alle Befürchtungen, die Daniel seinetwegen bereits hatte. Mr Snyder war ein mieser Typ.
»Nun ab mit dir zum Büro des Direktors. Ich will kein Wort mehr hören.«
Eric wandte sich um und ging zur Tür. Daniel sah, wie er sich zu Mollie drehte und lautlos Worte formte. Es sah aus, als sagte er »Zwergdach«, aber das ergab ja keinen Sinn. Daniel wünschte, er hätte besser von den Lippen lesen können.
»Nun, wo waren wir stehen geblieben?«, fragte Mr Snyder und lächelte schon wieder. »Ach ja, Statistik-Diagramme …«
Am nächsten Morgen spielte Daniel mit seinen Cornflakes, während Teile eines Puzzles in seinem Kopf herumwirbelten. Doch kein Teil schien irgendwohin zu passen. Er blickte erst auf, als sein Vater ein leises Pfeifen ausstieß, was normalerweise »Das ist ja unglaublich!« bedeutete. Seine Eltern unterhielten sich über einen Artikel in der Zeitung.
»Es ist ein verdammtes Glück, dass niemand verletzt wurde«, sagte Gram.
»Das ist wirklich ein Wunder«, bestätigte seine Mutter.
»Nicht ganz«, sagte Daniels Vater und schaute in die Zeitung. »Hier steht, die Polizei vermutet, dass das Paar von einem Passanten gerettet wurde. Der Fahrer des Wagens hat die vage Erinnerung, wie er aus dem Auto gezogen und vom Grund des Flusses nach oben getragen wurde! Ist das zu fassen?«
Gram schüttelte den Kopf. »Sie hätten das Ding schon vor Jahren sperren sollen. Ich habe schon immer gesagt, die Bergbachbrücke ist eine echte Todesfalle …«
Gram redete weiter, aber Daniel hörte nicht länger zu. Er sah Eric vor sich, wie er dastand in seinen tropfnassen Kleidern, mit diesem breiten, stolzen Lächeln. Ein Puzzleteil rutschte an seinen Platz.
Bergbachbrücke.
4
Der Zwischenfall in der Sternwarte
In den nächsten Tagen beobachtete Daniel Rohan, Eric und Mollie sehr genau. Im Gegenzug beobachteten sie ihn. Am Tag nach dem Unfall auf der Brücke ging Daniel Mollie nach der Schule hinterher, und als er sich umdrehte, stellte er fest, dass Rohan ihm folgte. Daniel hatte gegenüber von Mollies Haus gestanden und darauf gewartet, dass sie … tja, er wusste es nicht genau, aber er war sich sicher, dass sie irgendwas Außergewöhnliches vorhatte, … als er hinter sich ein Niesen hörte. Und natürlich war es Rohan, der missmutig auf eine Stelle voller pollenverseuchter Wildblumen schaute. Von Daniel bedrängt, behauptete Rohan, sein Hund Shaggy sei weggelaufen, aber Daniel wusste, dass das nicht stimmte. Er hatte Shaggy gesehen, er war der älteste Hund, dem Daniel je begegnet war. Shaggy würde nirgendwohin laufen.
Kein Zweifel, Rohan war ein überaus merkwürdiger Junge, doch die beiden wurden trotz allem sehr schnell Freunde. Allerdings war Rohans Verhalten eindeutig nicht normal. Manchmal setzte er scheinbar ohne jeden Grund seine Nasenklammer auf oder stopfte sich Ohrenstöpsel in die Ohren. Und er neigte dazu, ganz plötzlich wegzutreten. Es kam vor, dass er mitten in einer hitzigen Verteidigungsrede, bei der er das Piratentum über die Detektivarbeit stellte, plötzlich einfach in die Luft starrte. Daniel musste ihn dann richtig schütteln, damit er wieder zu sich kam.
Mollie war ab und zu auch mit dabei, wenn sie sich trafen, aber sie nahm kaum Notiz von Daniel. Manchmal redete sie mit Rohan über die Schule oder Sport, die meiste Zeit verbrachte sie jedoch mit Eric.
Eric. Seit der Sache mit der Rettungsaktion auf der Bergbachbrücke hatte Daniel beschlossen, dass Eric der Schlüssel war. Wenn es hier tatsächlich ein Rätsel zu lösen gab. Er schien sehr nett zu sein, lächelte viel und war immer gut gelaunt, doch aus irgendeinem Grund hatte Daniel bisher nicht den Mut gehabt, ihn anzusprechen. Eric fehlte häufig in der Schule, und Daniel vermutete, es lag nicht daran, dass er krank war. Was auch immer mit ihm los war, Mollie und Rohan
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