Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
ziemlich jeden Mann. Er war sexy, wenn auch auf etwas hausbackene Art.
Stattdessen fing James von Johnson nur eine tiefsitzende Angst und ein kaputtes Selbstbewusstsein auf. Überraschenderweise schien Johnson sich seines falschen Selbstbildes bewusst zu sein. James sah Matt an. Und versuchte, nicht zu grinsen, als Matt in Gedanken Johnsons Vorzüge aufzählte. Oder eifersüchtig zu sein. Verdammt, er hatte schließlich gerade selbst dasselbe getan.
Und irgendwie war es auch ziemlich sexy, dass Johnson gefesselt auf dem Boden saß, während Matt und James über ihm standen. Zeit, das zu beenden. James ging in die Knie, schnitt die Fesseln durch und blieb dann unten. Matt kauerte sich neben ihn.
„Deine Familie zu verlassen, wäre also kein Problem?“
„Nein. Meine Mutter ist tot und die anderen können mich alle mal. Bis auf einen, aber der ist jetzt alt genug, ich könnte trotzdem gehen.” James hatte das Gefühl, dass Logan traurig sein würde, denjenigen, über den er sprach, zurückzulassen.
„Du weißt, dass wir dich jetzt nicht mitnehmen können? Oder?“ Matts Stimme war sanft.
„Ja. Ich müsste vorher sowieso noch ein paar Dinge regeln.“
„Also, willst Du mir eine Nachricht –“
„Ich sollte wahrscheinlich noch ein bisschen darüber nachdenken.“ Die Tatsache, dass es jetzt Ernst wurde, erschreckte ihn offensichtlich. James wusste nicht wie er ihn beruhigen sollte.
Also wechselte er das Thema. Er fragte nach Details über die Jagd nach ihnen. Dass Johnsons Trupp das Kloster durchsucht hatte, war tatsächlich nur ein Zufall gewesen. Niemand hatte sie ernsthaft dort vermutet. Nachdem Kandy Melore sich mit Gewalt einen Platz im Miliz-Stoßtrupp verschafft hatte, hatte man sie mit einer regulären Miliz-Einheit dorthin geschickt, um sie ruhig zu stellen.
Alle Haupt- und Nebenrouten zum Snake River und nach Kanada standen unter menschlicher oder elektronischer Überwachung. Ohne den Brownlee Damm explizit zu erwähnen, fand James heraus, dass er ziemlich weit oben auf der Liste der verdächtigen Grenzübergänge stand.
Schließlich hatte James alle Informationen aus Johnson herausgeholt. Er wusste nicht genau wie er ihn jetzt wieder auf das Thema Erzwungene Emigration zurück bringen sollte. James spürte, dass Johnson genau so viel Angst davor hatte, ihnen seine Flucht anzuvertrauen wie den Rest seines Lebens in Idaho festzusitzen.
„Hey, James. Haben wir Zeit für einen Dreier mit dem Typen? Er ist sexy.“
James warf Matt einen eisigen Blick zu. Abgesehen von der Tatsache, dass Matt sowieso niemand anderen vögeln würde, verstand er nicht, warum er sich gerade jetzt mit Johnson einen Scherz erlaubte. James streckte die Hand aus und versetzte ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. Matt sah ihn kommen, duckte sich aber nicht. Er grinste James reuelos an.
„Lass ihn in Ruhe”, knurrte James. „Er ist eine Jung – unerfahren.” Und er wird dich auf keinen Fall anfassen .
„Woher weißt du das?”
James schnaubte Matt an, als wolle er sagen „was mache ich nur mit dir?“ Und warf ihm einen finsteren Blick zu. Er erwartete nicht, dass es funktionieren würde. Matt amüsierte sich viel zu sehr.
James konnte nicht sehen, welche Farbe Johnson angenommen hatte, aber er war dunkler als zuvor. Offensichtlich errötete er. Weil James etwas Unerwartetes von Johnson auffing, überprüfte er ihn kurz. Es war etwas so Unerwartetes, dass er es zuerst gar nicht erkannte.
Erregung. James zwang sich, nicht auf den Schritt des Mannes zu starren. Stattdessen sah er Matt an.
Matt betrachtete Johnsons Schritt. Natürlich.
Matt drehte sich zu James, warf ihm einen anzüglichen Blick zu und wackelte mit den Augenbrauen. James wusste, dass Matt nur Spaß machte, aber Johnson wusste das nicht. Und zusätzlich zu der Erregung konnte James eine nicht unerhebliche Angst spüren.
„Sei still, Matt“, sagte James. Aber er zog einen Mundwinkel hoch. Matts Augen strahlten.
Zwar hatte er nur Spaß gemacht, er war nicht wirklich an Johnson interessiert, aber James brauchte trotzdem ein wenig Rückversicherung. Er streckte noch einmal die Hand aus, packte Matt dieses Mal am Nacken und zog ihn an sich.
„Sei ein braver Junge“ knurrte er. Seine Lippen berührten fast die von Matt. Er sah wie Matts Pupillen sich weiteten.
Es war ein ziemlich kurzer Kuss, aber er war gründlich. Und unmissverständlich. Er zwang seine Zunge zwischen Matts Lippen und drang in seinen Mund ein. Er knurrte sogar leise. Es war
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