Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
auf der anderen Seite warfen.
Matt folgte James schweigend, als er im Graben auf dem Bauch in Richtung Cambridge kroch. Es war eine zu offensichtliche Fluchtroute. Sie mussten so schnell wie möglich weg. Das Aufklärungsteam saß ihnen sprichwörtlich im Nacken.
In hundertvierzig Metern Entfernung führte ein Durchlass für Regenwasser unter der Straße hindurch. Er war größtenteils trocken, und nur ganz wenig Wasser floss hindurch, denn die Bewässerungssaison war gerade erst vorbei, und der Regen hielt sich noch in Grenzen. Er spürte Matts verärgerte Resignation, als sie durch den Schlamm unter der Straße hindurchkrochen. Es war ein großer Durchlass, noch in der alten Misch-Ment Weise gebaut, breit genug, dass sie Seite an Seite hätten kriechen können, wenn sie nicht in dieser Situation gewesen wären. Natürlich wären sie dann erst gar nicht durch einen Durchlass gekrochen.
Erst als James sich dem anderen Ende näherte, spürte er, dass dort draußen jemand war. Nah genug, dass seine Anwesenheit sich in den Durchlass hinein ausbreitete. Er gab Matt ein Zeichen zum Anhalten. Schweigend rollte Matt sich auf den Rücken und gab ihnen nach hinten Deckung. Er hatte das Gewehr rausgeholt, das sie dem Mountie abgenommen hatten.
Keine Bewegung. Zehn Minuten lang konnte James keine Richtungsänderung im Muster der Gehirnströme wahrnehmen. Sie schossen hierhin und dorthin, was es ihm schwerer machte, sie genau zu lokalisieren, aber das Muster veränderte sich nicht mehr. Es war nur eine Person, da war er sich ziemlich sicher.
Plötzlich fühlte er wie Matt hinter ihm den Kopf einzog. Ohne nachzudenken, ließ er sich mit dem Gesicht nach unten in den Schlamm fallen. Eine weitere Person stand jetzt am Ende des Durchlasses. Er kannte dieses Gehirnstrommuster. Er spürte Vorsicht und Aufmerksamkeit. Kandy Melore sah direkt zu ihm hinein, hatte sich wahrscheinlich von der Straße vor den Eingang fallen lassen. Aus dem Augenwinkel konnte er das vertraute Schimmern eines Leuchtstabs auf und ab hüpfen sehen. Er hörte auf zu atmen.
Der Boden des Durchlasses war mehrere Zentimeter hoch mit Schlamm bedeckt, überall lag Schutt und Abfall. Selbst wenn das Licht sie direkt erfassen würde, sollten sie dank ihrer Tarnanzüge mit dem Hintergrund verschmelzen. Verdammt, er konnte nur hoffen, dass er genug Schlamm in seinen Haaren und seinem Nacken hatte. Er hoffte, dass Matt es noch geschafft hatte, sein Gesicht damit einzureiben.
Das leise Murmeln eines Kopfhörers – zu laut aufgedreht – und dann hörte James deutlich Kandys Antwort. „Hier ist nichts. Johnson soll sich hier noch mal genauer umsehen, aber es sieht nicht nach einem vielversprechenden Versteck aus.“
Sie war nicht sehr lange bewusstlos gewesen. Oder jemand hatte dafür gesorgt, dass sie aufwachte. Und sie war eindeutig zu dämlich, ein gutes Versteck zu erkennen. Trotz allem musste James lächeln, als er eine Welle der Belustigung aus Matts Richtung über sich rollen spürte.
Plötzlich veränderte sich das Licht. James riskierte einen Blick zur Seite. Das Licht ruhte nicht mehr auf ihnen. Deutete es auf den Boden vor der Öffnung auf der anderen Seite?
„Johnson!”, hörte er Kandy schreien. Meine Güte, wer hatte der Frau beigebracht wie man eine verdeckte Operation durchführte? Wahrscheinlich niemand, wenn er so darüber nachdachte.
„Ja, Ma’am?“, kam die Antwort leiser von demjenigen, der auf seiner Seite des Durchlasses stand. Von dem Mann, den er als erstes wahrgenommen hatte.
„Geh rein und such alles ab.“
James versuchte, Matt einen einfachen Plan mitzuteilen. Er sollte Melore erschießen, wenn James ihn mit dem Fuß anstupste. Er spürte ein kaum wahrnehmbares Stupsen an seinem Zeh. „Verstanden“, hörte er deutlich in seinem Kopf.
Ha! So wurde bei verdeckten Operationen kommuniziert. Das war sogar noch besser als ein BrainLink, denn dafür brauchte man immer noch ein Mikro. Er beschloss, sich später darüber Gedanken zu machen, warum er plötzlich auf diese Art mit Matt „reden“ konnte. Anscheinend waren seine Fähigkeiten in Stress-Situationen ausgeprägter.
Erstaunlicherweise schaltete Melore das Licht komplett aus, als Johnson am anderen Ende des Durchlasses in Position stand. „Muss die Nachtsichtlinsen schonen”, sagte sie im Plauderton zu Johnson, während er am anderen Ende in den Durchlass kroch.
James fühlte wie angewidert Johnson war. „Ma’am.“ Er war nicht sehr glücklich darüber, dass er
Weitere Kostenlose Bücher