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Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Titel: Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tenino
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sagt er nicht. James betrachtet schweigend Matts langen Finger. Er wollte diese Finger auf seiner Brust spüren, wollte, dass sie die Konturen seiner Bauchmuskeln nachfuhren. Er konnte fast spüren, wie einer der Finger mit den Haaren unterhalb seines Bauchnabels spielte, seine Hose öffnete, sanft über seinen –“
    „Okay. Du bist so gut wie sauber. Vielleicht noch 15 Minuten, dann können wir weitergehen.“
    James knurrte. Es war das Intelligenteste, was ihm gerade einfiel. Matt sah ihn scharf an.
    „Was?“
    „Dieses Knurren. Sonst schnaubst du immer nur, ich habe dich noch nie knurren hören.“
    Er hatte geknurrt, weil Matt ihn aus einer erotischen Fantasie gerissen hatte. Mit Matt. „Ich habe nicht geknurrt. Müssen wir gerade jetzt über so was reden?“
    Matt sah verärgert aus. „Wie du willst. Ich schätze, wir sollten planen wie wir unsere Ärsche hier raus bekommen. Der Norden scheint unsere einzige Möglichkeit zu sein.“ Matt beugte den Kopf über den Recoder. Seine Finger flogen wieder über den Bildschirm, aber diesmal verlor James sich nicht in erotischen Fantasien. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, darüber nachzudenken wie sie so schnell wie möglich von hier verschwinden konnten. Nur weit genug, um in Sicherheit zu sein. Dann konnte er das Kommando über die Rettungsaktion wieder Matt überlassen. James wollte ihm nicht auf die Füße treten. Er betrachtete Matts konzentriertes, dem Recoder zugewandtes Gesicht. Matt machte seine Sache gut; James wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass er daran irgendwelche Zweifel hegte.
    Er hatte Matt in der Highschool gequält, weil er mit sich selbst nicht im Reinen gewesen war. Er wollte nicht damit leben müssen, dass Matt seinetwegen getötet oder gefangen genommen wurde. Und wenn er schon dabei war, konnte er vielleicht die Freundschaft wieder aufbauen, die er sieben Jahre zuvor im Keim erstickt hatte. Gesetzt den Fall, dass Matt das auch wollte.

    S IE hatten den Pickup in einem überwucherten Bachbett geparkt. Er war nicht leicht zu erkennen, nicht einmal aus der Luft, aber man konnte den Reifenspuren auf dem Boden folgen. Asphalt gab es hier draußen nicht.
    Danach hatten sie einen Flusslauf gefunden, in dem sie Richtung Westen waten konnten. Zu diesem Zeitpunkt waren James’ Nano-Wanzen alle abgestorben. Er hatte versucht, die Signale mit Hilfe seiner Gehirnströme zu unterdrücken, aber das funktionierte nur, wenn er nicht gleichzeitig etwas anderes tun musste. Wie laufen. Oder atmen.
    Zum Mittagessen hatten sie im Gehen geschmacklose Nährstoff-Würfel heruntergewürgt.
    Im Moment ging James voraus. Bisher, auf dem Weg aus Emmett hinaus und den Fluss entlang, war er immer hinter Matt hergegangen. Matt interpretierte das als James’ instinktives Bedürfnis, sich zwischen eine Bedrohung und seinen Begleiter zu stellen. Egal, wer der Begleiter war.
    Er hatte diesen Instinkt bei seinen vielen Familienmitgliedern Hunderte Male beobachtet. Die Jagdsaison artete regelmäßig in eine Zirkusaufführung der Spezialeinheiten aus. Wenn er nur sah, wie der wasserstoffbetriebene Geländewagen seines Vaters auf das Lager in Lost Valley zugefahren kam, wartete er nur darauf, 16 Soldaten herausspringen zu sehen, die sich gegenseitig mit Marschbefehlen überbrüllten. Das machte sie natürlich alle stocksauer und sie fingen an, sich die Köpfe einzuschlagen. Vor allem Anais war für ihre Brutalität berüchtigt. Einmal hatte sein Cousin Conner, während er sich schon einen Kühlakku an den Nacken hielt, behauptet: „Sie hat keinen Funken Ehre im Leib.“ Nach diesem Kommentar hatte Anais ihm alles über Ehre beigebracht.
    Ehre war das beste Argument, das es gab, um eine kompromisslose Kommandokette und den dazugehörigen Verhaltenskodex zu rechtfertigen.
    „Warst du schon mal auf der Jagd, als du noch jünger warst?“, fragte Matt.
    „Eigentlich nicht. Dad hatte kein Wild. Hatte nie freie Weidekapazitäten. Und bio-effizientes Vieh hatten wir sowieso nie.“
    „Wir haben sind jedes Jahr auf die Jagd gegangen. Machen das immer noch. Dad und seine Schwester haben eine kleine Parzelle, auf der sie Rotwild und wilde Truthähne halten. Macht Spaß.“
    „Im Lost Valley? Steve hat es erwähnt.“
    Das brachte das Gespräch ziemlich zum Erliegen. Nur dass Matt feststellte, dass er gerade Lust hatte, den schlafenden Löwen zu wecken. „Du wusstest nicht, dass Steve schwul war, oder? Überrascht mich nicht, er hat sich ja nie geoutet.“
    James blieb

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