Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
hatte Angst, sich nicht beherrschen zu können. Sanft hob er Matts Kopf an, schob den Rucksack darunter und ließ ihn schlafen.
Z WEI Stunden vor Einbruch der Nacht – genau eine Stunde und 48 Minuten, nachdem Matt verletzt worden war – spürte James, dass jemand in der Nähe war, jemand der nach ihnen suchte. Es fühlte sich für ihn wie ein Mann an. Es kam aus dem Flussbett. Jemand und ... etwas.
War das vielleicht ein Hund? Auf jeden Fall war es ein Tier, da war er sicher. Verdammt. Einen Feind zu neutralisieren war kein Problem für ihn, aber einen Hund zu töten? Das war hart. Vor allem jetzt, da er ihre Freude an der Arbeit und ihre blinde Treue für ihre Besitzer spüren konnte. Er hatte heute schon ein paar Hunde töten müssen, das reichte für ein ganzes Jahr.
Dieses Tier sandte jedoch andere Gefühle als Freude aus. Es schien über seinen Menschen frustriert zu sein, war aber dennoch geduldig.
Vielleicht doch kein Hund. Was immer es auch war, es war ungefähr 1000 Meter entfernt, schätzte James. Geröll und ein paar spärliche Grashalme verdeckten den Eingang zu der Höhle, in der sie Schutz gesucht hatten. Der Fluss verlief ungefähr 1500 Meter entfernt hinter einer zerklüfteten, steilen Klippe. Ihre Höhle konnte vom Fluss aus nicht eingesehen werden, aber wenn der Mann weiter alle Höhlen absuchte, würde er sie finden. Und natürlich würde er das tun.
Matt regte sich auf dem Höhlenboden, driftete aber immer wieder in die Bewusstlosigkeit ab. „Matt“, murmelte James.
„Hm?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Ich muss draußen etwas kontrollieren.“
Matt öffnete die Augen. Er starrte James eine Sekunde lang an und schob sich dann nach oben, bis er mit dem Kreuz am Rucksack lehnte. Er nickte wortlos.
James warf sich die digitale Tarndecke über und schlüpfte nach draußen auf den Pfad vor der Höhle. Es war ein alter Wildpfad, der vom Flussbett heraufführte und der einzig mögliche Zugang für das, was sie verfolgte, was auch immer das war.
Nicht zu weit entfernt von dem Pfad entdeckte er einen Felsen, der nicht groß genug aussah, um einen Menschen zu verdecken. Außer der Mensch lag mit dem Gesicht im Dreck unter einer digitalen Tarndecke. Selbst im Liegen konnte James fast 500 Meter den Pfad entlang sehen.
James konzentrierte sich darauf, dem Tier beruhigende Gedanken zu senden. Er war sich sicher, dass Tiere Gehirnströme von jedem Menschen auffangen konnten. Ein Versuch konnte ja nicht schaden und außerdem konnte James sich so besser konzentrieren.
Er hätte sich beinahe an den Kopf gefasst, als er den Verfolger auf einem Pferd um die Klippe reiten sah. Natürlich war es ein Pferd. Und der Typ gehörte zur berittenen Polizei von Rot-Idaho. Ein billiger Abklatsch der kanadischen Mounties. Nach dem Idaho die Nationalparks privatisiert und geöffnet hatte, war es nötig gewesen, die berittenen Polizei ins Leben zu rufen, um die ständig anwachsende nomadisch umherziehende arme Bevölkerung unter Kontrolle zu halten.
Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass der Mountie einen Partner hatte, besonders dann, wenn die RIA Miliz den Mann von seiner regulären Patrouille abgezogen und hierher geschickt hatte, um nach dem Rechten zu sehen.
Den Mann vom Pferd zu pflücken war einfach. James ließ ihn vorbeireiten, schlich sich dann von hinten leise an das Pferd an und zog den Mountie herunter. „Was zur –?“
James drückte ihm die Luft und den Schrei ab und verdrehte ihm gekonnt den Nacken. Das Genick des Mounties knackte und er erschlaffte in James’ Armen. Die Stute rührte sich kaum. Er hatte versucht, die mentale Kommunikation mit ihr solange aufrechtzuerhalten, bis er ihrem Reiter das Genick gebrochen hatte. Sie sah ihn neugierig an, als er den Körper fallen ließ. Während die Stute den Körper mit der Nase anstupste – nicht besonders besorgt, so schien es – filzte James den Mountie systematisch. Zwei RIA Com-Sets (perfekt), Nachtsichtlinsen (Bonus), diverse elektronische Überlebens- und Verfolgungsgeräte (nicht schlecht), aber das Beste war das halbautomatische Lasergewehr. Es war ein Gewehr für Scharfschützen und eine gute Waffe für alle Gelegenheiten. Gott, das Ding ließ seine Flinte ganz schön alt aussehen. Nicht, dass er die deshalb jetzt wegschmeißen würde.
Die Stute trug Küchengerätschaften, ein kleines Zelt, Essen, Überlebensausrüstung und sogar Nachtsichtlinsen für Pferde, was eine angenehme Überraschung war. James betrachtete
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