Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
aufrichtete, sah er etwas in James’ Augen. Etwas wie Verständnis. Wofür, konnte er nicht sagen.
James nickte knapp.
„Schon in Ordnung.“ Als Matt sich umdrehte, um seinen Rasierer zu holen, überraschte James ihn mit einem Klaps auf den Hintern. Er warf einen Blick über seine Schulter. James hob einen Mundwinkel.
Vielleicht war es wirklich in Ordnung. Matt ging, um sich zu rasieren und darüber nachzudenken.
U M 2200 kam Pearl wieder. Eine Stunde, bevor sie wegmussten, um Meldung zu machen. Sie hatte nicht nur Verbandsmaterial für Matts Schulter dabei, sondern auch einiges an technischer Ausrüstung, eine Laserpistole für James und, und das konnte nichts Gutes bedeuten, Carmella.
„Ich muss kontrollieren wie weit die Heilung fortgeschritten ist. Ich werde ein Dermanetz auf deine Schulter aufbringen, um die Wunde zu versiegeln. Es sieht so aus, als ob ihr heute aufbrechen müsstet“, sagte Pearl leise, bevor Carmella durch die Tür trat.
„Was ist passiert?“, wollte James wissen. Er war sofort hochkonzentriert.
„Die Mutter Oberin hat uns mitgeteilt, dass ein Stoßtrupp der Regierungs-Miliz bei uns einquartiert wird. Heute Abend wird ein Einsatzkommando hier eintreffen, um das Kloster vorher zu durchsuchen. Der Rest der Milizeinheit wird irgendwann im Verlauf des morgigen Tages ankommen. Anscheinend suchen die nach RIA-Flüchtlingen.“
„Oh. Ich schätze, das sind dann wohl wir.“ Matt hatte mit so etwas schon gerechnet. Sie hatten hier ohnehin viel mehr Zeit gehabt, als er sich erhofft hatte.
James packte schnell ihre Sachen zusammen, während Pearl Matt auf die beschwerliche Reise vorbereitete. Wenn er aus Idaho draußen war, würde der Verband entfernt werden müssen, aber für den Moment war die Schulter bombenfest verbunden.
„Kannst du mir daraus auch eine kugelsichere Weste basteln?“
Carmella johlte, aber Pearl schien seinen Humor für unpassend zu halten.
„Komm schon, Pearl!“, rief Carmella und klopfte Pearl so hart auf den Rücken, dass Matt sie an der Schulter festhalten musste, damit sie nicht über den Rand des Bettes stolperte. „Wenn du in lebensgefährlichen Situationen keinen Humor entwickeln kannst, wann denn dann?“
James war mit dem Packen lange vor Pearl fertig und Matt fand, dass er ruhelos aussah. Wahrscheinlich war er es müde, an der Tür von einem Fuß auf den anderen zu treten. Schließlich schlüpfte er hinaus, um zu sehen, was vor sich ging.
Pearl begann, einige Injektionen vorzubereiten. „Ich gebe dir eine Extradosis von dem Depot-Schmerzmittel. Wenn ihr morgen Abend aufbrecht, sollte James das noch einmal tun. Aber keine Nano-Heiler mehr.“ Sie gab ihm zusätzlich noch Anti-Bio-Nanos und eine Nährstoff- und Energie-Spritze.
Matt seufzte, als es vorbei war. Er konnte jetzt spüren wie sein Blut das Adrenalin durch seine Venen pumpte. Er nahm alles überdeutlich wahr. Nicht wie in einem Kampf, sondern erwartungsvoll. In solchen Momenten fühlte er sich am meisten wie ein Geheimagent, auch wenn er kein echter war. In den Momenten, in denen er unerwarteterweise mitten in der Nacht (na gut – es war noch früher Abend, aber egal) aufbrechen musste, um den Feinden einen Schritt voraus zu sein und versuchte, die Ziellinie zu erreichen, an der Freunde darauf warteten ihn aufzufangen, wenn er schnell wie der Blitz vorbeiraste.
Es machte ihn kribbelig. Ließ seinen Körper summen und Aufregung in seine Adern sickern. Machte ihn rastlos und bereit, sich in Bewegung zu setzen. „Also los.“ Er stand vom Bett auf, bevor Pearl damit fertig war, ihre Arbeit zu begutachten. „Alles in Ordnung, Pearl, danke.“ Aus einem Impuls heraus, küsste er sie auf die Wange. Dann drehte er sich zu Carmella.
„Fass mich nicht an.“ Es war deutlich, dass sie es ernst meinte.
Matt hob die Hände, um zu signalisieren, dass er nicht im Traum daran dachte.
Als sie durch die Tür traten, hätte er sein Gefühl der Freiheit am liebsten hinausgeschrieen. Endlich kam er aus diesem blöden Zimmer heraus – obwohl der Sex verdammt gut gewesen war – und war auf dem Weg nach Hause.
Der Weg zur Küche kam ihm endlos vor. James schien vor Energie zu vibrieren. Matt glaubte, dass es ihn fast umbrachte, diesen gemütlichen Abendspaziergang simulieren zu müssen. Matt hatte eine Hand um seinen Unterarm gelegt, um ihn ruhig zu halten. Aber er fragte sich, ob es funktionieren würde.
Auf dem Weg zu ihrem Ziel erhaschten sie einen Blick auf den Vorhof beim Eingang Eine
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