Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
Regale ab.“ Er sah durch das Guckloch. Sie würde nie merken, dass die Kerle inzwischen in den Speisesaal gegangen waren; sie konnte ja nichts sehen. Matt nahm seine Hand weg und blockierte das Guckloch, damit sie nicht hindurchsehen konnte.
Gott, James hatte Recht. Sie war wirklich völlig abgedreht. Irgendjemand hatte ihr wohl zu viele Märchen vorgelesen.
Plötzlich hörte er einen der Sensoren piepen. „Sergeant, ich glaube ich – “ Der Ruf brach ab. Es gab ein Klatschen, als sei etwas auf einen Körper getroffen. Verdammt, er musste hier raus. Matt drückte den Mechanismus, der den Verschlag öffnete und trat hinaus.
„Was soll das?“, kreischte Benigna. Er verdrehte die Augen. Das Gekreische brachte jetzt auch nichts. Er starrte sie böse an. Es hatte keinerlei Effekt.
„Bleib hier und sei still. Ich bin gleich zurück“, befahl er und gab sein Bestes, Lance’ Kommando-Stimme zu imitieren. Dann trat er aus der Tür. Sie blieb stehen, mit den Händen auf den Hüften, aber sie war still.
Interessant. Es hatte funktioniert. Matt ließ seinen Rucksack zurück, schnappte sich seine Pistole und schloss die Tür hinter sich.
J AMES steckte in ziemlichen Schwierigkeiten. Sein Gegner hatte offensichtlich eine sehr gute Kampfsportausbildung. Er kämpfte wie ein Profi. Vielleicht hatte er ein ausgiebiges Spezialeinheitstraining erhalten.
Der erste Soldat war ohne ein Geräusch zu Boden gegangen, aber dieser hier war von seinem Sensor gewarnt worden. Und es gab noch eine dritte Person, die sich versteckte. Warum sie nicht am Kampf teilnahm, entzog sich seinem Verständnis. Wahrscheinlich, weil der andere schon alles allein erledigte.
Zuerst hatte er sich ganz gut geschlagen, aber dann hatte Benignas Schrei ihn abgelenkt und das hatte ihn einiges gekostet. Er konnte spüren wie sein linkes Auge zuschwoll. Und obwohl er sich hauptsächlich auf den Kampf konzentrierte, machte ein beunruhigend großer Teil seines Gehirns sich Sorgen um Matt und die Nonne.
James war zwar etwas kleiner als der Durchschnitt, aber immer noch etwas größer als der Soldat, mit dem er kämpfte und ungefähr zwölf Kilo schwerer. Sein Gegner war gertenschlank, verdammt biegsam und hatte Reflexe, die unmenschlich schienen. James zermarterte sich das Gehirn, aber er war sich sicher, dass die genetische Veränderung von Menschen in den Roten Staaten immer noch illegal war.
Sein Gegner landete kurz hintereinander drei Treffer, zwei ins Gesicht und einen in die Nieren und damit war der Kampf für James vorbei. Aber dann verpasste jemand seinem Gegner einen Treffer. Offensichtlich mit einer Laserpistole, denn sein Kopf und sein Gehirn wurden einfach weggeschmolzen.
Blinzelnd und schwankend suchte James die Stelle ab, von der der Laserstrahl gekommen sein musste. Matt kam hinter einem alten Gas-Kochfeld hervor und ging etwas unsicher auf James zu.
„Eigentlich hatte ich mir den Ausgang dieses Kampfes etwas anders vorgestellt“, sagte James mit einem leichten Lallen und lehnte sich schwer auf Matt.
„Ich auch.“ Matt legte seine Stirn an die von James und sah ihm in die Augen. „Ich bin froh, dass das du nicht tot bist.“ Matt neigte den Kopf ganz leicht, um ihn zu küssen.
Mein Gott, fühlte es sich gut an, diese warmen Lippen, die so vorsichtig über James’ geschwollenen Mund strichen. Er konnte ein leichtes Zittern in Matts Lippen und in seinem ganzen Körper spüren. James erwiderte den Kuss und legte seine Arme um Matts Taille. Matt kuschelte sich kurz trostsuchend an James.
Warum sollte Matt Trost brauchen? Weil er den Soldat getötet hatte? Er hatte sicher schon früher in einem Kampf jemanden getötet. Aber vielleicht nicht aus solcher Nähe. Und er musste sich auch um die dritte Person gekümmert haben.
Moment, was war mit der dritten Person passiert? James lehnte sich nach hinten und versuchte sein Gehirn wieder zum Arbeiten zu bringen, um Matt danach zu fragen. Aber sein Geist versuchte bereits, ihm etwas zu sagen – es war noch jemand im Raum und sah ihnen zu.
Dieser Jemand keuchte. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte James Matt hinter sich gezogen und die Pistole in der Hand. Gut, vielleicht musste er ein Auge schließen, um den Gegner anzuvisieren, aber er beschützte Matt genauso wie Matt ihn beschützt hatte.
Es war Benigna. „Du ... du hast ihn geküsst!“ Sie deutete mit zitternden Fingern auf sie beide und ihr Mund stand vor Schock offen.
„Übt sie diesen Mist vor einem Spiegel?“, murmelte
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