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Achtzig Gedichte

Achtzig Gedichte

Titel: Achtzig Gedichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Trankl
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entladen. Meinetwegen und von Herzen auch durch Krankheit und Melancholie.
    Seelische Zuflucht und materielle Unterstützung findet der Dichter in dieser schlimmen Zeit in Innsbruck bei Ludwig von Ficker, dem Herausgeber der Zeitschrift «Der Brenner».Hier erscheinen auch seit 1912 regelmäßig Gedichte Trakls; eine erste Sammlung von Gedichten wird 1913 von Kurt Wolff publiziert. Das schmale Honorar beendet die Notlage Trakls nicht; im November 1913 schreibt er an seinen väterlichen Freund und Mäzen Ludwig von Ficker:
In meiner Wirrnis und alle’ der Verzweiflung der letzten Zeit weiß ich nun gar nicht mehr, wie ich noch leben soll.
(…)
Es wird alles im Dunklen enden.
Und einige Wochen später erreicht den Freund der Hilferuf eines zutiefst Verzweifelten:
Vielleicht schreiben Sie mir zwei Worte; ich weiß nicht mehr ein und aus. Es ist ein so namenloses Unglück, wenn einem die Welt entzweibricht.
(…)
Sagen Sie mir, daß ich die Kraft haben muß noch zu leben …
Das Gewitter, das sich in der Seele des Dichters angesammelt hat, bricht schließlich herein. Es bringt nicht die ersehnte Reinigung, sondern die Zerstörung, den psychischen Zusammenbruch, den Tod. Im Grauen von Grodek findet die Verzweiflung Trakls ihre letzte, endgültige Bestätigung; es bleibt keine Hoffnung mehr:
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
In der geschichtlichen Katastrophe des Ersten Weltkrieges nimmt auch die Lebensgeschichte Georg Trakls ihr katastrophales Ende.
    Der Schatten Azraels liegt über dem Leben des Dichters und über seinem Werk. Es sei ihm
ganz ins Dunkle und Verzweifelte geraten
, bemerkt Trakl 1913 zu einem umgearbeiteten Gedicht. Seine ganze Dichtung ist ins Dunkle geraten:
Nacht, Schatten
und
Abend
sind, wie nüchterne Statistik erweist, die von ihm weitaus am häufigsten gebrauchten Substantive, und entsprechend ist der Befund bei den Adjektiven – hier stehen
dunkel
und
schwarz
an erster Stelle. In diesem nächtigen Dunkel flammt immer wieder ein Rot auf, ein blutiges Rot:
Röte träufelt durch das Dunkel.
Diesem infernalischen Farbkontrast tritt ein ruhiges Blau entgegen, ein ozeanisches, ein himmlisches Blau, aber auch ein hoffnungsvolles Grün, das den Duft von Blumen mitsich führt, ein Grün von jenseits der Winternacht. Freilich gibt es in der herbstlichen Landschaft Trakls, in dieser Welt voll
Dämmerung und Verfall
auch ein anderes Grün, das Grün der Verwesung. Trakls Dichtung ist ein Farbenspiel, deutlich ins Dunkle geraten.
    Ins Dunkle geraten
ist diese Lyrik aber auch in anderer Hinsicht. Sind die frühen Gedichte dem Leser noch mühelos zugänglich, so wird die Bildersprache Trakls schon bald befremdend. Die Gedichte bereiten zunehmende Verständnisschwierigkeiten, sie werden «dunkel», hermetisch.
Hyazinthene Locken, feurige Mitternachtsregen
, ein
blaues Wild
und eine
steinerne Greisin
mit
mondenen Augen
: was meinen diese Bilder «eigentlich«, was will der Dichter mit ihnen sagen? Das Bemühen, Trakls hieroglyphische Bilderschrift zu entziffern, bleibt ohne Erfolg. Seine lyrische Sprache ist keine «uneigentliche» Redeweise, ist nicht eine Rede, die etwas verschlüsselte, das sich auch anders, in einfacher Prosa, in Klartext formulieren ließe. Wie will das Gedicht Trakls dann verstanden sein?
    Als Trakl 1908 in einer Salzburger Zeitung das Versdrama eines ihm befreundeten Dichters rezensiert, hebt er die magische, sinnbetörende Wirkung der Sprache hervor:
Es ist seltsam, wie diese Verse das Problem durchdringen, wie oft der Klang des Wortes einen unaussprechlichen Gedanken ausdrückt und die flüchtige Stimmung festhält. In diesen Versen ist etwas von der süßen, frauenhaften Überredungskunst, die uns verführt, dem Melos des Wortes zu lauschen und nicht zu achten des Wortes Inhalt und Gewicht; der Mollklang dieser Sprache stimmt die Sinne nachdenklich und erfüllt das Blut mit träumerischer Müdigkeit.
Die Kriterien, nach denen hier fremde Verse beurteilt werden, bestimmen zunehmend auch Trakls eigene Dichtung. In ihr wird das in frühen Gedichten oft aufdringliche rhetorische Element (vgl.
Confiteor
) verdrängt von einem musikalischen; neben dem Wortsinn wird der Wortklang zunehmend wichtig:
Und in heiliger Bläue läutenleuchtende Schritte fort.
In dem Gedicht
Verklärung
schreibt Trakl:
Stille wohnt/An deinem Mund der herbstliche

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