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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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dat mit de Klopperei?«
    Müde bewegte der Junge den Kopf. »Kurden klatschen ...« Dann lachte er rau und wollte gehen.
    »Hee, bleib hier! Du muss den doch anzeigen. Der hätte dich fast kaputtgemacht. Meine Kollegen sind schon da.«
    Wieder ein raues Lachen. »Nein.« Dann war er weg.
    »Is’ der bescheuert?« Ackermanns Stimme kippte vor lauter Empörung. Er konnte es nicht fassen.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass sich keiner mit Kevin und seiner Truppe anlegt«, sagte Nadine. »Die haben ihn übrigens geschnappt. Er hat sogar Handschellen gekriegt.«

    Im Präsidium ging es hoch her.
    »Na los, pack mich doch an, du dreckiger Bulle, mach doch!« Kevin stand breitbeinig vor Flintrop, die Hände auf dem Rücken gefesselt.
    Drei weitere Jungen saßen in Handschellen auf den Stühlen an der Wand, johlten und trommelten Beifall mit ihren Stiefeln.
    Flintrop wich nicht einen Millimeter.
    »So einen kleinen, miesen Wichser wie dich mach ich doch mit Links platt.« Kevin rückte noch näher. Seine Fans johlten und trommelten lauter. »Kleines Arschloch, wat stinkt hier eigentlich so? Hast du geschissen?«
    »Kevin«, sagte Flintrop ruhig. »Wir kennen uns doch wahrhaftig lange genug. Du solltest langsam wissen, dass du bei mir damit nicht landen kannst.« Dann brüllte er unvermittelt los. »Und jetzt setz dich auf deinen Arsch!«
    Look war mit einem Satz dabei und gemeinsam drückten sie ihn auf einen Stuhl.
    Die anderen wurden schlagartig still. Kevin rotzte auf den Fußboden und verlegte sich auf eine andere Tour. »Ich weiß gar nicht, was ihr von uns wollt. Wir haben doch gar nichts gemacht.«
    »Komm mir nicht mit der schlappen Nummer. Diesmal gibt es genug Zeugen.«
    »Ach ja? Wo denn?«
    Die anderen spielten Echo. »Ja, wo denn?« »Ich seh keine.« »Wo stecken die denn bloß?«
    »Hier stecken die.« Ackermann öffnete die Tür zur Glaskabine und trat ein.
    »Ackermann?« Flintrop war völlig aus dem Konzept gebracht.
    »Ich bin Augenzeuge. Ich erstatte Anzeige gegen die alle hier wegen Körperverletzung«, sagte Ackermann ganz langsam und deutlich. »Un’ gegen Kevin wegen schwere Körperverletzung. Der hätt nämlich einen totgetreten, wenn ich nich’ dazwischengegangen wär.«
    Kevin fing an zu lachen. »Boah, jetzt hab ich aber Angst, ej! Was ist das denn für ein Komiker?«

    Eine Stunde später war es wieder ruhig im Präsidium; die Streife brachte Kevin und seine Freunde nach Hause.
    »Viel wird dabei nicht rauskommen, Jupp«, meinte Look. »Wenn wir den kurdischen Jungen hätten und ein Attest vom Arzt, dann sähe die Sache anders aus. Wenn auch nicht viel.«
    »Dat is’ doch Scheiße«, regte Ackermann sich auf. »Der Kerl is’ nich’ zu unterschätzen. Der kennt nix.«
    »Wem sagst du das? Aber an den traut sich keiner ran. Weiß der Geier, wie der das macht. Letzte Woche saß hier ein Mädchen und hat Kevin angezeigt wegen Vergewaltigung. Er hätte sie auf einer Fete aufs Klo gezerrt und sich dort über sie hergemacht. Und ihre Freundin wollte sie uns auch anbringen. Die wäre ein paar Wochen vorher auch von Kevin und drei anderen aus seiner Truppe vergewaltigt worden. Und was passiert dann? Auf dem Weg zur Ärztin hat die Kleine eine Mücke gemacht, und am Tag drauf kommt sie mit ihrer Mutter hier an und zieht die Anzeige zurück. Sie könne sich an nichts mehr erinnern, weil sie viel zu besoffen gewesen sei.«
    »Selber schuld«, mischte sich Flintrop ein. »Mich wundert es überhaupt nicht, dass hier jeder macht, was er will. Das liegt doch nur an unseren laschen Gesetzen. Ich sage euch, Kevin muss erst einen umbringen, bis die Richter wach werden. Und dann schreien wieder alle: Wie konnte das passieren? Oh weh, oh weh! Und vermutlich käme der dann auch noch in so ein Wohnheim und kriegte seinen eigenen Sozialarbeiter, der ihn von morgens bis abends verhätschelt. Oder vielleicht schicken sie ihn zur Belohnung auf einen Abenteuerurlaub nach Südamerika. Wenn ich was zu sagen hätte, das sähe anders aus, aber ganz anders, das könnt ihr mir glauben. Zwanzig Jahre Zwangsarbeit im Steinbruch und jeden Tag auspeitschen, das wäre noch viel zu harmlos für all diese Typen!«
    »Red doch nicht so ’n Mist!«
    »Was hast du eigentlich, Jupp? Bist du etwa auch von der weichen Welle? Wieso hast du dann die Anzeige gemacht? Verstehe ich nicht. Da hättest du doch eigentlich mit dem lieben, armen Kevin reden müssen, den die böse, böse Gesellschaft so vom rechten Weg abgebracht hat. Und morgen

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