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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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hättest du ihm vielleicht auch noch eine ABM besorgt. Du weißt auch nicht, was du willst, du Spinner.«

    Als Ackermann um drei Uhr endlich ins Bett kam, fühlte er sich bleischwer, aber er fand keinen rechten Schlaf. Hundert Bilder wirbelten durch seinen Kopf: der tote Junge, der Skalp in den Händen des Leichenbestatters, schwarze Stiefel, die nach Björns Kopf traten, Kevins Stiefel.
    Er schwitzte, wälzte sich herum. Als er Nadine heimkommen hörte, wurde er ruhiger, aber dann musste er an Jeanette denken, die jetzt auch schon anfing auf Partys zu gehen; dabei spielte sie noch immer mit ihren Barbiepuppen, wenn sie dachte, keiner wäre zu Hause. Dreizehn Jahre ... Sie mussten den Jungen finden!
    Seine Frau umfasste ihn energisch, drückte ihn an sich und blies ihm ihren warmen Schlafatem in den Nacken. Er kriegte kaum Luft.
    Was hatte er sich auf dieses freie Wochenende gefreut! Und darüber, dass Norbert mal zur Abwechslung die ganze Rennerei am Hals hatte und allen Tipps aus der Bevölkerung nachgehen musste. Aber jetzt wäre er am liebsten aus dem Bett gesprungen und hätte sich selbst auf den Weg gemacht. Vorsichtig löste er sich aus der Umarmung und setzte sich auf. Es wurde schon hell.
    Da war irgendwas, irgendein kleiner Gedankenfetzen, der ihm dauernd dazwischenfunkte, aber er kriegte ihn nicht zu fassen. Dabei war es was Wichtiges. Wenn Toppe da wäre ... wenn der anfing, laut nachzudenken, dann fielen einem solche Dinge wieder ein. Norbert war sicher kein schlechter Ermittler, aber lautes Nachdenken gehörte nicht zu seinen Vorlieben. Im Gegenteil, dem musste man die Würmer einzeln aus der Nase ziehen.
    Als die Vögel zu zwitschern anfingen, gab Ackermann auf, ging in die Küche, briet sich ein paar Spiegeleier und machte sich dann daran, den Karnickelstall auszumisten. Heute Abend würde er auf ein Bier mit den Jungs gehen, oder auch auf zwei.
    13
    Auf der Wache hatten sie Wetten abgeschlossen, wann wohl der Anruf aus Hasselt kommen würde. Dass sie gerufen wurden, stand außer Frage. Bei jedem größeren Ereignis, ob Schützenfest, Karneval oder, wie heute, die jährliche Kirmes, gab es in dem Dorf Randale, meistens saftige Schlägereien.
    Der Ruf kam um 23.17 Uhr.
    Flintrop strich zufrieden dreißig Mark ein. Er hatte auf halb zwölf getippt und lag damit am nächsten dran. Die anderen hatten den Radaubrüdern Zeit bis nach Mitternacht gegeben.
    Schuster stieg in den Einsatzwagen und setzte sich neben Look. Den kannte er von der ganzen Truppe noch am besten. Er fühlte sich ein bisschen komisch ohne Schumacher. Seitdem sie nach Kleve gekommen waren, hatten sie immer gemeinsam Dienst gemacht, waren zusammen die Quotenausländer gewesen. Und jetzt hatte man ihm auch noch die Einsatzleitung aufs Auge gedrückt, ausgerechnet bei einer Schlägerei. Er hatte sich schon immer vor Blut geekelt, und wenn er Verletzte sah, Leute, die Schmerzen hatten, wurde ihm sehr mulmig. Aber das wusste nicht einmal Schumacher.
    Er schob seine Mütze in den Nacken und stieß Look in die Seite. »Was sucht eine Blondine in ’ner Ketchupflasche?«
    Look lachte. »Heinz! Kannte ich schon, aber kennst du den? Was ist der Unterschied zwischen einem Neger und einem Autoreifen?«
    »Hm?«
    »Der Reifen fängt nicht an, Gospels zu singen, wenn man ihm Ketten anlegt. Gut, oder? Und woher weiß man, dass Polen im Land sind?«
    »Na?«
    »Die Zigeuner schließen Hausratversicherungen ab.«
    Aus dem Festzelt an der Dorfkirche klang Rumtata-Musik und Gelächter. Das hörte sich nicht dramatisch an. Schuster betrat den Saal mit forschem Schritt. Keine Spur von Randale.
    »Will uns hier einer verarschen oder wie hab ich das?«, schimpfte Look.
    Die Männer an der Theke hatten gut getankt, auch die Frauen wirkten nicht unbedingt taufrisch, selbst der Junge an der Ecke stand nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, dabei war der höchstens sechzehn.
    Schuster beugte sich zum Wirt hinüber. »Haben Sie uns angerufen?«
    Der Mann schaute kurz hoch und zapfte dann weiter. »Ja, aber die Sache hat sich inzwischen erledigt«, meinte er. »Tut mir Leid, dass ihr extra rauskommen musstet. Es sah ernst aus, war eine ganze Truppe.« Dabei füllte er ein Bierglas nach dem nächsten und stellte sie den Kellnerinnen auf ihre Tabletts.
    »Und dann sind die Bodyguards gekommen und haben aufgeräumt. Voll korrekt!«, nuschelte der Junge an der Ecke. Seine Oberlippe war aufgeplatzt und offenbar hatte er Nasenbluten gehabt.
    »Bodyguards?«, wunderte

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