Ackermann tanzt
erledigen wir.« Damit nickte er Flintrop zu und dann geschah alles gleichzeitig: Rogmanns rollten los, am Streifenwagen vorbei, der sich sofort quer stellte und die Straße blockierte. Der Bus mit dem Kameramann konnte im letzten Augenblick bremsen. Die Kollegen auf der linken Seite von Rogmanns Haus verhinderten das Ausbrechen in die andere Richtung. Kein schlechter Fang: ein VW-Bus, fünf Kleinwagen und jede Menge zeternder Reporter.
»Allgemeine Verkehrskontrolle«, sagte Flintrop. »Ihre Papiere, bitte.«
Dem aufgebrachten Kameramann legte er die Hand auf die Schulter. »Hauchen Sie mich mal an!«
Norbert van Appeldorn schloss die Haustür auf und hängte seine Jacke an die Garderobe. Er rümpfte die Nase, es roch nach Fertigsauce.
»Zieh die Schuhe aus! Ich habe gerade gewischt!«, rief Marion aus der Küche. »Wieso kommst du überhaupt so früh?«
Er stapfte auf Socken durch den Flur. Marion, Anna und Nora saßen am Küchentisch und aßen. Schon wieder Nudelpampe!
»Meinst du etwa, ich habe Zeit und Lust, ein feudales Mahl zu kochen, wenn ich den ganzen Tag im Laden gestanden habe?«, fauchte Marion. »Von den anderen nichtigen Tätigkeiten mal ganz abgesehen!«
»Ich hab mich doch gar nicht beschwert.«
»Das ist auch nicht nötig. Dein Gesicht reicht vollkommen«, knurrte sie.
Er küsste sie flüchtig aufs Haar. »Neuer Pullover? Schick!«
»Wie bitte?« Sie schaute ihn verdutzt an und runzelte die Stirn.
Nora grinste ihm frech ins Gesicht. »Wir finden Nudeln lecker.«
Er nickte nur und holte sich einen Teller aus dem Schrank. Die Besteckschublade war leer. In der Spülmaschine fand er einen Löffel und eine Gabel, spülte sie unter dem Wasserkran ab und setzte sich auf seinen Platz.
Anna hatte beide Ellbogen aufgestützt und schaufelte schweigend die Spaghetti in sich hinein.
»Na, Große, geht es dir heute schon besser?«, fragte er.
Sie zuckte kaum merklich die Achseln und hob nicht einmal den Blick vom Teller.
»Warst du in der Schule?«
»’türlich.«
Van Appeldorn biss die Zähne zusammen und nahm sich Nudeln und Sauce. »Und? War es sehr schlimm? Wegen Andreas Kaufmann, meine ich.«
Die Nudeln waren lauwarm und die Sauce schmeckte nach Konservierungsstoff, aber er hatte Hunger.
Marion stand auf und fing an, den Tisch abzuräumen. »Hör mal, wart ihr das heute mit dem Tamtam oben auf dem Bresserberg? Die ganze Stadt hat davon gesprochen.«
»Ja.« Er griff nach der Dose mit dem getrockneten Parmesan, aber Nora war schneller. Sie schwenkte sie hoch über ihrem Kopf hin und her. »Was kriege ich, wenn ich sie dir gebe?«
Mit einem energischen Dreh wand Marion ihr die Dose aus der Hand. »Schluss jetzt! Los, ab an die Hausaufgaben!«
Nora setzte übergangslos ihr Knatschgesicht auf, aber ihre Mutter knuffte sie in den Rücken. »Du hast lange genug rumgetrödelt, Fräulein. Also, ab durch die Mitte, und zwar ein bisschen plötzlich!«
Nora trollte sich, aber nicht ohne vorher noch einmal allen die Zunge rauszustrecken. Van Appeldorn achtete nicht darauf. »Björn Giltjes war bei dem Einbruch dabei«, meinte er. »Nach ihm haben wir gesucht, deshalb haben wir den Wald durchkämmt.«
Endlich sah Anna ihn mal an. »Und?«
»Nichts, keine Spur. Aber bei euch in der Schule wird doch bestimmt darüber geredet. Sperr doch mal die Ohren auf. Vielleicht hat ja jemand eine Idee, wo Björn stecken könnte.«
Anna schaute zur Tür, schrie dann auf und stürzte in den Flur. »Zieh sofort meinen Pulli aus, du dumme Sau!« Ein Klatschen, dann kreischte Nora. Marion lief und ging dazwischen. Anna heulte: »Immer nimmt das Biest meine Klamotten! Was hast du in meinem Zimmer verloren? Und meinen Lippenstift hast du auch drauf!«
»Führ dich nicht auf wie eine Verrückte«, schimpfte Marion. »Und du kleines Luder bringst sofort die Sachen zurück!«
Anna wischte sich wütend die Tränen ab, setzte sich wieder an den Küchentisch und aß langsam weiter.
»Na, wieder beruhigt?«, fragte van Appeldorn. »Also, wie ist es? Hörst du dich für mich um?«
Sie zog geringschätzig die Mundwinkel herab. »Du tickst doch nicht sauber. Was hab ich denn damit zu tun? Frag du die Leute mal schön selbst, du kriegst schließlich Knete dafür.«
»Wie bitte?« Van Appeldorn hörte selbst, wie drohend seine Stimme klang, aber er konnte es nicht mehr zurücknehmen. »Du machst es dir ganz schön leicht. Du bist schließlich auch Bürger in diesem Staat. Ihr seid nicht nur Nutznießer, meine Liebe, ihr
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