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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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wissen, was das soll«, meinte Fanny bockig.
    »Geht um Giltjes.«
    Fanny schmiss ihren Rucksack auf den Rücksitz und krabbelte hinterher. »Ist der wieder aufgetaucht?«
    »Eben nicht.« Killer fuhr los.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Zarah besorgt. »Ich hab nicht viel Zeit, hab noch was vor.«
    Nur Fanny wusste, dass Zarahs Alter einen Pünktlichkeitsfimmel hatte. Um Punkt zwei wurde gegessen, und wenn Zarah zu spät kam, setzte es schon mal was mit dem Gürtel. Je nachdem, welche Laune der Alte gerade hatte.
    »Dauert nicht lange.« Killer lenkte den Wagen Richtung Gennep. Am Englischen Friedhof fuhr er auf den Parkplatz.
    »Also, Bobo und ich, wir fragen uns die ganze Zeit, warum Giltjes nicht längst wieder aufgetaucht ist.«
    »Weil er Schiss hat«, sagte Fanny ungeduldig.
    »Und warum hat der Schiss?« Killer ließ nicht locker.
    Fanny verdrehte die Augen. »Blöde Frage.«
    »Ich sage euch, der hat uns erkannt!«
    »Was?«, schrie Zarah. »Wir hatten doch die Mützen auf.«
    Bobo machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich hab von Anfang an gesagt, ihr sollt bei der Sache nicht mitmachen. Giltjes kennt euch von der Schule. Natürlich hat der euch erkannt!«
    »Was?«, schrie Zarah wieder.
    »Deine Augen mit der schwarzen Pampe drum herum würde ich unter Hunderten erkennen.«
    »Auf jeden Fall müssen wir Giltjes finden, bevor die Chucks das tun«, unterbrach Killer ihn. »Sonst sind wir im Arsch. Wir müssen wissen, wo der sich versteckt hat. Und ihr werdet das rausfinden. Glotz nicht so, Fanny! Ihr kennt dem seine Freunde an der Schule, ihr kennt die Schwester von Kaufmann, mit dem Giltjes immer rumgehangen hat. Quetscht die aus, quetscht überhaupt alle aus. Und ich meine das ernst. Macht das klar, sonst haben wir die Kacke am dampfen. Geschnallt?«
    »Und wenn wir Björn finden?«, krächzte Fanny.
    »Da mach dir mal keinen Kopf.« Killer schnaubte. »Den übernehme ich. Und wenn ich mit dem fertig bin, macht der keinen Laut mehr, das schwör ich.«
    15
    Warum tu ich mir das eigentlich immer noch jede Woche an? Seit sechzehn Jahren trainierte Norbert van Appeldorn Jugendmannschaften beim SV Siegfried Materborn. Jahraus, jahrein, bei Wind und Wetter, dabei spielte er selbst schon seit einer Weile nicht mehr Fußball. Meistens machte ihm das Training schon Spaß, aber es gab Tage, da waren die Kerle so quer drauf, dass man graue Haare kriegte. Immer dieselben, die die Stimmung in der Gruppe versauten. Zwei, drei Problemkinder verkraftete eine Mannschaft normalerweise. Aber wenn die ihren schlech-ten Tag hatten, wurde es schwierig.
    Seine beiden Pappenheimer hatten heute die großmäulige Tour drauf, suchten Streit, mussten unbedingt ihre Kraft beweisen, und sofort war die gute Laune im Eimer gewesen. Alle waren angespannt, jeder sah sich gezwungen, irgendwie zu reagieren. Was hatte Jansen gesagt? Jeder gegen jeden, Einzelkämpfer ... In seiner Mannschaft waren in solchen Krisensituationen die Rollen klar verteilt: Es gab einige, die sich sofort an die Starken hängten und jede Randale mitmachten, ein paar tauchten ganz weg, lösten sich quasi in Luft auf, und dann waren da noch die notorischen Schlichter, die zwanghaft versuchten, durch einen Dreh alles zum Guten zu wenden. Hatte er sich wirklich mal Söhne gewünscht?
    Die meisten Trainerkollegen ließen die Spieler, wenn sie nicht spurten, zehn oder zwanzig Runden um den Platz laufen. Van Appeldorn hielt nichts davon. An solchen Tagen musste man sich etwas Besonderes einfallen lassen, damit alle wieder Spaß an der Sache bekamen.
    Jetzt lief es wieder einigermaßen rund. »Robin, räum die Hütchen weg«, rief er und klatschte in die Hände. »Trainingsspiel, kommt! Die Mannschaftsaufstellung mache ich.«
    Sein Versuch, die Eilers-Zwillinge zu trennen, endete damit, dass sich beide am Spielfeldrand niederließen und ihm den Rücken zuwandten. Ihr Problem!
    Er pfiff das Spiel an. »Zweimal fünfzehn Minuten.« Schiedsrichtern konnte man zur Not auch vom Seitenaus. Er war in den letzten Tagen genug gerannt.
    Die Zwillinge rückten langsam näher, fingen an, das Spiel zu kommentieren, laut genug, dass er jedes Wort verstehen musste.
    »Du, Trainer«, kam es dann irgendwann. »Hast du Andy gesehen, wie er tot war?«
    Das hatte ihm noch gefehlt! »Ja.«
    »Wie sah er denn aus?«
    Er dachte an Anna. »Der sah eigentlich so aus, als würde er schlafen ...«
    Dann entdeckte er Maxim Weiß bei den Umkleidekabinen und winkte. Er hielt den Zwillingen die Pfeife

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