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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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Bedburg-Hau kannte er, der war früher Kollege gewesen. Da würde ein Anruf genügen. Und dann konnte man weitersehen. Musste Norbert ja nichts von wissen.
    Er trödelte herum – ging erst einmal in Ruhe aufs Klo, holte sich Kaffee, rauchte noch eine – bis van Appeldorn endlich weg war.
    Natürlich erinnerte sich der Bürgermeister. »Jupp? Das ist ja schön! Na, was macht die Kunst?«
    Nein, er hatte keinen Sicherheitsdienst bestellt, noch nie. Wozu auch? Und wer der Veranstalter vom Scheunenfest in der Reithalle gewesen war, konnte er schnell nachfragen. War immer dasselbe Unternehmen. » Sound-Check , Jupp. Sitzt in Kessel. Der Chef heißt Pogatsch. Kann auch nicht von hier sein.«
    Kessel war gut. Ackermann musste sowieso zwei Tipps in Goch nachgehen, da konnte er auf dem Weg kurz mal bei der Firma reinschauen.
    Er hatte mit allem Möglichen gerechnet, mit einem heruntergekommenen Gehöft, halbseidenen Kerlen oder auch übrig gebliebenen Hippies, aber bestimmt nicht mit einem Neubau, der locker seine Million gekostet haben musste, und dem flotten Typen in Schlips und Kragen. Pogatsch war Anfang dreißig und so hochnäsig, dass er kaum noch Bodenkontakt hatte.
    »Wir sind das führende Unternehmen der Branche in Nordrhein-Westfalen«, protzte er mit diesem schwülstigen Wiener Akzent, den Ackermann nicht ausstehen konnte.
    »Heißt dat, Sie sind bei uns der einzige Veranstalter, oder wat?«
    »Ja, wir haben diese Form der Veranstaltung quasi erfunden. Alles, was am Niederrhein Scheunenfest heißt, wird von uns organisiert, und selbstverständlich arbeiten wir mit den besten Security-Firmen zusammen, allerdings nur an ... wie soll ich es nennen ... Brennpunkten.«
    »Un’ wat sind dat für Brennpunkte?«
    »Nun, sicherlich nicht der untere Niederrhein. Hier ist ja sozusagen die Welt noch in Ordnung.«
    »Heißt dat im Klartext, bei uns inne Gegend engagieren Sie keinen Sicherheitstrupp? Nie?«
    »Richtig, da verlassen wir uns voll und ganz auf Sie und Ihre äußerst kompetenten Kollegen. Und damit fahren wir sehr gut.«
    »Is’ dat nich’ schön?« Ackermann rückte seine Brille zurecht. »Aber mich brauchen Se nich’ einschleimen,
ich verteil keine Orden. Trotzdem, danke für die Auskunft.«
    Er war froh, als er wieder draußen an der frischen Luft war. In dem Büro roch es wie in einem französischen Puff. Nicht, dass er jemals in einem französischen Puff gewesen wäre, aber egal. Auf jeden Fall gab es keine Saalordner, auf der Kirmes nicht und nicht auf Scheunenfeten. Was waren das dann für Leute, die da auftauchten und für Ordnung sorgten? Ob das immer dieselben waren? Schwarze Klamotten ... jetzt fiel es ihm wieder ein. Gregor Weller hatte doch auch was von schwarzen Klamotten erzählt und von Motorradmützen.
    Er schnallte sich an und guckte auf seinen Zettel: Kirchstraße, Familie Gollup. Noch so welche, die bestimmt nicht von hier waren.

    Van Appeldorn war seit dreieinhalb Stunden in der Schule und fühlte sich wie gerädert. Es war ihm unerklärlich, wie jemand diesen Lärm, dieses Durcheinander, die Albernheiten und den Zoff Tag für Tag durchstehen konnte. Er machte innerlich drei Kreuze, dass er kein Pauker geworden war. Etliche Lehrer, die ihm heute über den Weg gelaufen waren, hätten auch besser daran getan, sich die Sache noch einmal zu überlegen, aber es gab doch einige, die ihren Beruf zu mögen schienen, entspannt und fröhlich wirkten. Einer von ihnen war Jansen. Er hatte die ganze Bande absolut im Griff, schien über jedes Kind Bescheid zu wissen und meisterte jede Situation. Die Schüler mochten ihn, begegneten ihm mit Respekt, dabei war der Mann nicht einmal 1,70 groß und ging dicke auf die sechzig zu.
    »Jetzt fällt mir wirklich niemand mehr ein, zu dem Björn Kontakt hat. Konnte Ihnen denn gar keiner weiterhelfen?«
    »Nein, leider nicht. Der Junge scheint nicht sehr mitteilsam zu sein.«
    Jansen nickte. »So langsam mache ich mir richtig Sorgen. Besonders nach der tragischen Geschichte mit Andreas. Wenn Björn dabei war, hat er vermutlich einen Schock.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Ich habe jetzt eine Freistunde. Wollen wir ins Lehrerzimmer gehen? Da ist es ein bisschen ruhiger.«
    Der Raum war leer. Jansen goss zwei Gläser Mineralwasser ein. »Haben Sie mit Björns Mutter gesprochen?«
    »Natürlich, eben erst wieder.«
    »Na ja, vermutlich abwegig, aber ich dachte gerade: Wenn der Junge einen Schock hatte, könnte ich mir vorstellen, dass er sich bei seiner Mutter

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