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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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Zulauf haben? Die organisieren Jugendgruppen mit Lagerfeuerromantik und allem, was dazu gehört. Die bieten den Kids was, gemeinsame Erlebnisse, Zusammengehörigkeit, so was wie eine Heimat. Inzwischen machen wir auch Gruppentraining, meine Frau in Tanz und Aerobic und ich beim Kampfsport. Und hinterher glucken wir noch ein bisschen zusammen. Das hat voll eingeschlagen.«
    Wieder nickte van Appeldorn. »Ich weiß, was Sie meinen. Ich trainiere selbst eine Jugendmannschaft im Fußball.«
    »Find ich toll. Na, aber wie gesagt, von Ihrer Geschichte da habe ich noch nie was gehört. Du, Manuela?«
    »Ich? Woher denn?«
    »Wann haben Sie denn das nächste Mal Gruppentraining? Vielleicht können wir uns dann selbst ein wenig unter den jungen Leuten umhören«, überlegte van Appeldorn.
    »Immer dienstags am frühen Abend«, antwortete Manuela Beem. »Das haben Sie gerade gestern verpasst.«
    Van Appeldorn rutschte vom Barhocker. »Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, versuchen wir es nächste Woche einmal.«
    »Aber gerne!«
    Sie verabschiedeten sich, aber dann hatte Ackermann doch noch was auf dem Herzen. »Muss man eigentlich lang trainieren, bis man so ’n Körper hat wie Sie?« Besonders Beems Schultern hatten es ihm angetan.
    »Ziemlich.«
    »Oft?«
    »Mindestens zwei Stunden täglich.«
    »Dat hatt ich befürchtet!«

18
    »Lutz?«, flüsterte Björn. »Lutz, bist du das?«
    Wieder nur ein Stöhnen.
    Das konnte nur Lutz sein! Der hatte jetzt Schule aus. Tante Martha und Onkel Bernd machten Mittagsschlaf, das wusste er. Und wenn es nicht Lutz war? Wenn es ...
    »Björn! Björn, hilf mir hoch! Ich bin’s.«
    Großer Gott! Lutz hatte überall Blut im Gesicht und an den Händen.
    Björn stürzte die Leiter hinunter. »Lutz!«
    »Die Schweine haben mir die Rippen gebrochen!«, wimmerte Lutz. »Ich kriege kaum Luft. Scheiße, tut das weh! Bleib hinter mir, ich kann schon.«
    Stöhnend nahm er Sprosse für Sprosse. Es dauerte, aber er schaffte es.
    Björn fing an zu zittern. »Was ist passiert?«
    Lutz hatte Schmerzen, aber er war auch wütend, unheimlich wütend. »Du verschwindest hier, sofort! Das waren deine Scheißrächer. Haben mich nach der Schule abgefangen und fertig gemacht. Zwei schwarze Schweine!« Er hielt sich die rechte Seite und ächzte.
    »Wer sind die?«, flüsterte Björn.
    »Woher soll ich das wissen, du Arsch? Die waren total vermummt. Auf alle Fälle verschwindest du hier und mir ist scheißegal, wohin. Ich lass mich doch wegen dir nicht umbringen!«
    »Wo, wo sind die denn jetzt?«
    »Was weiß ich denn! Draußen auf dem Hof irgendwo. Die haben gesagt, ich hätte nur eine Chance zu überleben: Ich hol dich raus oder ich bin dran. Einer von denen hat eine Pistole.«
    Björn heulte auf, steckte den Kopf zwischen die Knie und fing an, sich vor und zurück zu schaukeln.
    Lutz seufzte. »Hör zu, Kleiner, wenn mein Alter mich gleich so sieht, ruft der sowieso die Bullen. Du stellst dich einfach und die nehmen dich mit. Dann bist du in Sicherheit.«
    »Nein«, jammerte Björn, »nicht die Bullen, Lutz. Das sehen die doch. Wenn ich freikomm, dann knallen die mich ab.« Er fing wieder an zu schaukeln.
    »Lutz, hilf mir doch, Lutz!« Man konnte ihn kaum verstehen. »Nur einmal noch, bitte!«
    »Wie denn, verflucht?« Aber dann fiel ihm etwas ein. Warum war er nicht viel früher darauf gekommen? Aber das ging nicht. Wie sollten sie denn rauskommen, ohne dass die ... Oder vielleicht ...? »Hast du noch Wasser?«
    Björn hob den Kopf.
    »Los, mach! Wir müssen das Blut abwaschen. Ich hab eine Idee.«
    Björn krabbelte zur Milchkanne hinüber. »Hier!«
    »Pass auf, Kleiner, da gibt es so einen Privatschnüffler in Elten. Der hat neulich einen Vortrag bei uns in der Schule gehalten. Der ist in Ordnung, echt. Ich weiß, wo der wohnt, ich bring dich hin. Der hilft dir bestimmt.«
    »Nein, bitte Lutz.«
    »Schnauze! Wir müssen nur hier rauskommen, ohne dass die Dreckskerle uns erwischen. Aber da ist das Maisfeld hinterm Schweinestall. Wir müssen bloß durch die Spülküche. Wie spät ist es? Scheiße, mein Alter steht gleich wieder auf.«
    »Ich will nicht.«
    »Fresse! Das ist deine einzige Chance. Ich hab die Nase voll. Du kannst froh sein, dass ich ... Ich kann auch meinen Vater rufen, wenn dir das lieber ist.«
    Durch die Spülküche kamen sie leicht. Es war so still im Haus, dass das Ticken der Wanduhr wie Donnerschläge klang. Die Schweine quiekten, aber nur ganz kurz, Lutz wusste, wie man sich zu bewegen hatte.

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