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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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dem Haus gelaufen. »Um Himmels willen, Junge, wo hast du gesteckt? Wir haben schon überall angerufen. Wer ist der Mann? Hast du was angestellt? Hat er was angestellt? Wir wollten schon zur Polizei gehen. Wie siehst du denn aus?« Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    Lutz trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Da legte ihm der Mann die Hand auf die Schulter. »Guten Tag, mein Name ist Baldwin. Ihr Sohn hatte einen Unfall. Er ist gestürzt.«
    »Mit dem Mofa? Oh Gott!«
    »Ist nicht so schlimm, Mutter«, sagte Lutz. »Ich habe mir nur ein bisschen die Haut abgeschrabbt und meine Rippen tun weh, aber es ist nichts gebrochen.«
    »Und was haben Sie damit zu tun?«, fragte die Mutter misstrauisch.
    »Ich sah es passieren, als ich vorbeifuhr an der Schule.«
    »Er hat mir geholfen«, erklärte Lutz schnell. »Vielen Dank noch einmal.«
    »Oh Gott!«, rief die Mutter wieder. »Und ich dachte schon ... Du meine Güte! Bitte kommen Sie doch herein, Herr ...«
    »Baldwin. Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich fürchte, ich habe keine Zeit.«
    »Aber ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Was kann ich ...?«
    »Kein Dank!«, winkte der Mann ab. »Das ist schon in Ordnung. Ich muss nun gehen. Auf Wiedersehen, Lutz.« Er hörte sich an wie ein Ausländer.
    »Aber«, stammelte die Mutter aufgeregt, »bitte bleiben Sie noch.«
    »Sie schulden mir nichts, gnädige Frau. Ich habe nur meine Verpflichtung erfüllt. Also, auf Wiedersehen.« Er stieg ins Auto, hob noch einmal grüßend die Hand und fuhr dann ab.
    Bobo schaute Killer verstört an. »Was war das denn für eine Show?«
    Killer lächelte böse vor sich hin. »Das werden wir schon rauskriegen. Hast du den Namen verstanden?«
    »Nein ...«
    »Und was ist mit dem Auto? Hast du das Nummernschild gesehen?«
    »Nicht richtig, der stand so blöd. Aber ich glaube, das war ein Klever Kennzeichen.«
    »Scheiße, verdammte. Aber macht nichts. Von dem Schlitten fahren bestimmt nicht viele rum. Der Typ hat Knete, so viel steht fest.«

    Norbert van Appeldorn lag auf dem Rücken im Gras und spürte jeden einzelnen Lebenstag. Das Training war heute prima gelaufen, aber er hatte schon vorher gute Laune gehabt, warum, wusste er nicht so genau. Jedenfalls hatte er sich von seinen Jungs breitschlagen lassen, mal wieder selbst mitzuspielen. Verdammt gut waren die inzwischen und er hatte sich völlig verausgaben müssen, um mithalten zu können.
    »Du bist ein wenig aus der Form, glaube ich.« Maxim hatte netterweise für ihn Bälle und Hütchen eingesammelt.
    »Ein wenig ist gut. Ich hab seit zwei Jahren nichts mehr getan und die Qualmerei rächt sich auch.« Van Appeldorn setzte sich auf. »Wie machen sich deine Schützlinge? Ich hab gehört, das sind ganz nette Kerle.«
    »Das sind sie, wenn sie etwas zu tun haben. Bis jetzt geht es gut. Ich habe angeboten, Extra-Training zu geben. Mal schauen, ob sie heute kommen.«
    »Gehen die eigentlich noch zur Schule?«
    »Sie machen Sprachkurs und danach Ausbildung, entschuldige, eine Ausbildung bei dem SOS-Kinderdorf. Das wird im Oktober beginnen. Es ist gut, dass sie deutsche Freunde finden. Wenn man immer nur miteinander ist, hat man dumme Gedanken. Ah, da kommen sie ja, gut.« Er winkte die jungen Männer heran. Van Appeldorn versuchte, möglichst sportlich auf die Füße zu kommen.
    »Andrej, Dimitri, Sergej, das ist mein Freund Norbert. Er ist Trainer von der C-Jugend.«
    Die drei lächelten scheu.

    Schuster und Schumacher waren wieder vereint. Sie waren in dieser Woche nicht nur gemeinsam zur Frühschicht eingeteilt, Schumacher hatte sich auch dazu durchgerungen, seinem Freund endlich Ilona vorzustellen. Und wider Erwarten war das Treffen harmonisch verlaufen. Schuster war offensichtlich positiv überrascht gewesen und hatte sich jede abfällige Bemerkung über die Provinz verkniffen und auch Ilona hatte ihre Zunge, die hin und wieder ganz schön spitz war, im Zaum gehalten; anscheinend mochte sie Schuster. Sie hatten sich den Hof angesehen, gemeinsam Kaffee getrunken und waren erst gegangen, als es Zeit zum Melken wurde und Ilona ihr weißes Minikleid gegen einen Overall getauscht hatte. Schumacher wäre gern noch geblieben und hätte geholfen, aber er wollte das Schicksal nicht zu sehr herausfordern: Schuster im Kuhstall, das wäre zu weit gegangen.
    »Schnuckelig, deine Ilona, gefällt mir. Die hat nicht zufällig noch eine Schwester?«
    »Du bist doch in festen Händen.«
    »Noch«, meinte Schuster in einem Ton, der keine

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