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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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dein Schlitten anders aus, Jupp.«
    »Ach du Scheiße, die Radkappen! Ich werd wahnsinnig! Wie soll ich dat Kalli verklickern?«
    »Nur die Ruhe, Jupp. Guck mal da vorne unter dem Busch liegt eine. Na komm, die anderen finden wir auch noch.«

    Sigi Beem nutzte normalerweise die beiden Stunden, in denen das Studio nachmittags geschlossen war, dazu, selbst intensiv an den Geräten zu arbeiten, aber heute konnte er sich nicht konzentrieren. So hatte es keinen Sinn, er riskierte nur eine Zerrung, wenn nicht Schlimmeres. Mürrisch legte er sich das Handtuch um den Nacken und ging hinüber in den Spiegelraum, wo seine Frau ein neues Stepp-Aerobic-Programm einstudierte. Sie schaltete sofort die Musik ab, als sie seinem Blick im Spiegel begegnete.
    »Hast du was?«
    »Ich weiß nicht, Manu.« Er ließ sich auf eine Bank fallen und wischte sich mit dem Handtuch durchs Gesicht. »Ich habe irgendwie ein schlechtes Gefühl.«
    »Wegen Killer und Bobo?«
    »Ja, seit Tagen haben die sich nicht blicken lassen. Da stimmt was nicht. Bobo hat immer trainiert wie ein Irrer und Killer war bei jedem Meeting der Erste. Ich habe versucht, ihn zu erreichen, aber der hat sogar sein Handy abgeschaltet. Wenn die bloß keinen Mist bauen.«
    »Ach, komm!« Manuela setzte sich neben ihn. »Die spielen sich doch nur auf. Wahrscheinlich wollen sie nur mal testen, wie weit sie bei dir gehen können, sehen, wer der Stärkere ist.«
    »Eben, das gefällt mir gar nicht.«
    »Ach, Quatsch, bis jetzt hast du das doch immer wieder hingebogen.«
    »Ich weiß nicht. Wenn die irgendeinen Scheiß machen, hänge ich mit drin.«
    »Jetzt hör aber auf! Wieso hängst du mit drin? Du tust doch gar nichts. Wir sind doch nie mit dabei.«
    »Die finden schon einen Dreh, mich dranzukriegen, verlass dich drauf. Ach Mann, hättest du gedacht, dass die Sache so aus dem Ruder läuft? Meinst du, wir kriegen das wieder in den Griff?«
    »Uns wird schon was einfallen. Warte mal!« Manuela horchte. »Ich glaube, da ist jemand vorn an der Tür.«
    »Bleib sitzen! Wahrscheinlich bloß wieder einer, der nicht lesen kann. Es ist noch nicht fünf.«
    Aber das Klopfen wurde energischer.

    »Da muss jemand sein!«, grummelte Ackermann. »Brennt doch Licht.«
    Van Appeldorn hatte seine Dienstmarke hervorgeholt und klickte damit gegen die Scheibe. »Ach, doch noch.«
    Eine gertenschlanke, junge Frau mit einer hellroten Lockenmähne tauchte drinnen auf und schüttelte wild den Kopf. Der gelbe Catsuit, den sie trug, hatte dunkle Schweißflecken unter den Brüsten. Sie hielt ihren Arm hoch und tippte auf ihre Uhr.
    Van Appeldorn tippte auf seine Dienstmarke. Die Frau blinzelte kurz, dann klimperte der Schlüsselbund, der innen in der Tür steckte.
    »Was ist denn los?«, fragte sie unfreundlich.
    »Entschuldigung, ich weiß, Sie haben noch geschlossen, aber wir sind dienstlich hier«, meinte van Appeldorn. »Kripo Kleve. Wir würden gern mit Herrn Beem sprechen.«
    »Das ist mein Mann.« Die Sommersprossen in ihrem hellen Gesicht traten deutlich hervor. »Er duscht gerade. Ich werde ihm sagen, dass er sich beeilen soll. Setzen Sie sich doch solange drüben an die Bar. Ach, um was geht’s denn?«
    »Nur ein paar Fragen.«
    Fünf Minuten später kam sie mit ihrem Mann zurück.
    »Boah!«, entfuhr es Ackermann.
    Sigi Beem schüttelte ihnen ausführlich die Hände, lachte und setzte sich auf einen Barhocker. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Zum zweiten Mal an diesem Tag erzählte van Appeldorn seine Geschichte, wesentlich trockener diesmal, stellte Ackermann fest.
    »Eine Gruppe? Meinen Sie wirklich?« Siegfried Beem wunderte sich. »Und wer soll das sein?«
    »Tja, wir dachten, dat könnten Sie uns sagen«, meinte Ackermann.
    »Ich? Wieso denn ausgerechnet ich?«
    »Frau Beckmann hat uns zu Ihnen geschickt«, erklärte van Appeldorn. »Sie meinte, Sie hätten viel mit Jugendlichen zu tun.«
    »Die Ulli, ach so! Ja, stimmt, wir haben viele junge Leute hier. Die kriegen bei uns grundsätzlich einen Sondertarif. Wissen Sie, ich finde, die sollen lieber was für ihren Körper tun, als auf der Straße rumlungern und sich mit Alkohol und Drogen voll pumpen.«
    Van Appeldorn nickte.
    »Und irgendwie scheint das zu funktionieren, was meine Frau und ich hier machen. Wir haben immer mehr Anmeldungen. Die Kids brauchen eine Anlaufstelle. Für die tut doch heutzutage keiner mehr was, die hängen doch in einem richtigen Vakuum. Was glauben Sie, warum die DVU und die anderen Nazis heute wieder so viel

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