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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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Fragen zuließ. »Überhaupt habe ich mir einen Bauernhof anders vorgestellt. Das ist ja ein ganz moderner Betrieb. Und die Ilona hat das studiert?«
    »Ja, sie hatte schon als Kind Spaß an der Landwirtschaft. Ihr Onkel hat ihr den Hof vermacht. Der hatte keine eigenen Kinder.«
    »Ach, der Betrieb gehört ihr? Dann hat die ja richtig was an den Füßen.«
    »Hm.«
    »Guter Fang, alle Achtung.«
    »Hör auf!«
    »Nein, ehrlich, ich meine das gar nicht böse.«
    »Wir werden bald heiraten.«
    »Bist du verrückt? Wieso denn heiraten?« Schuster war entsetzt.
    »Dämliche Frage! Weil ich mit ihr zusammenleben will.«
    »Ja, dann mach doch.«
    »Auf dem Dorf geht das nicht so einfach. Die sind alle katholisch, Ilona auch.«
    »Du heiliger Strohsack! Gibt’s so was heute noch? Lässt sie dich denn überhaupt ... ich meine, durftest du denn schon mal ...«
    »Jetzt ist es aber gut! Natürlich haben wir ...«
    »Ich dachte schon! Schumi, der größte Casanova von der Polizeischule und dann eine Jungfrau!«
    »Der größte Casanova warst ja wohl du.«
    »Stopp«, rief Schuster plötzlich. »Fahr mal da vorne auf den Parkplatz.«
    »Was hast du denn jetzt schon wieder?«
    »Mach schon, halt an.«
    Schumacher bremste und bog auf den Parkplatz an der Kneipe ein.
    »Hab ich doch richtig geguckt«, stieß Schuster ihn an. »Unsere drei russischen Freunde. Was wollen die denn auf dem Materborner Fußballplatz?«
    Die drei Jungen verschwanden gerade hinter dem Tor mit dem goldenen Drachen und der Inschrift Siegfried Kampfbahn .
    »Los, wir gehen denen mal nach. Nicht, dass die wieder was anstellen.«
    »Ich hab frei«, wehrte sich Schumacher. »Wieso musst du dich immer in alles einmischen?«
    »Meine Güte, ich will doch nur mal gucken.«
    »Na gut.« Sie stiegen aus.
    »Da, das ist doch van Appeldorn, oder nicht? Was wollen die denn von dem?« Schuster ging schneller. »Gibt es Ärger, Kollege?«
    »Ärger?« Van Appeldorn sah ihnen verdattert entgegen. »Was macht ihr denn hier und wieso soll es Ärger geben?«
    Schuster lachte und zeigte auf die drei Jugendlichen. »Das sind doch unsere nackt...« Er brach ab. Mit van Appeldorn war nicht gut Kirschen essen, wenn man eine Sache in den Sand setzte, das hatte Schuster schon ein paar Mal am eigenen Leib erfahren.
    Die Jungen sahen aus, als wären sie am liebsten abgehauen. Maxim Weiß war verwirrt. Und dann dämmerte es van Appeldorn. »Du meinst, das sind die drei aus Reichswalde?«
    Schuster nickte. »Und aus Hasselt.«
    »Du bist Polizei, Trainer«, sagte Sergej und der ängstliche Unterton passte überhaupt nicht zu seinem eindrucksvoll kahlen Schädel.
    »Das ist richtig«, antwortete van Appeldorn, »aber ich bin nicht gefährlich.«
    Dimitri und Andrej lachten unsicher.
    »Wie ihr seht, gibt es hier keinen Ärger, Kollegen. Trotzdem vielen Dank.«
    Dass es Zeit wurde zu gehen, hörten die Kollegen, auch ohne dass van Appeldorn es ausdrücklich sagte.
    »Ich glaube, Freunde, ihr könnt mir helfen«, wandte er sich an die Jugendlichen. »Ich lade euch auf ein Bier ein, wenn du einverstanden bist, Maxim. Vielleicht könnt ihr mir ein paar Fragen beantworten. Keine Angst, euch passiert nichts.«
    Van Appeldorn führte das Gespräch sehr behutsam, schon weil er Maxim nicht beleidigen wollte, und er brauchte das Vertrauen der Jungen.
    Sie stammten alle aus Kasachstan, aber sie hatten sich erst hier im Wohnheim kennen gelernt. Sie kamen aus kleinen Dörfern, in denen, wie Maxim erklärte, die Zeit vor mehr als hundert Jahren stehen geblieben war. In ihren Pässen stand ›als Deutscher geboren‹, aber das hatte ihnen nichts bedeutet. Sie waren keine Außenseiter gewesen. Sie waren Russen, Bürger mit allen Rechten und Pflichten. Nicht einmal ihre Eltern hatten noch Deutsch gesprochen. Aber dann plötzlich hatten sie angefangen, vom Goldenen Westen zu reden, vom Schlaraffenland, vom Paradies. Nun waren sie hier, zuerst im Lager, jetzt in einem Wohnheim. Besonders Sergej hatte große Probleme mit seinem Vater; in der Heimat ein geachteter Mann, ein Ingenieur, arbeitete er hier in einem Kaufhaus bei einem Schlüsseldienst. Dass Maxim ein ähnliches Schicksal hatte, interessierte Sergej nicht; Maxim war nicht sein Vater.
    Ja, sie prügelten sich oft, schlugen sich mit den Leuten, die sie ›Russenschweine‹ nannten oder ›dreckige Russkis‹, Leuten, die so alt waren wie sie, mit Kevins Bande und mit anderen. Und was passierte? Kevin ging mit acht, neun Leuten auf sie los, sie

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