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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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Er hielt sich die ganze Zeit seine rechte Seite.
    Drei Meter von der Tür bis zum Maisfeld.
    »Wo sind die denn?«, keuchte Björn.
    »Keine Ahnung. Ist auch egal. Wir haben nur einen Versuch. Renn!«
    Und sie rannten.
    Vom Geräteschuppen her hörten sie einen unterdrückten Schrei und dann lief jemand los.
    Sie waren im Feld. »Lauf, lauf weiter«, hechelte Lutz. Man merkte, dass er Schmerzen hatte. Dann: »Schmeiß dich hin – jetzt! Bleib liegen, beweg dich nicht.«
    Björn roch nasse Erde, sie drang ihm in die Nase, aber er traute sich nicht, den Kopf zu drehen. Es raschelte hinter ihm, jetzt lauter, wieder leiser.
    »Die müssen hier irgendwo sein!«
    Dann wieder lauter, näher, ganz nah.

    Lutz suchte den Klingelknopf, aber da war keiner. Schließlich zog er an dem dicken Eisenzapfen, der neben dem Portal hing. Drinnen erklangen tiefe Glockentöne und nur Sekunden später wurde die Tür geöffnet.
    »Sie wünschen?«
    Björn verschwand sofort hinter Lutz. Der Mann war unheimlich groß und er hatte komische Sachen an, eine gestreifte Hose und eine lange schwarze Jacke. Sein roter Schnurrbart war an den dicken Enden hochgebogen und er bewegte die buschigen Augenbrauen, dass man Angst kriegte.
    Lutz haspelte los: »Wir brauchen Hilfe. Wir müssen Herrn Lowenberg sprechen. Er muss uns helfen. Mein Vetter hier war bei einem Einbruch dabei und da ist sein Freund umgebracht worden. Und jetzt wollen die ihn auch umbringen. Die sind hinter uns her! Sie müssen ihm helfen!«
    Hinter dem Riesen bewegte sich etwas. Ein zweiter Mann kam. Der sah auch komisch aus mit seinem weißen Anzug. »Gibt es ein Problem, Daniel?«
    »Herr Lowenberg«, rief Lutz.
    Der Riese hatte sie nicht aus den Augen gelassen. »Lowenstijn«, meinte er streng und drehte sich dann um. »Ich würde sagen, es scheint ein größeres Problem zu sein hier.«
    Jetzt tauchte eine dritte Person an der Tür auf. Björn wich noch weiter zurück. Es war eine schwarze Frau, sehr groß, sehr dünn, mit Riesenaugen.
    Lutz stammelte noch einmal los, alles von vorn.
    Lowenstijn schob sich an dem Riesen vorbei. »Daniel, ich glaube, du erschreckst die beiden. Kommt erst einmal herein.«
    Lutz rannte fast, Björn stolperte hinter ihm her. Er konnte sehen, dass der Mann im weißen Anzug unwillkürlich die Nase rümpfte. Er wurde rot und biss die Zähne zusammen.
    »So, und jetzt eins nach dem anderen«, sagte Lowenstijn. »Wir werden uns in Ruhe unterhalten. Daniel, so wie es aussieht ...«, er musterte Björn, »... brauchen wir etwas zu essen und zu trinken.«
    »Sir, die Köchin hat heute ihren freien Tag.«
    Lowenstijn wedelte ungeduldig mit der Hand. »Das weiß ich. Ich verlasse mich wie immer auf dich. Du wirst schon etwas herrichten. Wir gehen unterdessen in den Salon. Aber ich denke, der junge Mann hier sollte zunächst ein Problem beseitigen ... Jocelyne, würdest du dich darum kümmern?«
    Björn ballte die Hände zu ganz engen Fäusten. »Ich muss pissen.«
    »Ich würde sagen, das hast du schon getan«, murmelte der Riese.
    Die schöne schwarze Frau beugte sich zu Björn hinunter und blickte ihm fest in die Augen. »Wie alt bist du?« Ihre Stimme war ganz tief und ein bisschen heiser.
    Björn betrachtete den Fußboden. »Dreizehn.«
    »Ah, dreizehn. Da kannst du anfangen, ein paar nette Worte zu lernen, denkst du nicht? Man sagt: Ich möchte auf die Toilette gehen. Komm mit. Du brauchst ein Bad.«
    Björn bewegte sich nicht, sah sie auch nicht an.
    »Wie heißt du, junger Mann?«
    »Björn Giltjes.«
    »Alors, Björne, ich will dich nicht waschen. Ich zeige dir nur den Baderaum und dann werden wir Kleider für dich finden. Gehen wir. Tellement petit! Wir werden etwas von meinen Kleidern nehmen müssen.« Damit legte sie ihren Arm um seine Schultern und drückte ihn kurz an sich. »Du bist ganz warm. Hast du vielleicht Fieber? Wir werden das messen. Komm mit mir, mignon.«

    »Lass uns abhauen!«
    »Du spinnst, Bobo. Irgendwann müssen die zurückkommen. Wir haben Zeit«, meinte Killer grimmig. »Wir warten.«
    »Und wenn die Alten die Bullen rufen? Die fette Schnepfe kommt alle paar Minuten raus und guckt, wo ihr Baby bleibt. Die dreht voll am Rad.«
    »Wenn schon! Die finden uns nicht. Ej, da tut sich was!«
    Killer und Bobo verzogen sich hinter den Mähdrescher.
    Ein dicker Jaguar kam auf den Hof gerollt. Der Fahrer stieg aus, ein großer, sehr kräftiger Mann mit einem enormen, roten Schnurrbart. Er half Lutz aus dem Wagen. Sofort kam die Mutter aus

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