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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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mit ihrer Liste unterwegs gewesen waren und Ackermann selbstverständlich in jeder Kneipe Bekannte getroffen und, wie nicht anders zu erwarten, seine plumpen Scherze gemacht hatte, war van Appeldorn ruhig geblieben.
    Sie kamen nicht weiter, es war verrückt, aber bis auf die jungen Russen wollte niemand etwas von der Schwarzen Polizei gehört, geschweige denn sie gesehen haben. Ackermann hielt das für unmöglich. In Kleve verbreitete sich jede Neuigkeit in rasantem Tempo, sogar unter Leuten, die mit den jeweiligen »Sensationen« gar nichts zu tun hatten.
    Van Appeldorn erinnerte sich, dass die russischen Jungen nicht nur mit Furcht und Wut von der schwarzen Truppe gesprochen hatten, es hatte auch Respekt durchgeklungen, fast schon Bewunderung. Konnte es sein, dass den Jugendlichen das Einsatzkommando gelegen kam, dass sie die Leute mit Absicht deckten? Oder hielten sie aus lauter Angst vor Rache den Mund?
    »Norbert«, meinte Ackermann schließlich, »et hilft nix, wir müssen denen ’ne Falle stellen.«
    »Das ging mir auch gerade durch den Kopf.«
    »Pass auf, wir machen dat so wie ich damals in Grieth. Heute is’ dat Scheunenfest bei uns in Kranenburg. Wir heuern einfach ’n paar von den Jugendlichen an. Ich kenn se ja inzwischen alle. Die sollen ’ne Klopperei anzetteln, un’ wir gucken, wat passiert.«
    Van Appeldorn zeigte ihm den Vogel. »Damit uns die Chefin einen reinwürgt wegen Anstiftung zu einer Straftat. Du spinnst!«
    »Ach«, antwortete Ackermann, »dat kriegen wir schon gedeichselt. Lass mich ma’ machen.«
    »Vergiss es, Jupp. Da spiele ich nicht mit.«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Nein.«
    So schnell gab Ackermann nicht auf. »Die brauchen sich doch ga’ nich’ echt zu vertrimmen, Mensch. Et muss bloß so aussehen, als wollten die. Am besten wären ja wohl deine russischen Freunde. Die brauchen sich bloß zu zeigen, un’ schon geht et rund.«
    »Das wird ja immer schlimmer«, sagte van Appeldorn gepresst. »Dann stempelt man uns auch noch zu Ausländerfeinden.«
    »Bitte!« Ackermann schmollte. »Dann mach ich et eben alleine.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen. Außerdem ist es Quatsch, wenn du auf die Fete gehst. Die Truppe ist noch nie aufgetaucht, wenn du da warst. Du bist doch bekannt wie ein bunter Hund. So lange du da rumtanzt, rühren die keinen Finger.«
    »Aber dich kennt kein Schwein ... Obwohl, dir kauft dat auch keiner ab, dat du da zum Abtanzen hingehs’ ... Warte ma’, genau, dat isset! Ich hab da ’n alten Kumpel, der hat ’ne Pommesbude, die baut der immer auffe Scheunenfete auf. Der lässt dich sicher hinter de Theke, wenn ich den frag. Von da aus hasse alles im Blick.«
    Van Appeldorn entspannte sich. »Das wäre eine Möglichkeit. Und wenn es stimmt, was du erzählt hast, dass es eigentlich immer irgendwann Stunk gibt, dann müssen wir doch nur abwarten.«
    »Ja, ja, un’ wenn ich ein, zwei Leute ’n bisken heiß mach, dann sach ich et dir nich’. Dann bis’ du aussem Schneider.«
    »Ackermann ...«
    »Lass stecken! Also am besten, wir nehmen dein Auto, dat kennt keiner. Du stehs’ inne Pommesbude un’ ich verkriech mich draußen ir’ndwo. Ich kenn mich da ja aus. Wir können bloß keinen Funk mitnehmen, dat geht nich’. Grübel, grübel. Wat wir brauchen, sind Spitzel, die zwischen uns hin- und herpendeln. Die Nadine is’ dabei, davon geh ich aus. Wie is’ dat mit deine Anna?«
    »Das kannst du getrost vergessen. Außerdem kann ich ihr doch nicht einerseits verbieten, auf diese Feten zu gehen, und dann nehme ich sie selbst mit.«
    »Warum denn nich’? Jeder lernt dazu. Sogar so ’n alter Sturkopp wie du.«

    Der großartige Plan ging gründlich in die Hose. Ackermanns Kumpel hatte nichts dagegen gehabt, in einem Polizeidrama mitzuwirken. Er hatte sich gefreut über die kostenlose Hilfe und hatte darum gebeten, van Appeldorn möge sich schon um neun Uhr einfinden, da sei der Andrang immer besonders groß. Van Appeldorn verabscheute den Geruch von altem Fett und dieses hier konnte seit dem letzten Krieg nicht mehr gewechselt worden sein. Schon um zehn Uhr war ihm schlecht, aber er musste durchhalten, denn Jupp hatte ihm erklärt, vor Mitternacht liefe normalerweise nichts ab. Ackermann hatte ein sicheres Versteck draußen gefunden, das leider einen Nachteil aufwies: Es hatte kein Dach. Um halb zehn fing es an zu regnen und hörte nicht wieder auf. Nadine spielte gern die Mittlerin zwischen den beiden Polizisten, aber als ihr Vater sie

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